Die frühen christlichen Gemeinden übernahmen diese Regelung, machten aber aus dem Gesetz eine freiwillige Leistung. "Sie hatten alles gemeinsam", schwärmt die Apostelgeschichte - was zwar eine Idealisierung darstellt, denn ein paar Verse später wird von einem Ehepaar berichtet, das ein Grundstück verkauft und seinen Mitchristen die lukrative Transaktion verschweigt. Petrus stellt die beiden zur Rede, und zur Strafe fallen sie tot um. Aber schwarze Schafe gibt es überall, und insgesamt hat die Sache mit den freiwilligen Abgaben, Schenkungen und Erbschaften anscheinend gut funktioniert - bis am 23. Oktober 585 die Synode von Mâcon den freiwilligen Zehnt in eine allgemeine Pflichtabgabe umwandelte. Vorstufe der Kirchensteuer, wie sie 1919 in der Weimarer Reichsverfassung verankert und 1949 vom Grundgesetz übernommen wurde. Kritiker, auch solche aus dem eigenen Lager, raten der Kirche heute, zur Freiwilligkeit der Anfangszeit zurückzukehren, um damit ein Stück Freiheit wieder zu gewinnen.
Es ist ein Kreuz mit dem Geld, wussten schon die ersten Christen. Aber wie soll es ohne gehen? Am 23. Oktober 585 machte die Synode von Mâcon aus dem freiwilligen Kirchenzehnt eine allgemeine Pflichtabgabe.
Dass die öffentlichen Bedürfnisanstalten in Italien heute noch "Vespasiano" heißen, ist eine späte Hommage an den Kaiser Vespasian, gestorben 79 n.Chr. Der Imperator war nämlich der Erfinder der, pardon, Urinsteuer. Urin war ein begehrter Rohstoff, um Leder zu gerben. Und deshalb ließ Vespasian an stark frequentierten Straßen Amphoren aufstellen, in die ... nun ja. Die auf den Inhalt erhobene Steuer half die Staatsfinanzen zu sanieren, brachte dem Kaiser aber auch Kritik seines Sohnes Titus ein. Da hielt ihm der Vater eine Münze unter die Nase und erklärte triumphierend: "pecunia non olet", Geld stinkt nicht - auch wenn es aus Urin stammt.
Und jetzt sind wir beim Thema, denn anders als die antiken Heiden haben wir christlich geprägten Abendländer immer noch ein ziemlich verkorkstes Verhältnis zum Geld. Jeder möchte viel verdienen, aber wenn er mal wirklich wie Dagobert Duck in seinen Talerchen baden kann, rümpft die Mitwelt die feinen Nasen - Geld hat einen schlechten Ruf, die Boni der Manager sind, entgegen dem Wortsinn, zum Schimpfwort geworden.
Liegt das an der rigiden christlich-jüdischen Moral? Ein sonst so sanfter Heiliger wie Franziskus bekam einen Wutanfall, als sich ein Mitbruder über eine gerade eingegangene fromme Spende freute; der verdutzte Frater musste die Münze mit dem Mund aus dem Klosterbezirk befördern und im Stall auf einen Haufen Eselsmist legen. Wie konnte dann aber der spröde Reformator Calvin bürgerlichen Wohlstand zum Indiz göttlichen Segens verklären?
Der Widerspruch löst sich auf, wenn man die "Bergpredigt" befragt. Da stellt der für seine Formulierungskunst bekannte Rabbi Jesus nämlich die simple Regel auf: "Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon", sprich: dem Geld. Damit wird die Lust am Geldverdienen sozusagen ethisch abgefedert: Geld darf man haben, aber nicht vergötzen. Verwerflich ist nicht der Besitz, sondern die egoistische Gier und die unsoziale Verteilung.
Von Anfang an fordert die christliche Moral einen solidarischen Umgang mit Besitz und Eigentum. Zur Zeit Jesu war die Situation der Witwen und Waisen, der Tagelöhner und Schuldsklaven katastrophal. Handwerkergattinnen und Wasserträgerinnen mussten nebenher als Prostituierte arbeiten, um ihr Leben fristen zu können. Auch diesen armen Schichten kam der in der hebräischen Bibel geforderte und geregelte "Zehnte" zugute, eine Art Kirchensteuer, die auch als Sozialversicherung diente. Denn mit dem Zehnten wurden nicht nur die Priester und Tempeldiener in Jerusalem bezahlt, sondern auch Witwen, Waisen und Asylanten unterstützt.
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