"Gold in Kalifornien!" verhieß die Schlagzeile am 19. August 1848. Auch John Stetson wurde vom Goldrausch ergriffen, doch er machte sein Glück nicht mit Gold, sondern mit etwas noch viel Seltenerem: einem ordentlichen Hut.
Buffalo Bill trug ihn, ebenso die berüchtigte Calamity Jane, aber auch John Wayne und Präsident Dwight D. Eisenhower: den Stetson Hat. Aus Biberfell, wasserdicht und mit einer legendären Zähigkeit - der Cowboy-Hut schlechthin. Einem echten Stetson-Hat kann nichts etwas anhaben, der Hut hielt manchmal länger, als sein Besitzer. 1882 wurde der Bandit "Ohio Jim" in Montana beerdigt - mit Stiefeln und Hut natürlich. Als das Grab vierzig Jahre später wieder ausgehoben wurde, sah "Ohio Jim" nicht mehr so gut aus - sein Hut dagegen noch fast wie neu.
Hutlos durch die Prärie
Der Cowboy-Hut - er gehört zum Wilden Westen genauso wie die Postkutsche und die Saloons. Doch lange Zeit war der Wilde Westen cowboy-hutlos, bis John Batterson Stetson es sich in den Kopf gesetzt hatte, in Kalifornien beim Goldrausch sein Glück zu suchen. Am 19. August 1848 vermeldete der New York Herald die Sensation: "Gold in Kalifornien!" Und löste damit den größten Goldrausch im Westen aus. Abenteurer und Glücksucher aus der ganzen Welt machten sich auf zum El Dorado Nordamerikas. Der junge John konnte da zu seinem Kummer noch nicht mit - er arbeitete bei seinem Vater in New Jersey im Hutmacherladen und bekam dann auch noch Tuberkulose.
Ihm blieb eine Ziegelei am Ufer des Missouri River. Der gelernte Hutmacher hatte auch damit kein Glück. Eine Flut riss sein kleines Unternehmen mit, und alles ging den Bach hinunter. John Stetson stand schon wieder vor dem Aus. Jetzt hatte er endgültig nichts mehr zu verlieren. Er musste sein Glück suchen - im Westen. Als Goldwäscher am Pike‘s Peak in Kalifornien. So lautete zumindest der Plan, denn vor ihm lagen noch 750 Meilen Wegstrecke. Zu Fuß. Der 13. Sohn des Hutmachers Stephen Stetson wollte es allen - aber vor allem sich selbst zeigen.
Er schloss sich einem Trupp Männer an und marschierte mit ihnen Richtung Westen. Ohne Zelt. Ohne Schlafsack. Mitten durch die Prärie. Nachts froren die Männer unter dem Sternenzelt und tagsüber holten sie sich einen Sonnenbrand oder wurden durchnässt vom ausdauernden Regen. Sie versuchten sich zu schützen - sie jagten Tiere und bastelten aus deren Häuten provisorische Unterstände. Doch weil die Häute nur abgezogen und nicht gegerbt waren, trockneten sie in der Sonne aus oder weichten im Regen durch. Doch zum Glück hatte die Truppe John Batterson Stetson dabei. Denn der wusste genau, wie man aus Tierhaaren wasserdichtes Material herstellen konnte. Er filzte die Haare zusammen, machte Planen und einen Hut. Einen "Western Hat". Breite Krempe, wasserabweisend, schattenspendend. Ideal für Reisende und Goldsucher.
Erster Cowboy mit Stetson
Noch auf dem Weg nach Kalifornien wurde dem Western Hat aber seine wahre Bestimmung zu Teil. Ein Cowboy war so begeistert von dem Hut, dass er ihn für fünf Dollar erstand - eine stolze Summe für einen Viehtreiber. Immerhin, jetzt hatte schon einmal der erste Cowboy einen echten Stetson auf.