Kommt nicht in die Tüte! Eigentlich ein blöder Spruch, weil fast alles in die Tüte kommt. Die raffinierteste Tüte freilich ist knusprig, und man kann sie essen - samt Inhalt. Am 13. Dezember 1903 wurde die Eistüte patentiert.
"Täte ich einen Taler haben, täte ich eine Tute kaufen ...", wie war das doch ... ich täte dann auf meiner Tute "so lange tuten, bis die Tute nicht mehr tuten täte." Ohne Taler aber - tät ich ein Blatt Papier spitzig zusammenrollen zu einer Tute und täte tuten ... wenn sie tuten täte. Tut sie aber nicht. Zu dicht zusammengerollt: Tüte - statt Tute. Weil sie gerollt wird, heißt die Tüte im Süddeutschen zuweilen "Rogl", wird auch Stranitzn, Stanitzel genannt, was mit dem italienischen cartoccio zusammenhängt - ein zu einer Tüte oder zu einer Patronenhülse gerolltes Papier, Kartusche ... Also, wenn´s am spitzen Ende zugedreht ist, ist es eine Tüte zum Eintüten, wenn´s offen ist, haben wir nun die Tute für einen musikalischen Tutenstoß. Worauf? Auf die Tüte - denn: Was wären wir ohne die!
Alles kommt in die Tüte
Dute, Düte, Tute, Tüte, auch das sächsischen Diede, kommen vom niederdeutschen Teute - was "Horn" bedeutet, also Tute, und zum Füllhorn führt - der Wundertüte der griechischen Mythologie. Es hat wohl schon die Neandertalerin ihre Beeren und Delikatessschneckchen in gerollte Blatt-Tüten gesammelt und ihr Mann, der tutete ins gleiche Horn. Später gab es fürs Eintüteln Papier, aber Papier war rar und teuer; drum wanderten bei der Säkularisation halbe Klosterbibliotheken in die Krämerläden. Nach Franz Schuberts Tod soll seine Schwägerin - von Tuten und Blasen keine Ahnung - seine für wertlos erachtete Lazarus-Partitur als wertvolleres Tütenpapier verkauft haben. Früher wurden die Tüten handgedreht, dann von Hand geklebt: häufig eine schlechtbezahlte Arbeit von Strafgefangenen. Seither ist "Tütenkleben" ein Synonym für - im Knast Sitzen. Als im 19. Jahrhundert immer mehr Landleute in den Städten ein Einkommen, Auskommen, suchten, hatten Lebensmittelhändler und Tütenfabrikanten Hochkonjunktur.
Patütentiert
"Das kommt nicht in die Tüte!" ist ein Mythos von Gestern. Alles kommt in die Tüte! Ihre Stärke zeigt sich am deutlichsten bei der Flugzeug-"Kotztüte":
Unentbehrlich nicht nur, weil diese "Chotzbütel", "Speisackerl", "Luftkrankheitstaschen" millionenfach ihre "Erbrechensbeständigkeit" beweisen müssen - sondern auch, weil das Bordpersonal darin problemlos sogar Babyfläschchen erhitzen und Speiseeis aufbewahren kann.
Womit wir zum heutigen Kalenderblattdatum kommen: Da gab es einst in New York den italienischen Zitroneneisverkäufer Italo Marchiony, der bot sein Eis appetitlich in selbst gedrehten Papiertütchen an, bis er begann, runde Teigwaffeln - noch warm - zu köstlichen Hörnchen zu formen, in die er dann sein Eis füllte ... Nun, Ähnliches sollen vor ihm schon andere ausprobiert haben. Marchiony aber, zu den Trantüten zählte der nicht, hat seine Eiswaffeltüte, die knusprigste und ökologischste aller Tüten, patütentieren ... äh ... patentieren lassen, am 13. Dezember 1903.