Das Verhältnis von Mensch und Maus war noch nie das beste, obwohl die Maus mit dem Menschen eigentlich gar keine Probleme hätte, wenn dieser ihr nicht ständig nachstellen würde. Am 27. Juni 1899 wurde die Mausefalle patentiert.
Käse, Wurst, Nutella - was dem Menschen schmeckt, schmeckt auch der Maus. Doch damit hat es sich auch schon. Mensch und Maus fühlen sich alles andere als freundschaftlich verbunden. Im Gegenteil: Die Maus ist und bleibt ein lästiger Vielfraß und der Mensch ihr ärgster Feind. Den leise umhertrippelnden Plagegeist loszuwerden, hat seit jeher zu Höchstleistungen inspiriert. Doch mit den meisten Tricks ist dem Tier nicht beizukommen. Die Maus gewinnt. Fast immer.
Maus unter Druck
Ganz offenbar ist die Maus ein durchaus ernst zu nehmender Konkurrent. Und in der Tat: Sie braucht ein Minimum an Nahrung für ein Maximum an Ausdauer und Leistungsfähigkeit. Die kleinen Nagezähnchen schaffen Ziegelsteine, Plastik und sogar dünnes Stahldrahtgewebe. An rauen Wänden kann sie senkrecht emporlaufen und kommt durch Löcher, die kleiner sind als ein Zentimeter - übrigens dank ihrer Schädelknochen, die eine unter Druck geratene Maus gegeneinander verschieben kann. Sie liebt, was von Hamburgern, Bratwürsten und Pommes übrigbleibt, hat aber auch kein Problem mit weniger ansprechenden Alternativen. Verhaltensforscher haben Kirchenmäuse mit Infrarot-Geräten überwacht und festgestellt: Sie ernähren sich nachweißlich von Spinnweben, Kitt und Staub - und waren putzmunter dabei.
Um dem ewig heißhungrigen Nichtsnutz kurzen Prozess zu machen, hat der Mensch die kühnsten Fallen ersonnen: Der Tod kommt durch Ertränken, Erschlagen, Zerquetschen. Es gibt Klotzfallen, Schlagfallen, Würgefallen. Und im Lauf der Jahrhunderte entstanden solch abstruse Tötungs-Automaten wie die Mäuse-Guillotine, die Mäuse-Vergasungs- und die Mäuse-Selbstschussanlage. Es gibt Mäuseschnäpper und Mäusehämmer, Kippbrücken und Mäuse-Einbahnstraßen - in der angespitzte Drahtenden eine Rückkehr ins rettende Freie unmöglich machen. Im 21. Jahrhundert gehen Fallensteller sogar mit Lichtschranke, Infrarotdiode und Elektromagnet auf Jagd. Dass dem menschlichen Erfindungsreichtum wirklich keine Grenzen gesetzt sind, das zeigt übrigens auch eine High-Tech-Mäusefalle, die bei Fangerfolg automatisch eine Nachricht per E-Mail oder SMS absetzt.
Dabei braucht diese Lebendfalle weder Batterie noch Stromanschluss: Die Energie für das Signal auf Handy oder Computer erzeugt die Maus in der Falle selbst. Darauf muss man erst mal kommen.
Weibliche Anatomie
Die gemeine klassische Mausefalle, die in jedem Kaufhaus im Fünferpack zu haben ist, funktioniert hingegen auf ebenso primitive wie todbringende Weise: Die Apparatur, die am 27. Juni 1899 von James Henry Atkinson in Großbritannien zum Patent angemeldet wurde, besteht einzig und allein aus einer gespannten Metallfeder auf einem Holzbrett: Kommt eine Maus vorbeigehuscht, löst sich der Bügel und zerschlägt dem Plagegeist mit lautem Knall das Rückgrat. Zwar hat der Eisenhändler noch ein Aufzugssystem für Rollläden, ein Aschesieb für Kamine und ein System zum Erhitzen von Bügeleisen entwickelt, doch seine wahre Liebe galt schlicht und einfach dem Fangen von Mäusen.