Laura Vicuña war am 5. April 1891 in Chile zur Welt gekommen. Bürgerkrieg und Willkür machten dem Kind das Leben schwer, Schutz fand sie - zumindest zunächst - bei den Don-Bosco-Schwestern.
Don Bosco war ein junger Priester, als er 1841 einen arbeitslosen Maurerlehrling in seine Obhut nahm. Seitdem kam er kaum noch zur Ruhe. Denn in Turin, der Heimatstadt Don Boscos, gab es viele vernachlässigte und hilfsbedürftige Jugendliche; manche standen sogar am Anfang einer kriminellen Karriere. Ihnen wollte Don Bosco ein Zuhause geben.1859 gründete er deshalb die Ordensgemeinschaft der Salesianer. 13 Jahre später kam unter seiner Führung das weibliche Pendant hinzu: Die "Don-Bosco-Schwestern" sollten sich fortan um Mädchen kümmern, die eine zweifelhafte Zukunft vor sich hatten.
Mühsam über Wasser gehalten
Der Orden verbreitete sich rasch um die ganze Welt. Heime, Kirchen, Schulen und Ausbildungsstätten wurden errichtet. Überall sammelten die Salesianer junge Menschen um sich, um ihnen helfend und beratend zur Seite zu stehen. Don Boscos Gebot der Fröhlichkeit stand und steht dabei an erster Stelle. Denn, so sagte Don Bosco einmal: "Ein Heiliger, der traurig ist, ist ein trauriger Heiliger."
Kein Wunder, dass sich auch eine gewisse Laura Vicuña auf Anhieb bei den salesianischen Schwestern wohlfühlte. Sie hatte in ihrem jungen Leben noch nicht viel zu lachen gehabt. Am 5. April 1891 war sie in Chile zur Welt gekommen. Ihre Eltern gehörten zur "High Societey". Sogar ein Erzbischof war unter den engeren Verwandten. Während des Bürgerkriegs musste die Familie in die Hochebene der Anden fliehen. Als der Vater starb, hielt die Mutter sich und ihre beiden kleinen Mädchen mühsam über Wasser.
Brutaler Gutsbesitzer
1899 entschloss sie sich, nach Argentinien zu ziehen. Die Familie kam auf einem Gutshof unter. Der Besitzer interessierte sich jedoch nicht nur für die Mutter, sondern auch für die inzwischen achtjährige Laura. Als sich Laura bei einem Fest weigerte, mit ihm zu tanzen, band er die Mutter an einen Pfahl und peitschte sie aus. Einige Kilometer vom Gutshof entfernt gab es eine Niederlassung der Don Bosco Schwestern. Ihnen vertraute Lauras Mutter die beiden Kinder an. Lauras Schwester zeigte sich weniger begeistert. Laura jedoch hatte endlich einen Zufluchtsort gefunden und wäre gern als Novizin in den Orden eingetreten. Doch dafür war sie noch zu jung. Aus Sorge um ihre Mutter bot das fromme Mädchen Gott ihr eigenes Leben als Opfer an, falls ihre Mutter sich bekehren und von ihrem brutalen Lebensgefährten trennen würde.
Bald darauf zog sich Laura eine Erkältung zu, von der sie sich nicht mehr erholen sollte. Als sie noch einmal ihre Mutter sehen wollte, versuchte der Gutsherr, Laura zu vergewaltigen. Sie schleppte sich aus dem Haus, um zu den Schwestern zu fliehen, doch er hielt sie fest und schlug sie zusammen. Wenige Tage danach starb die 13-Jährige. Jetzt endlich trennte sich die Mutter von dem Gutsherrn und kehrte nach Chile zurück.