Mylady war ohne Zwischenfall in Boulogne gelandet. Sie behauptete eine Französin zu sein, die in England schwere Misshandlungen hatte erdulden müssen. Nach den Formalitäten schrieb sie an den Kardinal: Eure Eminenz können beruhigt sein. Der Herzog von Buckingham kommt nicht nach Frankreich."
Dann machte sie sich auf den Weg nach Béthune. Dort angekommen, bekam sie von der Äbtissin ein Zimmer und etwas zu Essen. Mylady zeigte sich von ihrer liebenswürdigsten Seite und die beiden kamen ins Gespräch. Dabei erfuhr sie, dass noch eine weitere Frau anwesend war, die ein Opfer des Kardinals war und sich im Kloster vor ihm versteckte.
Unverzüglich suchte sie die junge Frau auf, in der Gewissheit, dass sie auf Frau Bonacieux gestoßen war. Es war ihr ein leichtes sich bei der Herzensdame von d'Artagnan einzuschmeicheln und im Handumdrehen waren sie beste Freundinnen. Lady Clarick nahm Constanze tröstend in die Arme und wären ihre Kräfte so stark wie ihr Hass gewesen, wäre die junge Frau tot aus dieser Umarmung gesunken.
Stattdessen lächelte Mylady ihr süßestes Lächeln und Constanze erzählte von einem Schreiben, in dem ihr angekündigt wurde, dass sie bald frei sein würde.
In diesem Moment hörten die beiden Frauen Hufschläge und eilten ans Fenster. Mylady erkannte den Grafen Rochefort. Die Äbtissin kündigte den Besucher für Lady Clarick an und Frau Bonacieux zog sich diskret zurück.
Als die beiden alleine waren, erfuhr der Graf von der Ermordung Buckinghams und davon, wer sich noch im Kloster befand.
"Kennt diese Frau Euch nicht? Hält sie Euch für eine Fremde?", fragte er.
"Oh, nein. Sie hält mich für ihre beste Freundin. Aus einem Brief habe ich erfahren, dass d'Artagnan hierher unterwegs ist, um sie abzuholen. Reitet zum Kardinal und sagt ihm, dass er sich um die junge Frau keine Sorgen mehr machen solle. Ich kümmere mich um sie. Ihr werdet mich in Armentière finden. Ich schreibe Euch den Namen lieber auf, damit Ihr ihn nicht vergesst."
Wenige Stunden später ritt Rochefort durch Arras, wo er von d'Artagnan erkannt wurde, aber das wissen wir bereits.
Kaum war Rochefort gegangen, da kam Frau Bonacieux wieder.
"Frau Bonacieux, es tut mir leid, aber dieser Mann hat mir berichtet, dass man Euch in eine Falle locken möchte. Die angeblichen Musketiere sind Häscher des Kardinals und werden euch nach Paris verschleppen."
"Ach Gott, was soll ich nur tun?", rief die junge Frau verzweifelt.
"Wenn es Euch recht ist, nehme ich Euch in meinem Wagen mit. Aber wir müssen uns beeilen, geht und holt Euer Gepäck."
Frau Bonacieux kehrte gerade mit ihren Habseligkeiten in Myladys Zimmer zurück, als sie erneute das Geräusch von galoppierenden Hufen hörten. Lady Clarick erbleichte und lief zum Fenster. Dort erkannte sie d'Artagnan.
"Wir müssen fliehen, es sind die Leute des Kardinals!", rief sie.
Aber Frau Bonacieux konnte sich vor Schreck nicht von der Stelle bewegen und fiel auf die Knie. Da fielen draußen einige Schüsse. Myladys Augen begannen böse zu funkeln; sie eilte zum Tisch und schüttete den Inhalt einer Kapsel, die sich an ihrem Ring befand, in ein Glas mit Wasser, das sich rot wie Wein färbte.
"Hier, trinkt! Das wird Euch stärken."
Die junge Frau trank gehorsam.
"So wollte ich mich eigentlich nicht rächen", sagte Mylady höhnisch und verließ das Kloster durch den Klostergarten, wo ihr Wagen auf sie wartete.
Frau Bonacieux konnte nicht aufstehen und starrte nur angstvoll zur Tür. Stimmen ertönten und sie erkannte d'Artagnan. Mit einem Freudenschrei stürzte sie zur Tür: "D'Artagnan! Endlich bist du hier!"
"Constanze!" Er riss die Tür auf und fiel Frau Bonacieux vor die Füße. Sie war in einen Sessel gesunken und atmete schwer.
"Oh, teurer d'Artagnan! Ich wusste, dass du kommst, obwohl sie bis zuletzt behauptet hat, du würdest nicht kommen."
Mit schwacher Stimme erzählte Constanze von ihrer Begegnung mit der Gräfin Winter. "Sie gab mir diesen Wein zu trinken", sagte sie mit verlöschender Stimme…
"Einen Arzt", schrie d'Artagnan.
"Hier hilft nichts mehr", sagte Athos. "Für dieses Gift gibt es kein Gegengift!"
Mit letzter Kraft nahm die junge Frau den Kopf von d'Artagnan zwischen ihre zitternden Hände und presste schluchzend die Lippen auf die seinen. Sie seufzte noch einmal - dann war es vorbei.
D'Artagnan stürzte neben ihr nieder, Porthos stöhnte und Athos ballte die Hand zur Faust. Aramis machte das Zeichen des Kreuzes.
In diesem Augenblick trat ein Mann auf die Schwelle - es war Lord Winter. Er war Mylady hinterher gejagt. "Sind beide tot?", fragte er entsetzt.
"D'Artagnan ist nur ohnmächtig", antwortete Athos. In diesem Moment fasste er einen Entschluss. Er veranlasste alles, damit sich die Äbtissin um die Tote kümmerte. Dann teilte er mit, dass er sich um Gräfin Winter alleine kümmern wolle.
"Mir scheint aber", bemerkte Lord Winter, "dass ich Maßnahmen gegen die Gräfin ergreifen muss, ist sie doch meine Schwägerin."
"Und meine Frau", ergänzte Athos ruhig.
Fassungslos sahen ihn Porthos, Aramis und der Lord an. D'Artagnan, der wieder bei Bewusstsein war, erkannte, wie ernst es seinem Freund war, sonst hätte er dieses Geheimnis nicht preisgegeben.