Er hat ein Phänomen erforscht und benannt, das heute die meisten kennen - das der "self-fullfilling prophecy", der sich selbsterfüllenden Voraussage: Der amerikanische Soziologieprofessor Robert K. Merton, der als Robert Meyer Schkolnick am 5. Juli 1910 in Philadelphia geboren worden ist.
Nichts scheint die Menschen mehr zu interessieren als ihre eigene Zukunft. Millionen Horoskopleser beweisen das. Und wehe, der Blick in die Sterne fällt enttäuschend aus. Das kann einem den ganzen Tag vermasseln. Oder etwa nicht? Andersherum: Was aber nützt die berauschendste Mars-Venus-Konstellation, wenn der Chef schlechte Laune - oder das Kind Masern hat? Kommen Sie also zurück auf die Erde! Auch wenn das gar nicht so einfach ist. Schließlich ist der Glaube an überirdische Kräfte so alt wie die Menschheit ... mögen da die Sozialwissenschaftler noch so eifrig herumwerkeln, um uns klar zu machen, dass "jeder seines Glückes Schmied" ist ... weitgehend zumindest ...
Denn - und das stammt aus denselben Quellen - wir werden ja auch geprägt durch Schicksalhaftes: unsere genetische Ausstattung, unser Elternhaus etc ... Faktoren, die unsere Position und das heißt im Klartext, unsere Chancen auf Lebensglück zu determinieren scheinen. Noch lange kein Grund, klein beizugeben! Das hat nicht zuletzt der am 5. Juli 1910 im Arbeiterviertel von Philadelphia als Sohn osteuropäischer Einwanderer geborene Robert Meyer Schkolnick eindrucksvoll bewiesen. Ab seinem 5. Lebensjahr nutzte er alle Chancen, denn er hatte kaum welche. Die benachbarte Bücherei erkor er zur "Privatbibliothek", wo die Bibliothekare - fasziniert vom Bildungshunger des Kleinen - ihm den Weg in die Welt des Buches wiesen. Ein weiterer wichtiger Mentor, "Hop", der dem Jungen die Erfolgsideale der amerikanischen Gesellschaft verklickerte und ihm zudem das Zaubern beibrachte. Auf selbst gedruckten Visitenkarten versprach der sich nun Robert K. Merlin nennende Emigrantensohn "enchanting mysteries" - "bezaubernde Rätsel" also.
Was ihn persönlich immer mehr verzauberte war die Entschlüsselung der komplizierten Beziehungsgeflechte der Menschen untereinander. Den unsichtbaren Gesetzen von gelingender und misslingender Anpassung an die Umwelt widmete der Harvardstudent und spätere Professor der Soziologie seine ganze Aufmerksamkeit.
Wobei es Merton, wie sich Merlin inzwischen nannte, weniger darum ging, hoch komplizierte Theorien zu entwickeln, sondern Verstehbares für Jedermann und Jedefrau zu verbreiten.
So benannte und erforschte Merton ein Phänomen, dass die meisten von uns kennen werden, das der "self-fullfilling prophecy" - die sich selbsterfüllende Voraussage.
Klingt ihnen nicht auch so manche Bemerkung einer wichtigen Bezugsperson noch heute in den Ohren? Beispielsweise die, dass es doch besser sei, den Mund zu halten, weil da doch nichts Gescheites herauskäme? Kein Wunder, wenn Sie noch im Erwachsenenalter feuchte Hände und Angstattacken bekommen, nur weil Sie beim Meeting um ihre Meinung gebeten werden! Natürlich funktioniert es auch andersrum. Das nutzte man, um unterprivilegierten Kindern Lernerfolge zu ermöglichen. Wurden Lehrer nämlich darauf hingewiesen, dass sie es mit besonders förderungswürdigen Schülern zu tun hatten, erreichten diese tatsächlich bessere Leistungen als vergleichbare Mitschüler. Auch positive innere Sätze wie: "Ich werde in der Prüfung gut zurechtkommen!" oder "Die Party wird ein voller Erfolg für mich, weil dort viele nette Leute sind!" können auf Dauer sehr wirksam sein.