Zu Hause angekommen, fand d'Artagnan einen Brief von Herrn de Tréville in dem stand, dass der König ihn bald in sein Musketierregiment aufnehmen werde. Voller Freude eilte er zu Athos, um ihm die gute Nachricht zu berichten.
Allerdings traf er seine drei Freunde in gedrückter Stimmung. Tréville hatte mitteilen lassen, dass Seine Majestät am 1. Mai seinen Feldzug gegen Englang beginnen wollte und sich alle Gardisten unverzüglich neu ausrüsten mussten.
D'Artagnan machte sich, was seine Ausrüstung betraf die größten Sorgen, obwohl er als Gardist viel weniger benötigte als ein richtiger Musketier. Dazu kam das Bangen über den Verbleib von Frau Bonacieux. Die Königin hatte dem Hauptmann zwar zugesagt Nachforschungen anstellen zu lassen, aber das machte d'Artagnan wenig Hoffnung.
Als er am nächsten Tag an der Kirche von Saint-Leu vorüberging, erregte eine Dame seine Aufmerksamkeit. Es war die gleiche Dame, die der Fremde von Meung als Mylady angesprochen hatte. Unbemerkt folgte er ihr, sah sie in ihre Equipage steigen und hörte, wie sie dem Kutscher befahl, nach Saint-Germain zu fahren.
Da er zu Fuß die Verfolgung nicht aufnehmen konnte, begab er sich zu Athos, der bei einer Flasche spanischem Wein saß. Mit Engelszungen versuchte d'Artagnan seinen Freund dazu zu überreden, mit ihm nach Saint-Germain zu reiten, aber der pflegte weiterhin seine schlechte Laune, die er seit seinem Kelleraufenthalt nicht verloren hatte.
Also schwang er sich mit Planchet auf die Pferde und ritt los. Am Ziel angekommen, hielt er Ausschau nach der schönen Engländerin. Es war Planchet, der ein bekanntes Gesicht erblickte. Lubin, der Diener des Grafen de Wardes, der ein treuer Anhänger des Kardinals war, stand auf der Terrasse eines hübschen Hauses.
"Meinst du, er erkennt dich?", fragte d'Artagnan seinen Diener.
"Das glaube ich nicht, gnädiger Herr."
"Nun, dann geh hin und unterhalte dich ein wenig mit ihm."
Während die beiden Diener einvernehmlich plauderten, versteckte der Gascogner die Pferde und wartete hinter einer Hecke. Plötzlich erschien der Wagen von Mylady und blieb vor dem Haus des Grafen de Wardes stehen. Sie wechselte einige Worte mit ihrer Zofe und reichte ihr einen Brief.
Lubin war zufällig gerade ins Haus zurück gerufen worden und Planchet stand alleine dort. Die Zofe trat zu ihm und überreichte das Briefchen: "Bitte, für deinen Herrn!"
"Für meinen Herrn?", fragte Planchet ungläubig.
"Ja, und es ist sehr eilig."
Damit lief sie zur Kutsche zurück und sie fuhren davon. Planchet ging zu seinem Herrn und übergab ihm das Schreiben. D'Artagnan öffnete aufgeregt und las:
Eine Person, die sich sehr für Euch interessiert, möchte wissen, wann Ihr Zeit für einen gemeinsamen Waldspaziergang habt. Morgen wird ein schwarz-rot gekleideter Diener Eure Antwort im Palais abholen.
"Ausgezeichnet, Planchet. Das hast du hervorragend gemacht. Jetzt reiten wir der Dame hinterher."
Nur wenige Minuten später hatten sie die Kutsche eingeholt. Sie stand am Straßenrand und Mylady unterhielt sich lebhaft mit einem vornehm gekleideten Reiter. Da sie englisch sprachen, konnte er nicht verstehen, worum es ging. Aber Myladys Stimme verriet ihre Aufregung.
"Darf ich Euch meine Dienste anbieten, Madame?", mischte er sich in das Gespräch ein. "Ein Wort aus Eurem Munde und ich werde dem Herrn für seine mangelnde Höflichkeit einen Denkzettel verpassen."
Die Dame wandte sich erstaunt um und antwortete in tadellosem französisch: "Wäre dieser Kavalier nicht mein Schwager, würde ich mich gerne Euch anvertrauen."
"Dann entschuldigt, das konnte ich nicht ahnen."
"Was mischt sich dieser junge Narr in unsere Angelegenheiten", fragte der Kavalier.
"Selbst ein Narr", zischte d'Artagnan zurück.
Jede andere Frau wäre nun vermittelnd eingesprungen. Nicht so Mylady. Sie lehnte sich in die Polster ihrer Kutsche zurück und ließ den Kutscher anfahren. Die Zofe warf einen scheuen Blick auf d'Artagnan, der sie sehr beeindruckte.
Die Kutsche fuhr ab und die beiden Männer standen einander gegenüber. Beim genaueren Hinsehen, erkannte er in dem Engländer den Mann wieder, der sein und Athos' Pferd in Amiens gekauft hatte. Da keiner bereit war, sich zu entschuldigen, vereinbarten sie ein Duell am Abend hinter dem Luxemburg. Jeder wollte drei Freunde mitbringen. D'Artagnan nannte noch seinen Namen und erfuhr, dass sein Gegner Lord Winter, Baron von Sheffield hieß.
Mit dieser Neuigkeit begab er sich zu Athos, der sich endlich aufraffte und mit Porthos und Aramis die Lage besprach.
D'Artagnan überdachte lächelnd einen Plan, von dessen Ausführung wir noch lesen werden und der ihm ein nettes Abenteuer zu verheißen schien. Von dem Brief von Mylady erzählte er vorerst niemandem.