100 Prozent! Das war die geniale Trefferquote des ersten Wetterberichts, der je in einer Zeitung veröffentlicht wurde - am 14. Mai 1692, in einem Londoner Wochenblatt. Trotzdem wäre man heute damit nicht mehr zufrieden.
Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur unpassende Kleidung. Das sagt der Volksmund des 21. Jahrhunderts und verrät damit, dass ihn das Wetter eigentlich nur noch in Hinblick auf den nächsten Ausflug interessiert. In alten Zeiten war das anders, da gab es schlechtes Wetter, starken Frost zum Beispiel, der auf dem Feld die Keimlinge erfrieren ließ, Dürreperioden, in denen das Gras verdorrte oder Hagelschauer, die binnen weniger Minuten die Weizenernte eines ganzen Sommers vernichteten. Das Wetter bestimmte einst Wohl und Wehe der Menschen, und entsprechend groß war der Respekt vor seinen Launen: Wettergottheiten wurden mit Opfergaben besänftigt, gegen Hagelwolken kämpfte man mit Glockengeläut und Böllerschüssen.
Unschlagbare Trefferquote
Der Himmel stand unter ständiger Beobachtung, damit jedes Anzeichen eines drohenden Wetterwechsels sofort entdeckt werden konnte. Besonders die Alten taten sich dabei hervor; sie hatten schon oft genug miterlebt, was geschah, wenn sich der Hausberg in Nebel hüllte oder wenn plötzlich der ganze Horizont in grünes Licht getaucht war. Einige dieser Erfahrungen sind bis heute in den so genannten Bauernregeln überliefert - etwa die von den Eisheiligen, die Mitte Mai noch einmal Kälte zu uns bringen. Die Diener der Wissenschaft haben diese Bauernregeln lange belächelt - bis sie herausgefunden haben, dass diese Vorhersagen eine Trefferquote zwischen 75 und 90 Prozent haben - das ist nicht viel schlechter als manche Fernseh-Wettervorhersage.
Doch es ist nichts gegen die Trefferquote des ersten Wetterberichtes, der jemals in den Medien veröffentlicht worden ist. Der brachte es nämlich auf unschlagbare 100 Prozent - und zwar ganz einfach deshalb, weil es sich dabei nicht um eine Vorhersage gehandelt hat, sondern um einen Rückblick. Am 14. Mai des Jahres 1692 erschien im Londoner Wochenblatt "Sammlung für den Fortschritt von Landwirtschaft und Handel" eine Tabelle mit den Luftdruckwerten und Windstärken, gemessen genau ein Jahr zuvor an verschiedenen Standorten in ganz England. Welche Schlüsse man daraus für das derzeitige und das kommende Wetter ziehen konnte, überließ der Verleger ganz der geneigten Leserschaft. Die fand das offenbar völlig in Ordnung, denn ab sofort enthielt jede Ausgabe des Wochenblattes einen derartigen Wetterbericht, und andere Zeitungen fingen schon bald an, das nachzuahmen.
Wie Mutti immer sagte …
Der Blick heutiger Meteorologen geht natürlich in die Zukunft, und da ist die Fehlerquote naturgemäß deutlich höher. Vorjahres-Daten aber spielen für die Prognosen nach wie vor eine große Rolle. Die Werte werden in unzähligen Mess-Stationen eingesammelt, mit der Hilfe von Satelliten und Ballons, von Verkehrsflugzeugen und Wetterschiffen. Und trotzdem passiert es immer mal wieder, dass alles ganz anders kommt als angekündigt. Kein Grund zur Aufregung! Denn wir alle wissen ja: es gibt kein schlechtes Wetter - es gibt nur unpassende Kleidung. Oder, wie Mutti immer sagte: Kind, nimm den Schirm mit.