Elisabeth von Ardenne erreichte das gesegnete Alter von 98 Jahren. 16 Jahre nach ihrer Scheidung durfte sie endlich ihre Kinder wiedersehen. Aber bis dahin hatte sie sich ein eigenes Leben aufgebaut. Nach der Ausbildung zur Krankenschwester widmete sie sich vor allem der Pflege psychisch schwieriger Patienten. Sie reiste viel, bezwang mit 50 einen fast 3.000 Meter hohen Berg, lernte mit 60 das Skilaufen und mit 80 das Radfahren. Eine rastlose, willensstarke, Frühemanzipierte. Ihrem Lieblingsenkel, dem Physiker Manfred von Ardenne vertraute sie nicht nur das lange gehütete Geheimnis an, "Modell" für Fontanes Effi Briest gewesen zu sein, sondern auch letzte Erinnerungsstücke an den so innig geliebten Amtsrichter Hartwich.
Theodor Fontane ließ sich für sein Ehebruchsdrama "Effi Briest" von einer wahren Geschichte inspirieren. Auch das berüchtigte Duell hat es wirklich gegeben - am 27. November 1886.
Theodor Fontane tat alles, um geheim zu halten, welche wahren Personen als Modelle hinter seinem Roman "Effi Briest" steckten. Er änderte Namen, Orte und Persönlichkeitsmerkmale, denn - so der Dichter: "Ich erschrecke mitunter bei dem Gedanken, dass ihr" - also der Heldin - "das Buch - so relativ schmeichelhaft die Umgestaltung darin ist - zu Gesicht kommen könnte."
Und spielte er nicht außerdem auch noch gut Klavier?
Nun Effi, alias Elisabeth von Ardenne, hatte anderes zu tun, als sich mit ihrer Ehebruchsgeschichte zu brüsten. Übrigens "einer Ehebruchsgeschichte unter hunderten", von dieser aber war der 70-jährige Fontane auf Anhieb geradezu elektrisiert .Sie machte in den Berliner Kreisen die Runde, in denen er die Ardennes auch persönlich kennengelernt hatte. Aus Elisabeth und Armand von Ardenne wurden im Buch Effi und Geert von Innstetten, aus Emil Hartwich, dem Nebenbuhler des Ehemannes, Major von Crampas.
Elisabeth, alias Effi, ein reizvolles, noch verspieltes Geschöpf hatte sich lange gesträubt, den Antrag Ardennes anzunehmen. Schließlich aber siegte der Wunsch der Mutter nach einer guten Partie für die Tochter. Der heiratswillige Verehrer, ein ehrgeiziger Offiziersanwärter, der es bis zum General bringen sollte, garantierte Ansehen und Sicherheit. Und spielte er nicht außerdem auch noch gut Klavier? Was Besseres käme doch wohl kaum nach ... Trost für die Braut: Das Gesellschaftsleben in wechselnden Garnisonsstädten - Berlin und vor allem Düsseldorf - versprach wesentlich mehr Abwechslung als das in der brandenburgischen Provinz. Im Verein "Malkasten", wo sich kreative Leute aus Aristokratie, Militär, Kunst und Großbürgertum trafen, um sich mit Scharaden, Landpartien und Bällen die Zeit zu vertreiben, traf Frau von Ardenne auch ihren zukünftigen Liebhaber. Gelegenheit macht Liebe, und die gab es reichlich, wenn der Hausherr ins Manöver zog. Dummerweise beschworen sie ihre innigen Gefühle und die Sehnsucht nach der gemeinsamen Zukunft auch in Briefen, die der gehörnte Ehemann eines Tages - rein zufällig - fand!
Die Ehebrecherin bekam 24 Stunden Zeit, um das Haus zu verlassen. Das Paar ist sich erst vor dem Scheidungsrichter wieder begegnet. Die beiden Kinder wurden dem Ehemann zugesprochen. Der verlangte Satisfaktion und forderte den Nebenbuhler zum Duell. Das wurde am 27. November 1886 ausgetragen. Diesem dramatischen Ereignis widmete Fontane ganze drei Zeilen: "Alles erledigte sich rasch, und die Schüsse fielen. Crampas stürzte. Innstetten einige Schritte zutretend, wandte sich ab von der Szene."
Eine rastlose, willensstarke, Frühemanzipierte
Vier Tage später starb Crampas an den Folgen seiner Verletzungen. Auch Effis Leben war besiegelt. Als schuldig geschiedene und damit geächtete Frau war sie von der bescheidenen Rente ihres Ex-Mannes abhängig. Den Verlust ihrer Kinder konnte sie nicht verkraften. Sie starb mit nur 28 Jahren an gebrochenem Herzen ... ganz im Gegensatz zum "Modell" dieser literarischen Figur.
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