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德语播客:Die Schlüsseljungfrauen

时间:2014-07-30来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Schlüsseljungfrauen
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, herzlich willkommen zur Sendung «Andrea erzählt» vom 20. Juni 2014. Heute erzähle ich Ihnen nochmals ein Märchen. Aber ab dem nächsten Mal wird noch eine neue Art von Geschichten hinzukommen. Mehr verrate ich Ihnen jetzt noch nicht. Auf jeden Fall habe ich Ihnen heute nochmals eine Geschichte mit vielen Wundern und viel Zauber ausgesucht. Sie heisst «die Sage von den Schlüsseljungfrauen» und kommt aus dem Aargau im Schweizer Mitteland.
Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen!
 
***
 
Hoch über dem Dorf Tegerfelden im Kanton Aargau steht eine sehr Ruine Tegerfelden (c) Badeneralte Burgruine [1]. Hier soll einmal eine verzauberte Jungfrau [2] gelebt haben. Sie soll immer ein schwarzes Hündchen [3] mit einem roten Halsband [4] bei sich gehabt haben und einen grossen Schlüssel. Einmal kam ein armer Bauer zum Fluss unten an der Ruine. Er wollte ein paar Fische fangen. Da sah er etwas Glänzendes auf dem Wasser. Als er es in die Hand nahm, sah er, dass es eine goldene Locke [5] war. Wütend warf er sie zurück und rief: «Du bist kein Gold und ein Fisch bist du auch nicht. Ich brauche dich nicht!»
 
Da stand plötzlich die verzauberte Jungfrau neben ihm und sagte: «Nimm sie schnell wieder aus dem Wasser, sonst machst du dich unglücklich!» Der arme Bauer sprang sofort ins Wasser und gab der Jungfrau die Locke. Sie nahm daraus ein einzelnes Haar und band es dem armen Bauern an die Angelrute [6]. Dann sagte sie: «Das wird dir Glück bringen. Aber du musst jede Woche für mich beten.» Dann war sie weg.
 
Als der arme Bauer die Angelrute ins Wasser hielt, biss sofort ein Fisch an. Von nun an fing er jeden Tag viele Fische und verkaufte sie. Schon bald war er ein reicher Mann. Aber leider fing er an zu trinken und hatte keine Lust mehr zum Fischen und zum Beten. So war er schon bald wieder arm. Also nahm er seine Angelrute und wollte wieder Fische fangen. Aber als er sie ins Wasser warf, kam das schwarze Hündchen mit dem rotem Halsband und riss das feine goldene Haar ab. Da wurde der Mann wahnsinnig [7] und stürzte sich in den Fluss.
 
Auch ein Schreiner [8] aus dem Dorf hatte Unglück mit der verzauberten Jungfrau. Das kam so: Er wollte bei der Burgruine einen Baum stehlen. Es war ein ganz besonderer Baum - er gehörte nämlich der verzauberten Jungfrau. Darum schlich der Schreiner in der Nacht ganz leise zur Burgruine und holte den Baum. Plötzlich stand die verzauberte Jungfrau neben ihm und sagte: «Schreiner, du hast etwas Schlimmes getan. Jetzt musst du drei Dinge für mich tun. Wenn du das kannst, passiert dir nichts. Sonst muss ich dich bestrafen.»
 
Sie führte den Schreiner zu einem Tor [9] in der Burgruine. Dort nahm sie ihren grossen Schlüssel hervor und öffnete es. Da kamen sie in einen dunkeln Gang und gingen bis zu einem grossen Saal. Hier brannten viele hundert Kerzen. Überall an den Wänden sassen alte Männer. Sie schliefen mit ihren Waffen in der Hand. Jetzt sagte die verzauberte Jungfrau: «Küss mein Hündchen!» Der Schreiner tat es und alle alten Männer erwachten und schauten ihn freundlich an. Da brachte die verzauberte Jungfrau den Schreiner in einen zweiten Saal.
 
Überall an den Wänden sassen junge Männer und Jungfrauen mit Schlüsseln und schliefen. Jetzt sagte die Jungfrau: «Küss mich!» Das tat der Schreiner sehr gern. Aber ihre Lippen waren kalt wie Eis. Jetzt öffneten die jungen Männer und die Jungfrauen die Augen und lächelten ihn an.
 
Die verzauberte Jungfrau brachte ihn in den dritten Saal. Das war der schönste. Überall an den Wänden sassen kleine Kinder und schliefen. Mitten im Saal lag eine grosse Schlange. Ihr Maul [10] war weit offen und sie spuckte Feuer. Hinter der Schlange sass eine hässliche Kröte [11]. Ihre Haut glänzte giftig. Da sagte die Jungfrau: «Küss die Kröte!»
 
Der Schreiner ging mutig an der Schlange vorbei und wollte die Kröte küssen. Aber als er sie von Nahem sah, konnte er es einfach nicht tun. Er setzte sie auf den Boden zurück. Da hörte man die Kinder leise weinen, doch sie erwachten nicht. Die Jungfrau schrie laut und ihr Kleid wurde schwarz wie die Nacht. Dann wurde es ganz dunkel im Saal. Es war, als stürzte [12] die Burgruine zusammen. Da wurde der Schreiner ohnmächtig [13]. Als er wieder erwachte, lag er vor der Burgruine. Er war uralt [14] und seine Haare und sein Bart waren ganz weiss. Er sah die Jungfrau nie wieder, denn er starb schon bald.
 
***
 
Dafür lernte ein armer Müller die verzauberte Jungfrau kennen. Weil er so arm war, wollte beim grossen Fest im Dorf kein Mädchen mit ihm tanzen. Da rief er: «Ich werde mir die schönste Tänzerin holen, die ihr je gesehen habt.» Dann ging er zur Burgruine und sprach zu der Mauer: «Verzauberte Jungfrau, hör mir zu. Bitte tanze heute Abend mit mir. Ich werde dich um elf Uhr zurückbringen und dann darfst du mir drei Aufgaben geben.» Plötzlich stand die verzauberte Jungfrau neben ihm und sagte: «Gut, ich komme mit!»
Als die beiden zum Fest kamen, hörten alle anderen auf zu tanzen. Sie hatten noch nie eine so schöne Jungfrau gesehen. Die beiden tanzten den ganzen Abend und alle schauten zu. Dann nahm die verzauberte Jungfrau den armen Müller bei der Hand und ging mit ihm zurück zur Burgruine.
 
Dort brachte sie auch den armen Müller in die drei Säle. Als sie in den dritten Saal kamen, rief die Jungfrau traurig: «All diese Kinder wären meine gewesen. Ich bin schuld daran, dass sie nie zum Leben erwacht sind. Hätte ich einen der Männer im ersten Saal geheiratet, wären aus diesen Kindern die jungen Männer und Jungfrauen im zweiten Saal geworden.» Der arme Müller fragte: «Aber warum hast du denn keinen von ihnen geheiratet?»
 
Da sagte die verzauberte Jungfrau: «Weil ich so schön war. Ich wollte nur den Besten. Darum musste jeder zuerst drei Mal um die Burgruine herumreiten und mir zeigen, wie mutig er war. Dabei sind alle in den Fluss gestürzt und gestorben. Nur einer hat es geschafft. Doch er war arm. Darum hat meine Mutter ihm ein Schlafmittel gegeben und ihn in den Fluss geworfen. Als ich das hörte, wurde ich so traurig, dass ich selbst in den Fluss sprang. Zur Strafe wurde ich nach meinem Tod verzaubert. Bitte hilf mir, damit ich endlich in den Himmel komme! Küsst zuerst das Hündchen und dann mich. Dann nimmst von jeder Jungfrau und von jedem Mann ein Haar und wirfst es in den Fluss. Bis um Mitternacht musst du fertig sein, sonst ist alles verloren.»
 
Der arme Müller rannte hin und her und warf Haare in den Fluss. Doch mit dem letzten Haar kam er zu spät. Da ging das Tor hinter ihm zu und er stand alleine vor der Burgruine. 
Die verzauberte Jungfrau war weg. Er weinte viele Stunden lang und am nächsten Morgen war er tot.
 
Danach sah nur noch ein einziger Mann die verzauberte Jungfrau. Es war ein junger Wanderer. Er sass am Fluss und machte eine Pause. Plötzlich stand die verzauberte Jungfrau vor ihm. Sie nahm eine silberne Flöte und spielte ein Lied. Es war so traurig, dass der Mann anfing zu weinen. Auch alle Tiere kamen aus dem Wald und hörten ihr zu. Da schwamm ein weisser Hirsch über den Fluss und legte sich vor die Füsse der verzauberten Jungfrau. Sie setzte sich auf seinen Rücken und ritt mit ihm zur Burgruine zurück. Dort oben ritten sie neunzehnmal um den Berg, dann brachte der Hirsch die Jungfrau wieder zum Fluss. Nun setzte sie sich ans Ufer unter einen Baum und kämmte ihre goldenen Haare. Immer wieder schaute sie dabei den Wanderer an. Doch der wusste nicht, was tun und sagte nichts. Da stand die Jungfrau traurig auf und sagte: «Oh Baum, du lieber Baum, es geht noch hundert Jahre, dann endlich berühren meine Haare deine Wurzeln. Und sind sie dort, so finde ich doch noch meine Ruh’ [15] und gehe auf den Himmel zu.»
 
Damit verschwand die verzauberte Jungfrau für immer im Inneren der Burgruine. Sie hatte aufgehört daran zu glauben, dass ein Mann sie erlösen würde. Sie hatte verstanden, dass es einfacher war, hundert Jahre lang zu warten, als auf die Hilfe eines Mannes zu hoffen.
 
***
 
Irgendwie hat in dieser Geschichte niemand Glück. Trotzdem ist sie wunderschön. Und trotzdem weiss man, dass die verzauberte Jungfrau irgendwann doch noch in den Himmel kommen wird. Also wird alles gut! Und genau darum geht es in meiner nächsten Geschichte: Um den Glauben daran, dass alles gut kommt – und um ein modernes Abenteuer. Aber mehr sage ich Ihnen hier nicht. Lassen Sie sich überraschen!
Es würde mich auf jeden Fall ganz besonders freuen, wenn Sie auch am 4. Juli wieder auf www.podclub.ch mit dabei sind, wenn es heisst «Andrea erzählt».
Nun wünsche ich Ihnen einen schönen Tag. Auf Wiederhören!
 
 
[1] Burgruine (die): zerstörtes, altes Schloss (Burg)
[2] Jungfrau (die): unberührte Frau, Mädchen oder Frau vor dem ersten Geschlechtsverkehr
[3] Hündchen (das): kleiner Hund
[4] Halsband (das): eine Art Gürtel, den Tiere um den Hals tragen, damit man sie daran festhalten und festbinden kann
[5] Locke (die): Haare, die sich zu einer Welle zusammenrollen
[6] Angelrute: dünner, langer Stab (Rute ) mit einer feinen Schnur daran, um Fische zu fangen
[7] wahnsinnig: verrückt, durchgedreht
[8] Schreiner (der): jemand, der Dinge aus Holz herstellt, zum Beispiel Möbel
[9] Tor (das): grosse Türe
[10] Maul (das): Mund (bei Tieren)
[11] Kröte (die): froschähnliches Tier aus der Gruppe der Amphibien
[12] zusammenstürzen: einbrechen, einstürzen
[13] ohnmächtig: bewusstlos
[14] uralt: sehr alt
[15] Ruh’ (die): Ruhe (poetisch) 
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