Ach ja, genau, einmal hat es auf den Inseln einen echten Ekstase-Sturm gegeben. Das war bei einem Fußballspiel. Da hat ein Holzhändler namens Torkil Nielsen ein Tor geschossen. Es war übrigens kein Elfmeter. Nielsen war beim Torschuss ganz allein tätig, was ihm entgegen kam, denn er ist eigentlich einer der besten Schachspieler von Färöer. Aber bei gerade mal 50.000 Einwohnern müssen einige Positionen eben in Personalunion ausgeübt werden. Jedenfalls hat der schachspielende Holzhändler in der 62. Minute den Siegestreffer erzielt. In einem Fußball-Länderspiel. Gegen wen? Nun, das fällt uns jetzt leider ... oder doch! Ja genau: gegen Österreich war´s. Am 12. September 1990. Da haben die Färöer-Inseln gewonnen: Eins zu null. Was das jetzt mit Ekstase zu tun hat? Nun, hören sie ihn einfach selbst, den Fußballkommentator von Sjónvarp Føroya, dem färöischen Fernsehen ...
Eigentlich war Torkil Nielsen von den Färöer-Inseln Holzhändler und Schachspieler, doch am 12. September 1990 musste er in der Fußballnationalmannschaft der kleinen Inselgruppe gegen den Gast Österreich spielen.
Wer eine Kulturgeschichte der "Ekstase im Sport" schreiben will, kommt um Südamerika und seine Fußballkommentatoren nicht herum. Das minutenlange Goooooooool!-Geschrei ist quasi ein Markenzeichen des ekstatischen Genres. Auch Spanien und Italien dürften in dem Werk ganz gut vertreten sein. Ein paar Seiten müsste man wohl auch für den Klassiker der deutschen Fußballreportage reservieren. Für Herbert Zimmermann, der im Juli 1954 ins Mikrofon rief: "Halten Sie mich für verrückt, halten sie mich für übergeschnappt". Und als dann endlich der Schlusspfiff ertönte und Deutschland die Ungarn geschlagen hatte, da schrie er: "Aus! Aus! Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister."
Busselnder Diplomingenieur
Kein Zweifel, das ist schon ein eigenes Kapitel wert. Ebenso der grandiose Auftritt eines Radioreporters namens Edi Finger senior, im Jahr 1978 in Cordoba. Herr Finger kommentierte seinerzeit wie folgt: "I wer' narrisch! Krankl schießt ein - 3:2 für Österreich! Meine Damen und Herren, wir fallen uns um den Hals; der Kollege Rippel, der Diplom-Ingenieur Posch - wir busseln uns ab. 3:2 für Österreich durch ein großartiges Tor unseres Krankl."
Gegen wen Österreich damals gespielt hat, fällt uns momentan leider nicht ein. Nur so viel: Edi Fingers Worte sind nicht nur legendär, sie stehen quasi im Range eines Hoheitszeichens, fast wie die Zeilen der österreichischen Bundeshymne. Jedes Kindergartenkind in Österreich muss sie auswendig hersagen und so seine Schulreife nachweisen können.
Leider fällt uns immer noch nicht ein, gegen wen die Österreicher damals gespielt haben. Aber ganz was anderes! Haben Sie gewusst, dass auf den Färöer-Inseln bei einem Elfmeter ein dritter Spieler den Ball festhalten darf, damit dieser bei hohen Windstärken auf dem Elfmeterpunkt liegen bleibt? Zugegeben, das hat jetzt nicht mehr viel mit Ekstase zu tun, aber bemerkenswert ist es schon.
Der Tag des Holzhändlers
Und Ekstase ist ja ohnehin nicht der Leitbegriff im emotionalen Haushalt der Färöer-Inseln. Wird jedenfalls behauptet. Es mag allerdings Ausnahmen geben. Zum Beispiel, wenn Grindwale oder Weißseitendelfine an der färöischen Küste gesichtet werden. Dann ertönt der Ruf "Grindabod!" und alle Motorboote laufen ganz schnell aus, um die Viecher zu fangen. Das ist dann schon ziemlich ekstatisch, also für dortige Verhältnisse.
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