Das Wetter war beständig, auf wenn der Himmel bedeckt war. Es war ideales Reisewetter und das Reiten durch ein unbekanntes Land gefiel mir sehr. Langsam begann mir die Sache Spaß zu machen. In einem fremden Land umherzustreifen und schlimmstenfalls in einen erloschen Krater hinunter zu steigen bedeutete kein großes Risiko. Ich sollte diese Reise genießen. Denn ein Vorhandensein eines Ganges zum Mittelpunkt der Erde erschien mir völlig unwahrscheinlich und wie pure Phantasie.
Mit schnellem, gleichmäßigem Schritt ging Hans an der Spitze und die beiden Lastpferde folgten ihm, ohne dass er sie führen musste. Mein Onkel und ich ritten auf unseren kleinen aber kräftigen Pferden hinterher.
Island ist eine der größten Inseln Europas. Es ist 103.000 Quadratkilometer groß und hat nur sechzigtausend Einwohner. Es ist in vier Viertel geteilt und wir durchquerten das Südwestviertel ‚Sudvestr Fjordung'. Hans folgte dem Meeresufer. Die Weiden waren karg und die rauen Gipfel der Berge verschwammen im Nebel. Kahle Felsketten senkten sich oft bis zum Meer hinunter. Unsere Pferde wählten instinktiv den besten Weg.
"Es gibt kein intelligenteres Tier als das isländische Pferd, Axel.", sagte mein Onkel. "Es kommt mit dem schlechten Wetter in Island bestens zurecht und stürzt sich ohne zu zögernd in einen Fjord, wenn er überquert werden muss. Man muss es nur gewähren lassen, dann schafft es zehn Meilen an einem Tag." Ich nickte. Dann fragte ich: "Aber was ist mit unserem Führer? Er geht immerhin zu Fuß." Mein Onkel warf Hans einen Blick zu. "Um den mache ich mir wenig Sorgen. Er scheint kaum zu merken, dass er geht. Und im Notfall kann er auf meinem Pferd reiten und ich vertrete mir die Beine."
Wir kamen schnell vorwärts. Zwei Stunden, nachdem wir in Reykjavik aufgebrochen waren, erreichten wir das Dorf Gufunes. Wir rasteten und aßen. "Wo werden wir übernachten?", fragte der Professor Hans. Hans antwortete mit einem Wort: "Gardär." Wir schauten auf die Karte. Das Dorf Gadär lag ungefähr vier Meilen von Reykjavik entfernt. Nur vier Meilen! Mein Onkel sagte etwas zu Hans, der blieb stumm und setzte unsere kleine Kolonne sofort wieder in Marsch.
Wir marschierten weiter. Einmal fütterten und tränkten wir die Pferde, dann ritten wir auf einem schmalen Pfad weiter, der sich zwischen einer Hügelkette und dem Meer schlängelte. Um vier Uhr Mittags hatten wir vier Meilen zurückgelegt. Der Fjord war an dieser Stelle mindestens achteinhalb Meilen breit. Gegen die spitzen Felsen brandeten die Wellen. Auch wenn unsere Pferde klug und geschickt waren, konnten wir doch einen solchen Meeresarm nicht auf dem Rücken eines Vierfüßlers überqueren. ‚Sie werden nicht versuchen, ihn zu durchschwimmen.', dachte ich bei mir. Doch mein ungeduldiger Onkel wollte! Er konnte nicht warten. Er ritt auf das Ufer zu, sein Pferd witterte das Wasser und blieb stehen. Mein Onkel trieb das Pferd an, aber es schüttelte den Kopf und weigerte sich, weiterzugehen. Da fluchte mein Onkel und peitschte das Pferd. Das Pferd begann auszuschlagen und wollte seinen Reiter abwerfen. Schließlich wich es unter den Beinen meines Onkels zurück, in dem es in die Knie ging und der Professor landete auf zwei Steinen am Ufer. Dort stand er wie der Koloss von Rhodos.
Hans kam heran. "Färja.", sagte er. "Es gibt eine Fähre? Wo?", tobte mein Onkel. "Dort.", sagte Hans und zeigte auf ein Schiff. "Warum sagst du das nicht gleich? Also los. Schnell!", fauchte der Professor. Hans rührte sich nicht. "Tidvatten." Mein Onkel übersetzte das dänische Wort. "Ebbe und Flut. Wir müssen einen guten Zeitpunkt abwarten." Er stampfte mit dem Fuß auf. Wir nahmen unsere Pferde und gingen zur Fähre. Wir mussten warten. Der günstige Zeitpunkt kam um sechs Uhr Abend. Wir stiegen auf das wacklige Boot, zu dem ich wenig Zutrauen hatte. Die Überfahrt dauerte eine Stunde und wir erreichten das andere Ufer ohne Zwischenfall. Eine halbe Stunde später erreichten wir Galdär.