Was sind "Spezialisten für innerbetriebliche Fördertechnik von materieller Kommunikation"? Rohrposttechniker! 22. August 1933 verlangte die Post einen Zuschlag von 10 Pfennig für die Eilzustellung per Rohrpost.
Wer hört denn heute auf einer Party noch hin, wenn jemand meint, er sei "Pre-Sales Manager", "IT-Consultant" oder "Application Engineer". Tausende haben Berufe, die alle gut klingen, von denen aber kaum jemand weiß, was sie eigentlich sollen - die, die den Beruf haben eingeschlossen. Und: Letztlich ist ein solcher Beruf oft stinklangweilig! Wie elektrisiert ist da doch die erhabene Partygesellschaft, wenn einer schlicht meint, er sei "Rohrpostmechaniker": "Rohrpostmechaniker! Sapperlot! Gibt´s das denn noch? Was macht man da eigentlich?" Und schon steht der Mensch mit dem antiquiert klingenden Beruf im Mittelpunkt. Vielleicht ist auch ein bisschen abschätzige Neugier mit dabei: "Wie schön! Schnell nochmal ein Exemplar einer aussterbenden Spezies kennen lernen!"
Fahrgast in der Rohrpost
Doch 'aussterbend'? Von wegen: Die Spezies der Rohpostmechaniker stirbt nicht aus. Sie ist zwar stark geschrumpft, doch ersetzbar ist sie trotz E-Mail, SMS und Telefon nicht. Denn die "Spezialisten für innerbetriebliche Fördertechnik von materieller Kommunikation" - wie sie sich etwas unverständlich nennen - transportieren etwas, das auf elektronischem Weg einfach nicht transportierbar ist: z.B. Bargeld, Blutkonserven oder kleine Werkstücke. Also alles, was man auf Raumschiff Enterprise maximal beamen könnte!
Und man mag es glauben oder nicht: In den "Bomben" - so hießen die Röhrchen noch bis zur Blütezeit der RAF - wurden auch schon Menschen durch unterirdische Rohrsysteme geschossen! Na ja gut, 'geschossen' ... Auf der einen Seite wurde mit viel Energie Luftunterdruck erzeugt und auf der anderen Seite mit viel Luft hinterhergeblasen. Aber immerhin: In New York beförderten bereits Anfang der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts gut 30 Meter lange "Bomben" mehrere hunderttausend Passagiere. Gegen die aufkommenden U-Bahnen konnten sich die Luftdruck-Gefährte allerdings nicht durchsetzen.
Konkurrenz zur Telegrafie
Aber ursprünglich waren sie auch nicht zur Personenbeförderung gedacht, sondern eigentlich als Konkurrenz für die elektronische Kommunikation. Natürlich nahmen sie damals noch nicht E-Mails und SMS die Arbeit ab, aber der Telegrafie. Denn die war so beliebt, dass sie in den meisten Städten völlig überlastet war. Zudem war die Informationsbeförderung via Rohrpost schlicht billiger. Telegraphie-Beamte waren nämlich besser ausgebildet als Rohrpostmechaniker und bekamen deshalb mehr Geld. Daran änderte sich auch nichts, als am 22. August 1933 die Post in Berlin und München mit den Preisen nachlegte: Ab jetzt wurde für eilige Briefe per Röhrchen ein Zuschlag von 10 Pfennig erhoben.