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德语播客:Der Bärensohn

时间:2014-07-30来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Bärensohn
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, herzlich willkommen zur Sendung «Andrea erzählt» vom 6. Juni 2014. Im Moment liest man wieder viele Geschichten über Bären in der Schweiz. Fast hundert Jahre lang gab es sie nicht mehr, seit rund zehn Jahren kommen sie langsam zurück. Vor allem die Menschen in der Stadt finden das schön. Aber sie haben ja auch keine Probleme mit den Bären. Die meisten Menschen in den Bergen sind nicht so glücklich darüber. Vor allem die Bauern, die Schafe haben, wollen die Bären nicht. Denn die sind eine grosse Gefahr für ihre Tiere.
Die Beziehung zwischen uns und den Bären bleibt also schwierig. Aus diesem Grund habe ich Ihnen heute eine Geschichte von Menschen und Bären ausgesucht. Sie ist sehr ungewöhnlich und kommt aus dem Graubünden, wo die meisten Bären gesehen werden. Sie heisst «Der Bärensohn».
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen!
 
***
 
Vor langer Zeit lebten in den Bergen einmal ein Bauer und seine Frau. Sie hatten einen kleinen Sohn, der hiess Urs. Sonst hatten sie nur noch ein Häuschen, ein paar Kühe und drei kleine Wiesen. Grizzly Baer (c) wikimediaEines Tages gingen der Bauer und seine Frau auf eine der Wiesen, um dort Heu [1] zu holen. Die Wiese lag gleich neben einem Wald. Die Frau sagte zu ihrem Mann. «Ich werde Urs in seinem Korb [2] an den Waldrand hinüber stellen. So ist er im Schatten, wenn wir arbeiten.»
 
Der Bauer und seine Frau sammelten [3] Heu bis die Sonne unterging. Dann wollte die Frau den Korb mit dem kleinen Urs holen. Aber er war leer. Man kann sich vorstellen, wie schlimm das für die Mutter gewesen sein muss! Sie rannte zu ihrem Mann und rief: «Der kleine Urs ist weg! Komm schnell und hilf mir! Wir müssen ihn suchen.» Doch der Bauer blieb ganz ruhig und sagte: «Der Bär hat ihn wohl geholt. Den finden wir nie wieder.» Aber er half seiner Frau trotzdem. Die beiden gingen stundelang durch den Wald und suchten nach dem kleinen Urs. Doch es war zu dunkel und sie fanden ihn nicht mehr. So gingen der Bauer und seine Frau traurig nach Hause.
 
Der Bauer hatte recht gehabt: Der Bär hatte den kleinen Urs wirklich geholt. Aber er hatte ihn nicht gefressen [4]. Nein, der Bär war nämlich eine Bärin. Und sie hatte selbst kein eigenes Kind. Darum hatte sie den Jungen zu sich genommen und gab ihm Milch und war gut zu ihm, wie zu einem eigenen Sohn.
 
***
 
Nach fünf Jahren brachte die Bärin den kleinen Urs zu einem riesengrossen [5] Baum. Dort sagte sie: «Reiss ihn aus!» Aber der kleine Urs war noch nicht stark genug. Also nahm die Bärin ihn wieder mit und gab ihm nochmals fünf Jahre lang von ihrer Milch. Dann ging sie mit ihm wieder zum grossen Baum und sagte: «Reiss ihn aus!» Aber Urs war immer noch nicht stark genug. Also nahm die Bärin ihn wieder mit und gab ihm nochmals fünf Jahre lang von ihrer Milch.
 
Als Urs zwanzig Jahre alt wurde, riss er endlich den grössten Baum des Waldes aus. Sogar seine Wurzeln [6] zog er aus dem Boden heraus. Dann warf Urs ihn weit weg, als wäre der Baum nur ein kleiner Ast. Da lachte die Bärin laut und sagte zu ihm: «Jetzt bist du stark und gross. Geh wieder nach Hause zu deinen Eltern.» Das tat Urs.
 
Er ging zum Haus seiner Eltern und klopfte an die Türe. Als die Mutter öffnete, sagte er ihr nicht, wer er war. Er sagte nur: «Guten Tag. Ich bin hungrig und suche etwas zu Essen.» Die Mutter antwortete: «Komm nur herein und warte. Ich werde dir ein bisschen Brot holen.» Doch Urs ging einfach an ihr vorbei in die Küche und ass alles Brot, das er fand. Dann ging er in den Keller [7] und trank ein ganzes Fass [8] Apfelsaft. Die Mutter erschrak so sehr, dass sie ihren Mann holte und sagte: «Dieser Mann ist einfach in unser Haus gekommen und hat all unser Brot gegessen und den ganzen Apfelsaft getrunken. Ich will, dass du ihn wegschickst.» Da wurde Urs so wütend, wie noch nie in seinem Leben. Er rannte aus dem Haus seiner Eltern bis auf den höchsten Berg hinauf. Dort holte er sieben Schafe und warf sie seiner Mutter vor die Türe. Dann rief er: «Hier, das ist für alles, was ich von dir gegessen und getrunken habe.» Dann ging er wütend und traurig weg, ohne seinen Eltern zu sagen, wer er war.
 
***
 
Urs ging weit fort in ein anderes Land. Weil er so stark war, fand er sofort Arbeit auf einem Bauernhof. Er sagte zu dem Bauern: «Du musst mir kein Geld geben. Aber ich will dir nach jedem Jahr, das ich für dich gearbeitet habe, einen Schlag geben [9].» Der Bauer wusste natürlich nicht, wie stark Urs war. Also sagte er ja. Er freute sich, dass jemand so billig [10] für ihn arbeitete. Aber als er sah, wie Urs mit einem einzigen Schlag den stärksten Stier [11] auf dem Hof auf den Boden warf, bekam er Angst. Er sagte zu sich: «Ich weiss nicht, warum Urs so stark ist wie ein Bär. Ich werde ihm einfach eine Arbeit geben, bei der er stirbt. Dann kann er mich nicht schlagen.» Zu Urs sagte er: «Gehe für mich in die Hölle. Dort musst du beim Teufel Mehl abholen. Nimm diese leeren Säcke mit.»
 
Urs nickte nur und ging in die Hölle. Dort traf er den Teufel und fragte ihn nach dem Mehl für den Bauern. Der lachte nur und sagte: «Du Dummkopf [12], natürlich habe ich kein Mehl für dich. Und jetzt geh, du störst!» Doch Urs fand das nicht lustig und schlug den Teufel so lange, bis er rief: «Aaaah, hör auf! Du bekommst dein Mehl! Aber lass mich jetzt in Ruhe!»
 
Urs nahm das Mehl und ging zum Bauern zurück. Er stellte die vollen Säcke vor ihn hin und sagte: «Such dir bitte für das nächste Mal eine bessere Mühle.» Da bekam der Bauer noch grössere Angst vor Urs. Darum sagte er schnell: «Leider musst du nochmals in die Hölle. Diesmal musst du das Geld holen, das der Teufel mir noch geben muss.» Natürlich hoffte er, dass Urs nie mehr wiederkommen würde. Aber Urs war eben stark wie ein Bär. Er holte das Geld ohne Probleme. Und als ein Jahr vorbei war, gab er dem Bauern einen so starken Schlag, dass dieser über sieben Berge davon flog.
Urs behielt den Hof für sich und lebte dort. Aber er hatte keine Familie mehr und keine Freunde. Seine Kraft hatte im nichts genützt. Das war die Geschichte vom Bärensohn.
 
***
 
Die Geschichte ist seltsam und auch traurig. Aber sie beschreibt sehr gut, wie wir die Bären sehen: Sie sind stark und einsam [13]. Und sie vertrauen uns Menschen nicht. Umgekehrt verstehen wir Menschen die Bären nicht und machen viele Fehler mit ihnen.
Ich mag die Bären sehr. Aber ich muss zugeben: Trotzdem möchte ich keinen sehen, wenn ich in die Berge gehe. Ich bin eben auch nur ein Mensch. Und wie geht es Ihnen?
Es würde mich sehr freuen, wenn Sie auch am 20. Juni wieder auf www.podclub.ch mit dabei sind, wenn es heisst «Andrea erzählt». Dann werde ich Ihnen die schöne «Sage von den Schlüsseljungfrauen» erzählen.
Auf Wiederhören und einen schönen Tag!
 
 
 
[1] Heu (das): getrocknetes Gras
[2] Korb (der): eine Art Schachtel, oft rund, aus Stroh oder dünnen Zweigen gemacht
[3] sammeln: zusammensuchen
[4] fressen: essen (bei Tieren, oder wenn Menschen sich keine Mühe geben)
[5] riesengross: sehr gross, gross wie ein Riese (Gigant)
[6] Wurzel (die): der Teil einer Pflanze, der im Boden ist und von dort Wasser und Nährstoffe holt
[7] Keller (der): unterster Teil des Hauses, der im Boden ist
[8] Fass (das): ein rundes, grosses Gefäss, das für Flüssigkeiten gebraucht wird, meist aus Holz oder metall
[9] einen Schlag geben: jemanden fest hauen, schlagen
[10] billig: günstig, für wenig Geld
[11] Stier (der): männliche Kuh
[12] Dummkopf (der): Idiot
[13] einsam: ohne Freund 
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