Erste Nylonstrümpfe auf dem Markt(120515)

Am 15. Mai 1940 kamen die ersten Nylons auf den Markt, und sofort wussten die Männer, dass das Gespinst ein großartiges Mitbringsel ist. Raffiniert, teuer und empfindlich - wie die Dame selbst.

Es gibt Momente, die irritieren einfach. Das geht schon beim Blick ins Gefrierfach los: Was soll es bedeuten, wenn dort nicht nur eine Packung Vanilleeis liegt, sondern auch eine mit Nylonstrümpfen? Damen-Nylons? Im Gefrierfach? Irritation!

 

Kalter Faden, glattes Bein

Haben wir es mit  Alzheimer oder mit Ausgebufftheit zu tun? Erhöhte Aufmerksamkeit ist in beiden Fällen geboten. Denn wer solch zartes Gewebe ins Gefrierfach packt, kennt sich zumindest mit Nylonfäden echt gut aus. Männer tun das eher selten.

 

Und bei Frauen sind es die ausgebufften, die ihre delikaten Strümpfe immer direkt aus dem Gefrierfach anziehen. Einfach, weil das dann viel leichter geht. Eiskalt gleiten Nylonfäden eben robuster und müheloser über glatte Beine. Wie sich so ein kühler und zarter Damenstrumpf am eigenen Bein anfühlt? Ausprobieren!

 

Sollte den einen oder anderen Mann so große Neugier überkommen, dass er die Strümpfe selbst ins Kühlfach wirft, um sie dann über die eigenen Beine zu streifen, könnte das wiederum Irritation auslösen. Bei den Frauen. Männer in beinlangen Strümpfen? Abgesehen von Hochseilartisten und Balletttänzern ein "No Go"! Im Zeitalter der Kunstfaser haben sich Männer längstens und komplett aus diesem "Modesegment" zurück gezogen.

 

Dabei waren sie aber trotzdem, als am 15. Mai 1940 in den USA die ersten echten Nylonstrümpfe auf den Markt kamen. Bis zu 250 Dollar kostete damals ein Paar. Trotzdem waren die ersten vier Millionen Paare schon nach vier Tagen ausverkauft. Auch clevere Männer wussten damals offenbar, dass diese Strümpfe, als Mitbringsel echt gut ankommen.

 

Aber Irritation ist noch ein harmloser Ausdruck für das Gefühl, das die erste Laufmasche in diesen sündhaft teuren Teilen bedeutete. Eine Laufmasche! Dabei demonstrierten die fahrenden Händler die Reißfestigkeit der neuen Strümpfe gern, indem sie mit den Kundinnen eine Art Tauziehen an einem Strumpf veranstalteten. So robust, war der neue Nylonfaden! Als Strick natürlich schon, aber als zartes Gespinst eben doch nicht mehr so sehr.

 

Wild auf enge, lange Strümpfe

Und um Zartheit und Anschmiegsamkeit geht es nun mal, seit die Strumpfmode allein von Frauen beherrscht wird. Manche Exemplare sind kaum mehr als ein feines Make Up an den Beinen. Aber so ist der Mensch! Bunte Beine gefallen uns einfach.

 

Schon die Edelmänner Trojas haben beinlange, eng anliegende, farbige Strümpfe  getragen. Und in Europa waren sie aus der höfischen Mode des Mittelalters genauso wenig weg zu denken wie aus der Renaissance-Mode in den steinreichen Handelsstädten.

 

Und schlecht schauten die Männer darin wirklich nicht aus, wie man auf zahlreichen Gemälden aus diesen Jahrhunderten immer noch sehen kann. Und sie wussten es! Anders lässt sich gar nicht erklären, warum Männer so wild auf enge, lange Strümpfe waren, dass sie sich direkt in sie hinein nähen ließen. Und dann war Stehen angesagt, oder zierliches Gehen. Denn besonders dehnbar waren Strümpfe damals nicht. Man strickte sie nicht, sondern webte sie und nähte sie dann passend zusammen. Wollte der Mann sich bücken, musste er mindestens die Halterungen oben öffnen. Das sah zwar irgendwie neckisch aus, muss aber über die Jahrhunderte doch etwas unpraktisch gewesen sein.

 

Warum sonst haben die Männer den Frauen dieses attraktive Kleidungsstück so gänzlich überlassen? Ist doch ... irritierend.