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Die Sage von der Luzerner Mordnacht

时间:2014-07-30来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Sage Mordnacht
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, herzlich willkommen zur Sendung «Andrea erzählt» vom 9. Mai 2014. 20140509 D LuzernJetzt beginnt in den Schweizer Städten die Zeit der Touristen. Am beliebtesten ist die Stadt Luzern. Hier kann man die ganze Schweiz auf einen Blick sehen: Schöne alte Häuser, einen See, Wälder und natürlich Berge. Es ist, als wäre man in einer Postkarte. Ich finde das zwar sehr schön, aber nicht sehr spannend. Doch auch das wunderschöne Luzern hat seine dunkeln, aufregenden [1] Seiten. Besonders interessant finde ich «Die Sage von der Luzerner Mordnacht [2]». Gern erzähle ich Sie Ihnen heute.
Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen!
 
***
 
Die heutige [3] Schweiz gibt es noch nicht sehr lange. Eigentlich erst seit 1848. Aber wir Schweizer glauben gern daran, dass es uns schon seit 1291 gibt. Damals haben sich die drei Länder Uri, Schwyz und Unterwalden zusammen getan. Sie wollten alle dasselbe: Sie wollten nicht mehr von den Habsburgern regiert werden. Darum gründeten sie miteinander die so genannte Eidgenossenschaft [4]. Davon habe ich schon im Podcast 14 «Die Sage von Wilhelm Tell» erzählt.
 
Diese Geschichte hier soll etwa vierzig Jahre später passiert sein. Damals kam ein neues Mitglied [5] zur Eidgenossenschaft hinzu. Es war eine kleine Stadt an einem grossen See. Sie hiess Luzern. Damit waren es also vier, die jetzt zusammengehörten. Man nennt sie bis heute «die Waldstätten». Weil alle am gleichen See lagen, heisst dieser Vierwaldstättersee.
 
Eigentlich gehörte Luzern damals dem Herzog [6] von Österreich. Er war sehr unzufrieden [7] damit, dass die schöne Stadt jetzt frei sein wollte. Er sagte: «Luzern kann nicht einfach weg aus unserem Reich. Es gehört uns. Ich werde es zurückholen!» Der Herzog versuchte alles Mögliche, um Luzern zurückzubekommen. Doch es half nichts. Die Menschen in Luzern sagten nur: «Der Herzog meint wohl, wir seien dumm! Aber wir lassen ihn nie mehr in die Stadt hinein. Wir wollen frei bleiben!»
Doch wie überall auf der Welt, dachten auch in Luzern nicht alle Menschen gleich. Die reichen Bürger [8] sagten: «Die Freiheit ist sicher schlecht für unsere Stadt. Vielleicht verlieren wir dann unseren Reichtum. Darum ist es besser für uns, wenn wir beim Herzog bleiben.» Diese reichen Bürger trafen sich heimlich, um einen Plan zu machen. Sie sagten: «Wir werden alle wichtigen Eidgenossen [9] in der Nacht ermorden. Wer zu den vier Waldstätten gehören will, muss schon bald in seinem Bett sterben! Danach öffnen wir dem Herzog und seinen Leuten die Tore [10] und lassen sie wieder in die Stadt hinein!»
Die reichen Bürger erzählten niemandem von ihrem bösen Plan. Aber alle von ihnen trugen rote Ärmel. So konnten sie sehen, wer zu ihnen gehörte und wer nicht.
 
***
 
Die Nacht vom 25. Juli 1333 war klar und voller Sterne. Über dem See sah man den Mond. Es war so still in der Stadt, dass man sogar die leisen Wellen des Sees hörte. Die Strassen waren leer. Man sah nur einen armen Jungen ohne Schuhe. Weil er barfuss [11] war, hörte ihn niemand. Er hatte im See gefischt und nur einen einzigen kleinen Fisch gefangen. Den wollte er nun seiner Mutter bringen, damit sie etwas zu essen hatten. 
Als der Junge am grössten Haus der Stadt vorbeikam, hörte er plötzlich etwas: Da waren Stimmen und man hörte das Geräusch von Waffen. Der Junge flüsterte: «Da tönt nicht gut. Ich renne besser so schnell wie möglich nach Hause.» Aber dann wollte er doch wissen, was hier los war. Er betete zu Gott und ging ganz leise zu dem Haus hin.
Im Schatten davor stand eine Gruppe von Männern. Sie alle hatten rote Ärmel und trugen Waffen. Der Junge sah, dass fast jeder reiche Mann der Stadt hier war. Und er hörte, wie einer von ihnen sagte: «Endlich ist es soweit. Heute Nacht werden alle wichtigen Eidgenossen in ihren Betten sterben. Dann lassen wir den Herzog in die Stadt hinein.» Der arme Junge bekam so grosse Angst, dass er wegrennen wollte. Doch da sahen ihn die Männer und hielten ihn fest. 
Einer wollte den Jungen sofort töten. Aber ein anderer sah, wie arm der Junge war und dass er so grosse Angst hatte. Er sagte: «Nein! Wir lassen ihn frei. Es ist doch nur ein Junge mit einem winzigen [12] Fisch.» Ein anderer sagte: «Also gut. Aber du musst versprechen, dass du keinem Menschen ein Wort von dem erzählen wirst, was du gehört hast. Wenn du es trotzdem tust, werden wir dich töten.» Jetzt begannen die Männer darüber zu streiten, ob der arme Junge wirklich weiterleben durfte oder nicht. Dabei vergassen diese ihn ganz und er konnte wegschleichen [13]. 
Doch der Junge ging nicht nach Hause. Er suchte in der ganzen Stadt nach einem Gasthaus, in dem noch Menschen waren. Endlich fand er eines. Er ging hinein und setzte sich auf eine kleine Bank hinter dem Ofen. Dort rief er laut: «Oh Ofen, oh Ofen! Wenn ich nur reden dürfte!» Da drehten sich die Männer in der Gaststube nach ihm um und einer fragte: «He, Junge, was tust du da hinter dem Ofen? Spinnst du oder bist du sonst krank? Hör auf, uns zu stören!» Nun sagte der arme Junge ängstlich: «Nein, nein, es ist nichts. Es tut mir leid, wenn ich euch gestört habe. Das wollte ich nicht.»
Aber dann musste er wieder an den Mord-Plan der reichen Männer denken. Er hatte versprochen, keinem Menschen davon zu erzählen. Also sprach er wieder mit dem Ofen: «Oh Ofen, oh Ofen. Ich muss dir etwas sagen, was ich keinem Menschen sagen darf. Beim reichsten Haus der Stadt stehen heute Nacht viele reiche Bürger. Sie haben Waffen und sie werden schon bald alle wichtigen Eidgenossen töten. Oh Ofen, oh Ofen, bitte glaube mir! Was ich dir sage, ist wahr.»
Jetzt verstanden die Männer in der Gaststube, was mit dem armen Jungen los war. Sie rannten schnell zu ihren Häusern und holten ihre Waffen. Dann gingen sie zu den wichtigen Eidgenossen in der Stadt und weckten sie. Und zum Schluss stellten sie ein paar Männer vor jedes Tor an der Stadtmauer, damit der Herzog und seine Leute nicht reinkonnten. 
Bald liefen überall in der ganzen Stadt Männer mit Waffen herum und es war ein grosser Lärm. Da wussten die reichen Bürger, dass ihr Plan verloren war. Sie rannten davon und wollten sich in ihren Häusern verstecken. Doch die Eidgenossen fingen viele von ihnen. Und weil alle rote Ärmel hatten, wussten sie, wer sonst noch zu ihnen gehörte.
Die Eidgenossen wollten die reichen Bürger zuerst töten.
 
Aber einer von ihnen sagte: «Weil ihr den armen Jungen nicht getötet habt, leben wir heute alle noch. Und so soll es auch bleiben. Ihr dürft wieder nach Hause.» So wurden auch die reichen Bürger von Luzern zum Schluss noch gute Eidgenossen.
Wer der arme Junge war, der so vielen Menschen das Leben gerettet hat, weiss leider niemand mehr. Doch Gott hat ihn sicher belohnt [14].
 
***
 
Man würde gar nicht denken, dass die Eidgenossenschaft so wild war. Das passt gar nicht zu dem Bild von den freundlichen, vielleicht etwas langweiligen Schweizern, die keine Kriege führen. Aber das war eben nicht immer so. Und das ist ja das Interessante an solchen Geschichten: Dass die Dinge nicht immer so sind, wie wir meinen.
Nun wünsche ich Ihnen einen spannenden Tag. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie auch am 23. Mai wieder auf www.podclub.ch mit dabei sind, wenn es heisst «Andrea erzählt». Dann werde ich Ihnen die «Geschichte vom armen Schuhflicker» erzählen.
Auf Wiederhören!
 
[1] aufregend: sehr spannend
[2] Mordnacht (die): Nacht, in der ein Mord, eine Tötung passiert
[3] heutig: aktuell, derzeitig
[4] Eidgenossenschaft (die): anderer Name für die Schweiz, er ist zusammengesetzt aus Eid (Schwur) und Genossenschaft (Gemeinschaft)
[5] Mitglied (das): jemand, der zu einer bestimmten Gruppe oder einem Club gehört
[6] Herzog (der): hoher Adeliger
[7] unzufrieden: nicht zufrieden, unglücklich
[8] Bürger (der): Einwohner, Bewohner
[9] Eidgenosse (der): Schweizer, hier gemeint als jemand, der damit einverstanden ist, zur Eidgenossenschaft zu gehören
[10] Tor (das): grosse Türe, zum Beispiel in einer Mauer
[11] barfuss: ohne Schuhe, mit nackten Füssen
[12] winzig: sehr klein
[13] wegschleichen: sehr leise und vorsichtig weggehen
[14] belohnen: jemandem für eine Arbeit, Leistung einen Lohn geben oder ihm etwas Gutes tun 
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