Die Französische Revolution brachte die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, doch als Olympe de Gouges darauf bestand, dass auch Frauen an den Rechten teilhaben müssten, kam sie am 2. November 1793 vor Gericht.
Verhaftet hat man sie, als sie in der Stadt mal wieder Plakate aushängen wollte. Der Plakatkleber hatte den Auftrag abgelehnt, die Sache war ihm zu gefährlich, und am selben Tag noch war seine Tochter damit zur Polizei gegangen. Die hat dann gar nicht lange suchen müssen, denn die Auftraggeberin war in ganz Paris bekannt: Olympe de Gouges, Autorin von Theaterstücken und Denkschriften, Kämpferin für die Rechte der Frauen. Was de Gouges umgetrieben hat, war die Verlogenheit und Arroganz der von Männern geprägten Gesellschaft. Die Gesetze haben die Männer begünstigt, und was immer ein Mann innerhalb dieser Gesetze tun wollte, Theaterstücke schreiben, Plakate kleben, öffentlich eine Rede halten: Niemand hat es ihm verwehrt. Tat eine Frau genau dasselbe, hat man dafür gesorgt, dass sie Schwierigkeiten bekam.
Als Frau so frei wie der Mann
Auch die Politik war selbstverständlich Männersache. Allerdings mischten sich auch hier immer mehr Frauen ein. Sie gründeten Debattier-Clubs, verfassten Streitschriften und Flugblätter und beobachteten genau, was die Männer oben an der Spitze tun. Und im Jahr 1789 - geschieht Bemerkenswertes. Die da oben werden gewaltsam entfernt. Eine neu gegründete Nationalversammlung in Paris schafft die Aristokratie ab und entwirft ein neues Menschenbild: das des "mündigen Bürgers". Öffentlich wird kundgetan, welche Rechte diese Bürger in Zukunft haben werden. Es ist die "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte", auf Französisch: "Déclaration des droits de l'homme et du citoyen". Wobei das Wort "homme" zwar auch "Mensch" bedeutet, hier aber vor allem: "Mann". Die Frauen im Land sind nicht gemeint.
Olympe de Gouges nennt das neue System eine "ungesetzliche Tyrannei", weil es für mindestens die Hälfte der Bevölkerung nicht gelte. Und - sie entwirft einen Gegenvorschlag: die "Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne - Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin". 17 Artikel sind es, die allesamt drauf hinauslaufen, dass die Frau ebenso frei geboren sei wie der Mann und ihm deshalb in allen Rechten gleich sei.
De Gouges legt den Entwurf der Nationalversammlung vor, sie sieht ihn als Grundlage für die Verfassung des neuen Staates, aber: umsonst. Das ist selbst den Revolutionären zu revolutionär.
Monatelang im Kerker
Und so schreibt de Gouges weiter fleißig Flugblätter und Plakate, in der chaotischen Zeit des Herbstes 1793 beschuldigt sie öffentlich Robespierre, den "Vater des Terrors", die Macht an sich gerissen zu haben, und - sie ruft zu einer Volksabstimmung auf. Bei der Entstehung des neuen Staates sollen alle Menschen im Land mitbestimmen können, alle Männer und alle Frauen. Das ist der Aufruf, den sie an die Mauern von Paris hängen will, das zu tun weigert sich der Plakatkleber, auf solche Ideen steht die Todesstrafe, und deshalb wird sie verhaftet und monatelang im Kerker festgehalten.
Am 2. November 1793 steht die Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Olympe de Gouges in Paris vor dem Revolutionsgericht. Die Urteilsfindung dauert nicht lang, für derlei Dinge nimmt man sich nicht viel Zeit. Tags darauf hat man ihr auf der "Place de la Révolution" den Kopf abgeschlagen.