1912 erschien Hörbigers Hauptwerk, die "Glazial-Kosmogonie": ein 800 Seiten starkes Buch, das aber von kaum einem gutgeheißen wurde. Die Astronomen und Meteorologen behaupteten, die "Welteislehre" sei ein Rückschritt in eine Zeit, als die Wissenschaft noch mehr Fantasie war als Wissenschaft. Positiven Widerhall fand Hörbiger dagegen bei interessierten Laien, und später - was er aber nicht mehr erlebte, denn 1931, am 11. Oktober, ist er gestorben - bei den Nationalsozialisten. Ihnen war die Welteislehre eine Erleichterung, eine arisch-deutsche Erlösung von der jüdischen Relativitätstheorie eines Albert Einstein. Die Nazis gründeten Vereine und Institute zur Förderung der Lehre vom Welteneis, und hätte das Tausendjährige Reich tatsächlich tausend Jahre gedauert, dann wären die meisten von uns heute davon überzeugt, dass unser schöner Mond aus kaltem Eis besteht. So aber sitzen wir hier und schauen zum Himmel hinauf und sonnen uns in dem Wissen, dass es auf dem Mond auch nicht recht viel anders als zugeht als bei uns auf der guten alten Erde. Mit Dreck und Staub und großen Steinen. Und das ist doch ausgesprochen trostreich.
Das ganze Weltall außer den Sonnen besteht aus Eis! Hans Hörbigers Welteislehre hat kaum Anhänger gefunden, doch die Nazis fanden sie plausibel. Dafür konnte Hörbiger allerdings nichts mehr. Am 11. Oktober 1931 ist er gestorben.
Der Weltraum. Unendliche Weiten. Unglaublich unendliche Weiten, die vor allem aus einem bestehen: aus nichts. Und mitten in diesen unendlichen Weiten aus nichts fliegen vergleichsweise kleine Sachen rum. Asteroiden. Monde. Kleine Planeten und größere. Und wir. Wir Menschen sitzen außen auf dem Planeten Erde drauf, fliegen mit ihr im Weltraum rum und machen uns dabei so unsere Menschengedanken. Beispielsweise über den Mond, der über uns am Himmel steht und auch irgendwohin unterwegs ist. Zum Beispiel würden wir zu gerne wissen, woraus er besteht. Seit die amerikanischen Astronauten ein paar Handvoll Steine und Dreck vom Mond zu uns gebracht haben, ist das Problem nicht mehr ganz so drängend. Vor hundert Jahren jedoch war das noch anders. Vor hundert Jahren hat man noch nichts gewusst von Apollomännern und Mondgestein, und die Wissenschaftler auf Erden haben davon geträumt, dem Geheimnis des Himmelskörpers auf die Spur zu kommen.
Eisbälle, Feineis, Sturm und Hagel
Einer von ihnen war der Österreicher Hanns Hörbiger. Hörbiger war kein Astronom, sondern Ingenieur von Beruf, er beschäftigte sich mit Wärme- und Kältetechnik. Seine große Leidenschaft war die Erforschung des Weltalls. Und eines Nachts, als er wieder mal mit seinem Teleskop zum Mond hinaufstarrte, hatte der Wärme- und Kältetechniker Hörbiger in einer blitzartigen Eingebung die Lösung vor sich. Die Oberfläche des Mondes besteht aus Eis. Aus fünfzig Kilometer dickem Eis. Und unten drunter ist eiskaltes Metall. Weitere plötzliche Eingebungen folgten, und am Ende war es eine ganze Weltentstehungslehre, die Hörbiger durch reine Gedankenkraft erschloss: Alles im Weltall, außer den Sonnen, besteht aus Eis. Ab und zu stürzt so ein riesiger Eisball auf seinem Flug in eine Sonne hinein, wo er explodiert und in Teilen als sogenanntes Feineis wieder herausschießt. Dieses Feineis ist groß genug, um beim Eintritt in die Erdatmosphäre zu zerplatzen und ungeheure Luftmassen vor sich herzuschieben. Bei uns herunten gibt das dann Sturm und Hagelschlag. So erklärte der Wärme- und Kälteingenieur Hanns Hörbiger sich und uns das Wetter und den Kosmos.
Hauptsache, nicht Einstein
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