Das Sprichwort von den vielen Köchen und dem Brei ... hätte leicht auch auf den Petersdom zutreffen können. Doch dank der "Spitzenköche" unter den Baumeistern ist am Ende, dem 18. November 1626, doch ein Prachtbau gelungen.
Bisweilen sind sie ganz schöne Angeber, die von Demut und Einfachheit predigenden Herren der Kirche - der katholischen in diesem Fall. Um zu signalisieren, dass in Rom das konkurrenzlos größte, wuchtigste, kolossalste Gotteshaus der Welt steht, hat man im Fußbodenmosaik des Petersdoms wie in einem Bauplan die vergleichsweise bescheidenen Ausmaße anderer bedeutender Kathedralen eingestanzt. Da finden sich Notre Dame in Paris mit 127 Metern Länge, der Kölner Dom mit 145 Metern oder Saint Paul‘s Cathedral in London, stolze 175 Meter lang. Keine Chance gegen den Petersdom, der einschließlich Vorhalle 211,5 Meter misst.
Petrus ist hier drin. Vielleicht.
Umso erstaunlicher, dass der Petersdom seine Entstehung keinem genialen Wurf eines einzigen Architekten verdankt, sondern einer verwirrenden Zickzackbewegung mit vielen Kehrtwendungen. Von der allerersten Peterskirche ist ohnehin wenig übrig; die ließ Kaiser Konstantin ausgerechnet über einer Kultstätte der kleinasiatischen Fruchtbarkeitsgöttin Kybele bauen, auf dem vatikanischen Hügel, wo armselige Töpfer lebten und ein sprichwörtlich schlechter Wein wuchs. Und wo, das war der große Skandal, ein damals noch benützter Friedhof lag, den zu zerstören als Sakrileg galt, die schwersten Strafen standen darauf.
Dass Konstantin diese illegale Aktion wagte und die geplante Basilika in den Friedhofshang hinein baute, konnte nach Auffassung moderner Historiker nur einen einzigen Grund haben: Konstantin war felsenfest davon überzeugt, dass sich an dieser Stelle das Grab des Apostels Petrus befand, und der genoss auch schon damals hohe Verehrung, als der römische Bischof noch einer unter vielen war und kein geistlicher Weltregent. 1939 wurden unter dem so genannten Papstaltar des Petersdoms tief in den vatikanischen Grotten tatsächlich die Gebeine eines alten Mannes gefunden, die einmal in ein kostbares golddurchwirktes Purpurgewand gehüllt waren. Eine Inschrift der Grabkammer verkündete lapidar: "Petrus ist hier drin!"
Die Frage, ob hier tatsächlich der Fischer Petrus vom See Genezareth beigesetzt war, ist immer noch offen. Sicher ist nur, dass es sich um eine ungemein populäre Grabstätte handelte - was nicht verhinderte, dass die Petersbasilika im Lauf der Jahrhunderte zu einer Ruine herunterkam. Im Atrium weidete das Vieh das Unkraut ab, nachts kamen die Wölfe aus der Campagna, um auf dem benachbarten Campo Santo Teutonico die Leichen aus der Erde zu scharren.
Jeder nach seinem Geschmack
Da schlug im frühen 16. Jahrhundert die Stunde des Papstes Julius II. -
kein Seelenhirte, sondern ein talentierter Feldherr und Kunstmäzen. Um sich eine imposante Grabstätte zu sichern, beschloss er den monumentalen Neubau der Peterskirche. Bramante entwarf 1506 einen Grundriss in Form eines riesigen griechischen Kreuzes. Als Bramante und Papst Julius tot waren, legte Raffael 1514 einen neuen, konventionelleren Bauplan vor. Michelangelo griff im Auftrag von Papst Paul III. wieder auf das griechische Kreuz zurück und träumte von einem Tempel in antiker Manier. 1607 verlängerte Carlo Maderno -
den Paul V. bezahlte - Michelangelos griechisches Kreuz um drei Joche, was leider dazu führte, dass man die Kuppel nicht mehr sieht, wenn man vor der Frontfassade steht.