Linksverkehr - eine Idee der spleenigen Briten? Nein, schon die alten Römer hielten sich auf der Straße links, aus gutem Grund. Die Schweden hielten daran fest - bis zum 3. September 1967. Dann hieß es Seiten wechseln!
Eine Reise kann es in sich haben. Vor allem nach England. Schon das Überqueren der Hauptstraße will geübt sein. Wir sind es gewöhnt, nach links zu schauen und loszulaufen, wenn nichts kommt. Aber Vorsicht: in London ist das anders. Auf einmal schießt rechts ein gelbes Taxi heran. Natürlich: In England herrscht Linksverkehr. Da lauert das Ungemach rechter Hand, weil das Taxi links fährt. Man kennt sich hinten und vorne, also rechts und links, nicht mehr aus.
Rechtsträger - Linksfahrer
Steigern lässt sich die Verwirrung noch im Auto, weil da alles noch viel schneller geht. Wie ein Mantra sagt der deutsche Autofahrer in England oder Australien vor sich hin: links fahren, links fahren, links fahren. Das klappt noch. Aber dann kommt die Kreuzung. Abbiegen und schon landet man intuitiv auf der rechten Spur, die Macht der Gewohnheit. Dann heißt es, das Steuer herumreißen, schnell links rüber und wieder das Mantra: Links fahren, links fahren, links fahren.
Warum eigentlich? Die ganze Welt fährt rechts. Nur nicht die unbeugsamen Briten, diese Euroverweigerer. Und die Bewohner ihrer ehemaligen Kolonien. Denen haben die Briten den Linksverkehr auch aufgedrückt. Aus Tradition sozusagen. Weil ja auch im alten Rom schon alle links gefahren sind. Aber wie bitteschön ist der Römer auf den Linksverkehr gekommen? Ganz einfach: Damals waren die Herrschaften noch hoch zu Ross unterwegs. Reiter und Soldaten hatten eine Lanze im Schaft stecken. Wenn jemand dumm kam, mussten sie sich stante pede verteidigen, sprich: auf der Stelle. Und da war für den Rechtshänder der Linksverkehr eindeutig besser zu handeln. Also schnell das Schwert gezückt und den direkt Vorbeireitenden mit einem Hieb fast mühelos geköpft. Das also ist die Tradition, an die der Commonwealth anknüpft.
Zügel links - Kutsche rechts
Dagegen ist unsereins fein raus mit dem Rechtsverkehr. Zumindest steht von der Guillotine hoch zu Ross nichts in deutschen Geschichtsbüchern. Schon eher vom biederen Pragmatismus der Kutscher, die rechts die Peitsche und links die Zügel gehalten haben. Um den Gaul dabei fest im Griff zu haben, rutschten sie auf dem Kutschbock lieber nach links. Gefahren aber sind sie dann meist am rechten Straßenrand, um so den Gegenverkehr von einer Mittelposition aus besser sehen zu können. Meist fuhren sie also rechts, aber nicht immer. Das Hin und Her sorgte für Chaos und Unfälle auf den Straßen. Das war nichts für Napoleon Bonaparte. Kurzerhand setzte er den Rechtsverkehr durch - eine Regelung, die auch das Königreich Bayern gut hieß.