Am 16. November 1974 wurde vom puertoricanischen Arecibo-Observatorium aus eine Botschaft an Aliens ins All gesendet mit Auskunft über den Menschen und die Erde. In gut 45.000 Jahren ist frühestens mit Antwort zurechnen.
Seit Franz Josef Strauß am Tag der Unschuldigen Kindlein 1987 einen von ihm selbst gesteuerten Cessna-Jet auf dem wegen Schneetreibens gesperrten Moskauer Flughafen landete, kann keiner mehr behaupten, dass Bayerns Gaue von technikfremden Hinterwäldlern bewohnt seien.
Wie weit ist der Postweg zwischen Gott und Erde?
Der allererste bajuwarische Technikfreak aber hieß Alois Hingerl und war ein Dienstmann auf dem Münchner Hauptbahnhof. Erfunden hat ihn 1911 der knorrig-behäbige Dichter Ludwig Thoma. Hingerl erledigte seine Aufträge so pünktlich und schnell, dass er vom Schlag getroffen und viel zu früh, wie ihm schien, in die Herrlichkeit des Himmels entrückt wurde. Weil der Hingerl Alois, wer will es ihm verdenken, das ständige Frohlocken und Halleluja-Singen auf dem weißblauen Gewölk stinklangweilig fand, dachte sich der menschenfreundliche liebe Gott eine besondere Aufgabe für ihn aus: Als kosmischer Eilkurier sollte er in Zukunft die göttlichen Ratschläge an die Regierung in München überbringen.
Nun ja, Ludwig Thoma, der sich in theologischen Fragen nicht so gut auskannte, ließ den Engel Aloysius im Hofbräuhaus versumpfen und den Brief verschlampen. Aber uns geht es ja nur um die logistische Meisterleistung eines Postverkehrs zwischen Gottes Thron und der Münchner Regierung; Hingerl hätte um die 380.000 Kilometer zurücklegen müssen, wenn wir Gott in Höhe des Mondes vermuten, beziehungsweise mindestens 1,2 Milliarden Kilometer, wenn wir ihn im Bereich des Saturn orten wollen, und das sind noch sehr bescheidene Entfernungen.
Doch vor welchen gigantischen Herausforderungen stünde ein Himmelsbote, der die Botschaft zu überbringen hätte, die am 16. November 1974 von dem puertoricanischen Arecibo-Observatorium aus ins Weltall gesendet wurde? Dieses Radiowellen-Signal richtete sich nämlich an Messier 13 im Sternbild Herkules; das ist ein Kugelsternhaufen mit mehr als 300.000 Sternen, der exakt 22.800 Lichtjahre von unserer Erde entfernt sein soll.
Kennen Außerirdische Rechtecke?
Das Arecibo-Observatorium gilt immerhin als zweit-größtes Radioteleskop der Welt. Mit ihm hat man die ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Die hochkarätigen Experten in Arecibo um den Astrophysiker Frank Drake halten es durchaus für möglich, dass ihre Botschaft von irgendwelchen intelligenten Aliens draußen im All entziffert werden könnte. Ihre Message enthält grundlegende Informationen über Gestalt, Größe und DNA des Menschen, über die gegenwärtige Anzahl der Erdbevölkerung und über unser Sonnensystem - das alles in binär codierter Form, also in einer Kette von Nullen und Einsen, gesendet auf der für den interstellaren Raum angeblich besonders geeigneten Grundfrequenz von 2,388 Gigahertz.
Tolle Sache. Doch von klugen Köpfen aus der Fachwelt kommt auch Kritik: Wären mögliche Empfänger im Weltall überhaupt in der Lage, die Nachricht zu dekodieren? Würden sie das dazu nötige binäre Zahlensystem kennen und die Zahlenkette in eine grafische Darstellung, in ein rechteckiges Bild verwandeln? Viele Insekten zum Beispiel kennen Waben, aber keine Rechtecke. Und was macht die Absender der Botschaft so sicher, dass intelligente Außerirdische die Einladung zur Kommunikation höflich bis begeistert annehmen werden? Was, wenn sie die frisch entdeckte Erde zum Kriegsziel erklären und zur Invasion rüsten?
Bleibt bloß die Hoffnung, dass 22.800 Lichtjahre eine viel zu große Entfernung sind, um jetzt schon über Krieg und Frieden im Weltall zu spekulieren. Eine Antwort aus Sternenfernen kann frühestens in 45.600 Jahren hier auf der Erde eintreffen.