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Andrea erzählt 23: Die Geschichte vom Armen und vom Reichen

时间:2014-03-27来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Geschichte Reichen
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, herzlich willkommen zur Sendung «Andrea erzählt» vom 20. Dezember 2013. Es freut mich sehr, sind Sie wieder dabei.
Weihnachten ist die Zeit der Familie. Und für die meisten Menschen ist sie auch die Zeit der Geschenke. Für viele von uns ist dies das Normalste der Welt. Aber nicht jeder kann etwas verschenken und nicht jeder bekommt etwas geschenkt. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Die einen haben keine Freunde oder keine Familie und die anderen sind zu arm. Für sie möchte ich Ihnen heute die «Geschichte vom Armen und vom Reichen » erzählen. Sie ist aus der Märchensammlung der Gebrüder Grimm und könnte überall passiert sein, auch in der reichen Schweiz.
 
Vor sehr, sehr langer Zeit lebte der liebe Gott noch auf der Erde. Er war ein armer Wanderer [1] und besuchte die Menschen. Einmal an einem Abend war er so müde, dass er sagte: «Ich mag heute nicht mehr weitergehen und eine Herberge [2] suchen. Ich werde sehen, ob ich hier in der Nähe bei jemandem schlafen kann.» Schon bald kam er zu zwei Häusern, die nebeneinander standen. Das eine war gross und schön und das andere war klein und hässlich.
 
Im grossen Haus lebte ein sehr reicher Mann und im kleinen ein sehr armer. Da dachte der liebe Gott: «Hier kann ich sicher schlafen. Ich werde den reichen Mann im grossen Haus fragen. Er hat mehr Platz und bestimmt auch etwas zu Essen für mich.» Also klopfte er an die Türe des grossen Hauses. Doch der reiche Mann öffnete sie nicht.
 
Er schaute nur aus einem Fenster und sagte: «He Fremder [3], was willst du? Warum störst du meine Ruhe?» Der liebe Gott antwortete: «Guten Abend, mein Herr. Ich bin ein armer Wanderer und suche ein Bett für diese Nacht.» Da schaute der reiche Mann ihn genau an. Er sah, dass der liebe Gott nur einfache Kleider trug und auch sonst arm aussah. Also sagte er: «Nein. Ich habe keinen Platz für dich. Wenn ich jedem ein Bett geben würde, der klopft, dann wäre ich schon bald so arm, wie du. Geh weg und schlafe an einem anderen Ort.» Dann schloss er schnell das Fenster.
 
Also drehte sich der liebe Gott um und ging zum Haus des armen Mannes hinüber. Dort klopfte er an die Türe. Der arme Mann öffnete sie sofort und sagte freundlich: «Guten Abend, lieber Wanderer. Oh! Du siehst müde aus und es ist schon dunkel. Komm herein, du brauchst sicher ein Bett für die Nacht.» Das gefiel dem lieben Gott und er ging in das Haus. Sofort kam die Frau des armen Mannes und brachte ihm einen Stuhl. Sie sagte: «Komm, setz dich hier an das Feuer, ich werde dir etwas zu Essen geben.»
 
Dann kochte sie Kartoffeln und melkte [4] ihre dünne Ziege. Sie sagte: «Es tut mir leid, wir haben nicht viel, aber ich hoffe, es ist genug für dich.» Nachdem der liebe Gott gegessen hatte, sagte der Mann: «Wir sind alle müde und sollten jetzt schlafen. Nimm du unser Bett, wir werden bei der Ziege schlafen.» Der liebe Gott mochte den beiden das Bett nicht wegnehmen, doch der arme Mann und seine Frau wollten es so.
 
Am nächsten Morgen stand die Frau des armen Mannes früh auf und gab dem lieben Gott sein Frühstück. Als er gegessen hatte, sagte er: «Ihr lieben Menschen, ich danke euch. Ihr habt ein grosses Herz. Ich werde jetzt weiter gehen. Weil ihr alles mit mir geteilt habt, obwohl ihr so arm seid, werde ich euch vorher noch drei Wünsche erfüllen [5].» Da sagte der arme Mann: «Ich wünsche mir nicht viel. Nur, dass wir bis zu unserem Tod gesund bleiben und dass wir dann in den Himmel kommen. Einen dritten Wünsch habe ich nicht.» Der liebe Gott fragte: «Willst du dir nicht noch ein neues Haus wünschen?» Der arme Mann antwortete: «Oh ja, das wäre sehr schön!» Da erfüllte der liebe Gott dem armen Mann alle drei Wünsche und ging weiter.
 
***
 
Der reiche Mann schlief an diesem Tag bis zum Mittag. Dann ass er ein grosses Frühstück. Als er aus dem Fenster sah, stand dort das schönste Haus, das er je gesehen hatte. Er rief: «Gestern Abend stand hier dort ein armes, kleines Haus. Was ist hier passiert?» Schnell ging er zu dem armen Mann hinüber und fragte: «Woher hast du dieses Haus? Ich will es sofort wissen!» Der arme Mann antwortete: «Ein Wanderer hat bei uns gegessen und geschlafen. Bevor er ging, hat er uns drei Wünsche erfüllt.»
 
Da dachte der reiche Mann: «Ich könnte mich selbst schlagen, weil ich so dumm war. Hätte ich den Wanderer doch nur in mein Haus gelassen! Ich werde ihn suchen.» Er holte sein Pferd und ritt [6], bis er den lieben Gott gefunden hatte und sagte zu ihm: «Lieber Wanderer, es tut mir so leid, dass ich dich nicht in mein Haus gelassen habe. Ich hatte meinen Schlüssel verloren. Ab jetzt hab ich ihn gefunden und du musst unbedingt zu mir kommen und bei mir schlafen.» Der liebe Gott antwortete: «Gut, wenn ich wieder einmal an deinem Haus vorbeikomme, werde ich bei dir schlafen.» Der reiche Man freute sich und fragte sofort: «Wirst du mir dann auch drei Wünsche erfüllen, wie dem armen Mann?» Der liebe Gott schaute ihn traurig an und sagte: «Ja. Aber es wäre besser für dich, wenn du dir nichts wünscht.» Der reiche Mann wollte das nicht glauben. Also sagte der liebe Gott: «Gut, dann gehe jetzt gleich nach Hause und wünsche dir drei Dinge. Ich werde sie erfüllen.»
 
Der reiche Mann stieg sofort auf sein Pferd und ritt los. Dabei dachte er nach, was er sich wünschen könnte. So vergass er, auf sein Pferd aufzupassen und es fing an, ganz schnell zu laufen. Da wurde der reiche Mann böse und rief: «Was tust du da? Ich wünsche mir, dass du dir den Hals brichst, du dummes Pferd!» Sofort brach sich das Pferd den Hals und starb. Der reiche Mann fiel auf den Boden. Er hatte seinen ersten Wunsch aufgebraucht [7]. Wütend nahm er den Sattel [8] des Pferdes und ging zu Fuss weiter. Er dachte: «Es ist nicht so schlimm. Ich habe immer noch zwei Wünsche übrig. Aber wenn ich mir eine Sache wünsche, dann will ich sicher noch eine andere. Das Wünschen ist ja so schwierig.»
 
Der reiche Mann dachte nach und dachte nach, doch es wollten ihm einfach keine guten Wünsche in den Sinn kommen. Dabei wurde der Sattel auf seinem Rücken immer schwerer. Da dachte er an seine Frau, die jetzt zuhause sass und sagte: «Ich wünsche mir, dass der Sattel von meinem Rücken weg ist. Soll doch meine blöde Frau daheim für immer darauf sitzen bleiben.» Sofort war der Sattel weg und der dumme, reiche Mann hatte auch seinen zweiten Wunsch verbraucht.
 
Er wurde sehr nervös und rannte schnell nach Hause. Dort wollte er in Ruhe über den dritten Wunsch nachdenken. Doch als er endlich zuhause war, sass da seine Frau auf dem Sattel und rief: «Hilf mir, ich komme hier einfach nicht mehr herunter.» Jetzt musste der reiche Mann auch noch seinen dritten Wunsch aufbrauchen, um ihr zu helfen.
 
Er wurde so wütend, dass er sagte: «Dann, dann wünsche ich mir eben, das du ab diesem Sattel kommst, und nicht mehr mit mir verheiratet bist.» Der liebe Gott erfüllte ihm auch diesen Wunsch. Nun hatte der reiche Mann keinen Wunsch mehr, keine Frau und auch kein Pferd. Der liebe Gott hatte recht gehabt: Die drei Wüsche hatten ihm kein Glück gebracht, denn er hatte sie nicht verdient [9].
 
***
 
In dieser Geschichte wird eine arme Familie belohnt, weil sie etwas verschenkt hat, obwohl sie selbst fast nichts hatte. Natürlich ist es im richtigen Leben nicht ganz so einfach und man wird nicht immer belohnt, wenn man etwas Gutes tut. Auf jeden Fall werden einem nicht drei Wünsche erfüllt. Aber es ist ein schönes Gefühl, wenn man jemanden glücklich machen kann. Und das geht ja auch mit kleinen Dingen.
Nun wünsche ich Ihnen eine wunderbare Weihnachtszeit, mit vielen kleinen und vielleicht auch grossen Geschenken - und vor allem mit ganz viel Freude. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie auch am 17. Januar wieder auf www.podclub.ch mit dabei sind, wenn es heisst «Andrea erzählt». Dann werde ich Ihnen «Die Walliser Sage [10] vom Paradies erzählen». Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und ein Frohes Neues Jahr!
 
 
[1] Wanderer (der): jemand, der zu Fuss einen weiten Weg geht
[2] Herberge (die): ein einfaches Hotel
[3] Fremder (der): ein Mensch, den man nicht kennt, der fremd ist
[4] melken: Milch holen, zum Beispiel bei einer Kuh oder einem Schaf
[5] erfüllen: wahr machen
[6] reiten: auf einem Pferd sitzen, irgendwohin gehen
[7] aufbrachen: etwas brauchen, benützen, bis es nicht mehr da ist
[8] Sattel (der): Sitz für den Rücken eines Pferdes
[9] verdienen: etwas bekommen, weil man etwas dafür getan hat, zum Beispiel gearbeitet
[10] Sage (die): eine Volkserzählung die ein Teil Wahrheit enthält 
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