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Der arme Schuhflicker

时间:2014-07-30来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Schuhflicker
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, herzlich willkommen zur Sendung «Andrea erzählt» vom 23. Mai 2014. Möchten Sie auch ab und zu mal jemand anderes sein und etwas ganz Besonders tun? Ich glaube, das geht wohl den meisten von uns so.
Vor ein paar Wochen habe ich eine schöne Geschichte zu diesem Thema gefunden. Diese möchte ich Ihnen heute erzählen. Sie heisst «der arme Schuhflicker [1]» und kommt aus dem Tessin im Süden der Schweiz.
Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen!
 
***
 
Im Tessin lebten früher sehr viele arme Menschen. Einer von ihnen hiess Giovannino. Er war ein junger Schuhflicker und hatte keine Familie mehr. Obwohl er den ganzen Tag arbeiten musste und nie genug zu essen hatte, war er immer fröhlich. Er sang den ganzen Tag. Und die Menschen liebten es, ihm zuzuhören.
 
Schuhmacher (c) Fotothek Sie sagten: «Unser Giovannino singt die sanftesten [2] Schlaflieder, er singt die schönsten Liebeslieder und er singt die traurigsten Soldatenlieder. Ja, er singt sogar noch schöner, als die Nachtigall [3]!» Weil er so wunderbar sang, besuchten ihn immer viele Leute. Sogar der Bürgermeister kam und hörte ihm zu. So war Giovannino nie alleine und hatte immer viel zu tun. Alle Leute brachten ihm ihre alten Schuhe zum Flicken. Doch viele von ihnen waren zu arm, um ihm dafür Geld zu geben. Sie brachten ihm dafür Würste, Eier, Speck und Brot.
Eines Tages kam ein Ziegenhirte [4] zu Giovannino, um seine Schuhe abzuholen. Er sagte: «Leider habe ich kein Geld, aber ich habe dir einen feinen Ziegenkäse mitgebracht.» Giovannino freute sich, denn er hatte grossen Hunger. Doch er wollte vor dem Essen noch ein paar Schuhe fertig machen. Also liess er den Käse auf dem Tisch liegen. Schon bald rochen die Fliegen ihn und setzten sich darauf. Da nahm Giovannino einen Schuh und schlug damit auf den Käse. Als er ihn danach ansah, merkte er, dass er voller toter Fliegen war. Er rief: «Oh, ich habe dreihundert Fliegen auf einmal getötet! Ich bin ein Held!»
 
Leider glaubte Giovannino wirklich, dass er jetzt etwas ganz Besonderes war. Er ging sofort zum Bürgermeister und sagte: «Bitte schreiben Sie für mich eine Tafel [5], auf der steht: Ich bin Giovannino der Starke und habe dreihundert mit einem Schlag [6] getötet.» Er sagte nicht, dass damit nur Fliegen gemeint waren.
 
Giovannino nahm die Tafel und hängte sie sich auf den Rücken. Dann sagte er: «So, und jetzt will ich die Welt kennenlernen.» Er ging aus dem Dorf weg und wanderte viele Tage, Wochen und Monate lang durch Felder [7] und Wälder. Er wurde nie müde. Er war ja jetzt Giovannino der Starke.
 
***
 
Endlich kam Giovannino zu einer Stadt. Dort hingen an jedem Haus schwarze Tücher. Die Menschen waren still und traurig. Giovannino fragte: «Was ist hier passiert? Warum seid ihr alle so traurig?» Ein alter Mann antwortete: «Vor der Stadt lebt ein riesiger Drache. Er hat vierzig Beine und sieben Köpfe. Seine Augen sind wie Feuer und sein Schwanz ist wie eine Schlange. Er kommt jeden Tag und frisst ein junges Mädchen. Heute hat er sich die Tochter des Königs ausgesucht, die Prinzessin Aurora. Morgen wird er sie fressen.» Da rief Giovannino: «Ha! Ich habe keine Angst vor diesem Tier. Ich habe schon einmal dreihundert auf einen Schlag getötet!»
 
Dann ging er ins Schloss zum König und sagte: «Herr König, ich habe gehört, dass ein Drache mit vierzig Beinen die Prinzessin Aurora fressen will. Bitte lesen Sie, was auf dieser Tafel steht.» Giovannino drehte sich um, zeigte dem König die Tafel und sagte: «Wenn Sie mich reich machen, werde ich den Drachen töten und Ihre Tochter retten.» Der König antwortete traurig: «Danke, aber ich glaube nicht, dass du das kannst. Bis jetzt sind alle gestorben, die es versucht [8] haben. Aber wenn du es trotzdem schaffst, bekommst du viel Geld und meine Tochter dazu.» Giovannino sagte: «Gut. Ich brauche vierzig Männer mit Pfeilbogen, sieben Männer mit Schwertern und ein junges Schäfchen.»
 
Der König gab Giovannino alles, was er verlangt [9] hatte. Und schon früh am nächsten Tag ging dieser mit siebenundvierzig Männern und einem jungen Schäfchen zum Drachen. Der lag gerade auf einer Wiese vor seiner Höhle. Dort frass er mit seinen sieben schrecklichen Mäulern [10] Gras und war sehr schlecht gelaunt [11]. Aber Giovannino machte das keine Angst. Er warf dem Drachen das junge Schäfchen zu. Der Drache packte es sofort und kaute [12] zufrieden. Dabei machte er kurz seine vierzehn Augen zu. Genau in diesem Moment rief Giovannino: «Männer, jeder von euch schiesst jetzt einen Pfeil in eines der vierzig Beine!» Die Männer schossen und der Drache fiel vor Schmerzen auf den Boden. Er brüllte so laut, dass man es bis ins Schloss hören konnte und alle Berge zitterten. Dann befahl Giovannino: «Und jetzt schneidet ihr ihm mit den Schwertern alle sieben Köpfe ab!» Die Männer rannten los und schon bald lag der Drache tot auf der Wiese.
 
Als Giovannino mit seinen Männern in die Stadt zurückkam, waren die schwarzen Tücher weg. Die Menschen lachten und tanzten auf der Strasse. Der König kam persönlich [13] zu Giovannino und seinen Männern und rief: «Ich bin dir so dankbar! Du bist wirklich ein Held! Ich gebe dir die Hälfte von meinem Gold und du wirst noch heute meine Tochter Aurora heiraten.»
 
***
 
Sofort wurde eine wunderschöne Hochzeit gefeiert. Aber die Prinzessin war nicht zufrieden. Der König fragte sie: «Aurora, du bist nicht glücklich, das sehe ich. Was ist los mit dir?» Prinzessin Aurora antwortete: «Ich liebe meinen Mann nicht. Und er stinkt!»
 
Der König sagte: «Dann befiel deinen Dienern, dass sie ihm ein Bad bereit machen.» Von nun an musste Giovannino, jeden Tag baden. Nach ein paar Tagen stank er endlich nicht mehr. Aber Prinzessin Aurora war noch nicht zufrieden. Sie ging zum König und sagte: «Jede Nacht hämmert [14] mein Mann mir im Schlaf auf den Rücken. Ich glaube, er ist ein Schuhflicker und meint, ich sei ein alter Schuh. Zudem singt er die ganze Zeit. Wegen ihm bin ich jede Nacht wach.» Der König antwortete: «Ach, das hört sicher bald auf. Denke einfach daran, dass er dir das Leben gerettet hat.» Aber die Prinzessin sagte: «Ich will lieber sterben, als mit einem Mann zu leben, der nicht zu mir passt.»
 
Giovannino merkte bald, dass seine Frau ihn nicht liebte. Darum sagte er zu ihr: «Ich werde gehen, das ist besser. Dann kannst du wieder glücklich werden – und ich auch » Er liess seine Frau und das Gold im Schloss zurück und ging wieder in sein Dorf.
 
Dort flickte er wieder Schuhe und sang den ganzen Tag. Und wieder kamen alle Menschen zu ihm und hörten ihm zu. Ja, sie kamen sogar noch lieber als früher. Denn jetzt erzählte er ihnen auch noch eine spannende Geschichte von einem Drachen und einer Prinzessin. Zum Schluss sagte er immer: «Wer sein Brot verdient [15] mit eigener Hand [16], ist zufriedener als mancher Prinz in seinem Land.»
 
***
 
Vielleicht haben Sie es gemerkt: Am Anfang ist diese Geschichte ähnlich, wie das Märchen vom tapferen Schneiderlein. Aber sie gefällt mir viel besser. Denn anders als das tapfere Schneiderlein, merkt der Schuhflicker, dass seine Frau ihn nicht liebt. Und er respektiert es und geht einfach wieder nach Hause. Dabei ist er nicht einmal traurig. Er hat ja jetzt viele spannende Dinge, die er den Menschen erzählen kann. Und was macht schon glücklicher, als eine gute Geschichte? Ich hoffe auf jeden Fall, dass diese Geschichte Sie ein bisschen glücklich gemacht hat.
Es würde mich sehr freuen, wenn Sie auch am 6. Juni wieder auf www.podclub.ch mit dabei sind, wenn es heisst «Andrea erzählt». Dann werde ich Ihnen "das Märchen vom Bärensohn" erzählen. 
Schönen Tag und auf Wiederhören!
 
[1] Schuhflicker (der): auch Schuhmacher genannt, jemand der Schuhe repariert und macht
[2] sanft: zart, fein
[3] Nachtigall (die): ein Vogel, der meistens in der Nacht singt und berühmt ist für seinen besonderen Gesang
[4] Ziegenhirt (der): jemand, der Ziegen hütet, auf sie aufpasst
[5] Tafel (die): Schild
[6] mit einem Schlag: auf einmal
[7] Feld (das): eine Fläche, auf der etwas gepflanzt wird, zum Beispiel Kartoffeln oder Mais
[8] versuchen: probieren
[9] verlangen: fordern, wollen
[10] Maul (das): Mund (wird meist für Tiere verwendet)
[11] schlecht gelaunt sein: eine schlechte Laune, Stimmung haben, einen schlechten Tag haben, wütend sein
[12] kauen: etwas mit den Zähnen bearbeiten, zerkleinern
[13] persönlich: privat, hier gemeint als: er kam selbst, was besonders ist, weil Könige das sonst nicht tun
[14] hämmern: mehrfach und regelmässig schlagen, meist mit einem Hammer
[15] sein Brot verdienen: arbeiten, um zu leben 
[16] mit eigener Hand: selbst 
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