Unterwegs ließ sich Buckingham alles, was d'Artagnan wusste, berichten. Schon in kurzer Zeit erreichten sie London und den Palais. Sie eilten die Treppe hinauf, durch mehrere elegante Salons, bis ins Schlafgemach des Herzogs.
Auf einer prachtvollen Kommode stand das Kästchen aus Rosenholz mit den Diamantknöpfen. Der Herzog öffnete es. "Seht", sagte er und nahm eine mit glitzernden Diamanten besetzte Schleife heraus. "Hier sind die kostbaren Knöpfe, die ich geschworen hatte, mit ins Grab zu nehmen."
Er küsste jeden einzelnen der Reihe nach, fuhr aber plötzlich mit einem Schrei in die Höhe.
"Was fehlt Euch, Mylord?", fragte d'Artagnan.
"Alles ist verloren!", rief Buckingham, dem das Blut aus dem Gesicht gewichen war. "Zwei Knöpfe fehlen - es sind nur noch zehn! Jemand muss sie im Auftrag des Kardinals gestohlen haben. Seht, die Ösen, an denen sie befestigt waren, sind durchgeschnitten."
"Wer kann der Dieb sein? Vielleicht befinden sie sich noch in dessen Händen."
"Wartet, lasst mich nachdenken… natürlich, ich habe sie nur ein einziges Mal getragen. Auf dem Ball des Königs auf Schloss Windsor vor acht Tagen. Die Gräfin Winter, wir waren im Streit und an diesem Abend wollte sie sich versöhnen. Aber das war nur ihre Rache. Sie muss eine Spionin des Kardinals sein. Er ist ein gefährlicher Gegner. Wann findet der Ball statt, von dem die Königin schreibt?"
"Nächsten Montag."
"In fünf Tagen also? So viel Zeit werden wir nicht benötigen."
Der Herzog von Buckingham befahl die sofortige Sperrung aller britischen Häfen. Offiziell ließ er verkünden, dass der Krieg gegen Frankreich beschlossene Sache und die Hafensperre die erste feindliche Maßnahme Englands sei.
Noch als d'Artagnan über die Befehle des Herzogs staunte, trat der Juwelier ein. Er war Ire und einer der geschicktesten seiner Art. Buckingham bot ihm dreitausend Goldstücke, wenn er die beiden fehlenden Knöpfe bis zum übernächsten Tag anfertigte.
Um elf Uhr zwei Tage später waren die beiden Diamantknöpfe fertig, und es war unmöglich, die neuen von den alten zu unterscheiden. Der Herzog übergab d'Artagnan die Knöpfe, ohne das Kästchen und gab ihm Anweisungen für die Rückreise.
"Geht zum Hafen, fragt nach der Brigg "Sund" und übergebt dem Kapitän diesen Brief. Er bringt Euch nach Saint-Valéry. Dort angekommen, geht Ihr in die einzige Herberge, und nennt dem Wirt die Parole "Vorwärts!" Er wird Euch ein gesatteltes Pferd geben und den richtigen Weg zeigen. In der gleichen Weise werden Euch noch viermal Pferde zur Verfügung stehen. Wenn Ihr wollt, hinterlasst jedes Mal Eure Pariser Adresse, und die Pferde werden Euch nachgeschickt.
Ein Pferd für Euch und Eure tapferen Kameraden werdet Ihr kaum ausschlagen, zumal Ihr mit den Tieren gegen uns in den Krieg ziehen könnt. Der Zweck heiligt die Mittel, nicht wahr?"
"Allerdings, Mylord! Ein solches Geschenk nehme ich, und wenn es sein muss, werde ich davon guten Gebrauch machen."
"Und nun Eure Hand, junger Mann! Vielleicht treffen wir uns bald auf dem Kriegsfeld, doch bis dahin bleiben wir gute Freunde."
"Ja, Mylord."
D'Artagnan grüßte den Herzog und eilte zum Hafen. Alles traf er genau so an, wie der Herzog von Buckingham es beschrieben hatte. Abends um neun traf er im Hof des Herrn de Tréville ein. Der machte kein großes Aufheben und entließ den Gascogner zur Wachablösung im Louvre.