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Andrea erzählt 12: Die Pilatus-Sage

时间:2014-03-19来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Sage
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, herzlich willkommen zur 12. Sendung von «Andrea erzählt» vom 21. Juni 2013. Es freut mich sehr, sind Sie wieder dabei.
Kennen Sie den Pilatus? Das ist ein Berg im Herzen der Schweiz, in der Nähe der Stadt Luzern. Früher hiess er «Frakmunt». Aber schon seit zweitausend Jahren heisst er «Pilatus». Warum das so ist, sage ich Ihnen bald.
Für mich gibt fast keinen schöneren Ort in der Schweiz, besonders jetzt im frühen Sommer. Der Pilatus ist auch eines der beliebtesten Ziele für Touristen. Das kann ich gut verstehen. Es lohnt sich wirklich, dorthin zu fahren. Wenn Sie mal die Chance haben, auf den Pilatus zu gehen, sollten Sie das tun! Gerne erzähle ich Ihnen heute daher die «Pilatus-Sage». Viel Vergnügen!
Pilatus  (by Toby87 cc)
 
Vor langer, langer Zeit lebte in Rom ein grosser Kaiser. Er hiess Tiberius. Eines Tages wurde er sehr krank. Er bekam den Aussatz. Diese Krankheit wird auch Lepra genannt und kann heute geheilt [1] werden. Doch früher starben die Menschen daran und sie war sehr ansteckend [2].
 
Der Kaiser rief die besten Ärzte und sagte: «Heilt mich! Aber schnell! Wenn ihr es schafft [3], gebe ich euch viel Geld.» Doch sie sagten zu ihm: «Bester Kaiser, niemand kann die Lepra heilen, auch wir nicht. Es tut uns sehr leid.» Das stimmte natürlich, denn sie hätten das Geld gerne gehabt. Aber sie konnten ihm trotzdem nicht helfen.
 
Da sagte jemand zum Kaiser: «In Jerusalem lebt ein Mann, der alle Kranken gesund machen kann.» Der Kaiser rief sofort seinen Diener Alban und sagte: «Geh schnell nach Jerusalem und bring den Mann zu mir. Er wird mich gesund machen.»
 
In Jerusalem ging der Diener Alban zu dem Mann, der die Stadt für den Kaiser regierte. Er hiess Pilatus. Der Diener Alban fragte: «Herr, kennt ihr einen Mann, der alle Kranken gesund machen kann? Der Kaiser braucht ihn. Er ist sehr, sehr krank.» Da erschrak Pilatus und sagte: «Nein, tut mir leid. Ich …äh…weiss nichts.» Doch das war eine Lüge [4]. Der Mann, der alle heilen konnte, hiess nämlich Jesus Christus und Pilatus hatte ihn selber töten lassen. Jetzt hatte er Angst, dass der Kaiser wütend auf ihn würde.
 
Der Diener Alban ging weiter und begegnete einer heiligen Frau. Sie hiess Veronika. Er fragte auch sie nach dem Mann, der alle heilen konnte. Die heilige Veronika sagte zu ihm: «Der Mann, den du suchst, hiess Jesus Christus und Pilatus hat ihn getötet. Dies hier ist das Tuch, mit dem man ihn danach zugedeckt [5] hat.» Sie zeigte dem Diener Alban ein Tuch mit Flecken aus Blut.
 
Sofort reisten der Diener Alban und die heilige Veronika zusammen nach Rom zurück. Dort zeigten sie dem kranken Kaiser das Tuch und erzählten ihm alles. Als er es berührte, wurde er sofort wieder gesund. Er war sehr, sehr wütend auf Pilatus und sagte: «Bringt ihn sofort zu mir. Ich werde ihn fragen, warum er so schlechte Entscheidungen [6] fällt! Er hat einen guten Mann töten lassen und ich werde ihn dafür bestrafen.»
 
Als Pilatus kam, war der Kaiser sehr freundlich zu ihm und niemand konnte das verstehen. Aber sobald Pilatus aus dem Palast wegging, wurde der Kaiser plötzlich wieder sehr wütend und rief: «Bringt ihn sofort zurück!» Also brachte man Pilatus wieder zum Kaiser zurück. Und wieder war der sehr freundlich zu ihm. Doch als Pilatus weg war, wurde der Kaiser wieder plötzlich wütend auf ihn und rief: «Bringt ihn sofort zurück!» Aber auch beim dritten Mal war es das Gleiche: Der Kaiser war wieder freundlich und niemand verstand das, auch er selbst nicht.
 
Da sagte der Kaiser: «Mit dem Mann stimmt etwas nicht. Zieht ihm das Hemd [7] aus!» Und da sahen alle, dass Pilatus unter seinem Hemd die Kleider von Jesus Christus trug. Sie hatten den Kaiser so freundlich gemacht! Als man sie Pilatus weggenommen hatte, schaute der Kaiser ihn an und sagte wütend: «Du musst für immer ins Gefängnis!»
 
Doch schon am nächsten Tag war Pilatus tot. Er hatte sich selber getötet. Da sagte der Kaiser: «Werft ihn in den Tiber [8]-Fluss!» Aber da gab es in Rom plötzlich viele Stürme und Krankheiten und es hörte nicht mehr auf. Darum sagte der Kaiser: «Dann holt den toten Pilatus aus dem Tiber-Fluss und bringt ihn weg.» Da hörte das Unglück auf.
 
Nun brachte man den toten Pilatus nach Frankreich und warf ihn bei der Stadt Lyon in den Rhone [9]-Fluss. Doch auch da gab es plötzlich viele Stürme und Krankheiten, bis die Stadt aussah, wie die Hölle. Also holte man den toten Pilatus wieder heraus und brachte ihn nach Lausanne und warf ihn dort in den See. Diese Stadt liegt heute übrigens im Westen der Schweiz, die es damals noch gar nicht gab. Aber es half nichts. Auch da gab es plötzlich viele Stürme und Krankheiten und es hörte nicht mehr auf.
 
Die Männer von Lausanne sagten: «Der tote Pilatus darf nicht in der Nähe einer Stadt ins Wasser geworfen werden. Wir werden ihn auf einem Berg begraben, weit weg von Menschen.» So trug man den toten Pilatus auf den Berg «Frakmunt» bei Luzern und warf ihn in einen kleinen Berg-See. Ab da nannten die Menschen den Berg «Pilatus».
 
***
 
Doch es gab immer noch keinen Frieden. Auch auf dem Pilatus-Berg war der tote Pilatus nicht ruhig. Der kleine Berg-See wurde ganz schwarz und still und es gab nie mehr Eis darauf im Winter. Immer wieder kam der Geist [10] des toten Pilatus aus dem tiefen Wasser heraus. Er schickte Insekten auf die Hirten los und um Mitternacht [11] erschreckte er alle Tiere auf den Wiesen und vertrieb [12] sie. Im Frühling schickte er gefährliche Schneelawinen [13] ins Tal. Die Menschen hatten grosse Angst vor dem Geist und auch vor dem Pilatus-Berg. Fast immer war er mit einer Kappe[14] aus Nebel zugedeckt und nichts half.
 
Da kam einmal ein junger Mann aus Spanien in die Stadt Luzern und hörte von dem Geist auf dem Pilatus-Berg. Er sagte: «Ich helfe euch. Ich werde den Geist des Pilatus für immer unter das Wasser schicken.» Der junge Mann ging auf den Berg und probierte es und betete ganz fest. Aber der Geist war stärker als er und schüttelte den ganzen Berg unter seinen Füssen.
 
Doch der junge Mann betete immer weiter und weiter und am Schluss konnte er den Geist des Pilatus mit der Kraft seiner Gebete endlich in den kleinen Berg-See zurück schicken.
 
Nur einmal im Jahr, am Karfreitag [15], kam der Geist nun noch kurz aus dem Wasser. Er sass auf einem Stuhl in der Mitte des Sees und wurde vom Teufel an einer Kette gehalten. Er trug blut-rote Kleider und einen weissen Bart und probierte immer, das Blut von Jesus von seinen Händen wegzuwaschen – es ging nicht. Die Menschen in Luzern hatten immer grosse Angst vor ihm und sagten zu ihren Kindern: «Passt auf! Wer den Pilatus und den Teufel sieht, stirbt in einem Jahr.»
 
Langsam wurde der Geist des Pilatus ruhiger. Nur, wenn man Steine in den Berg-See warf, gab es manchmal noch einen Sturm. Und wenn die Hirten etwas Böses getan hatten, konnte es sein, dass der Geist des Pilatus als Hund, Pferd oder Kuh zu ihnen kam.
 
Der Pilatus blieb für die Menschen in Luzern noch lange ein Berg, vor dem sie Angst hatten. Wenn es Nacht wurde, sah man oft Drachen über den See fliegen. Manchmal waren es so viele, dass es aussah, als würden Feuer von einem Berg zum andern gehen. Und sogar heute noch schauen die Menschen aus Luzern viel zum Pilatus-Berg hinauf. Dort sehen sie auch, wie das Wetter wird. Dafür gibt es sogar einen Spruch. Der geht so: «Hat der Pilatus einen Hut, ist das Wetter fein und gut. Trägt er eine Kappe, fängt das Wetter an zu gnappe (es verändert sich). Hat er einen Degen (ein Schwert), gibt es sicher Regen.»
 
***
 
Ich wünsche allen, dass der Pilatus in diesem Sommer keinen Degen hat. Regen hatten wir wirklich schon genug in diesem Frühjahr. Vielleicht können Sie ja bei schönem Wetter mal auf den Pilatus fahren. Dabei könnten Sie auch gleich schauen, ob das mit dem Wetter stimmt. Werfen Sie einfach keine Steine in den Berg-See – man weiss nie...
So, und nun wünsche ich Ihnen noch einen ganz schönen Tag ohne Geister. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie auch am 5. Juli wieder auf www.podclub.ch mit dabei sind, wenn es heisst «Andrea erzählt». Dann werde ich Ihnen die «Geschichte vom Fischer vom Rheinfall» erzählen. Auf Wiederhören!
 
 
  
 
[1] heilen: wieder gesund machen
[2] ansteckend: wenn etwas schnell von einem Menschen zu einem anderen weitergegeben wird
[3] etwas schaffen: etwas können
[4] Lüge (die): nicht die Wahrheit
[5] zudecken: etwas darüber legen
[6] Entscheidung (die): Beschluss
[7] Hemd (das): Kleidung für den Oberkörper, meist für Männer
[8] Tiber (der): Fluss in Rom
[9] Rhone (die): Fluss in Frankreich (und in der Schweiz)
[10] Geist (der): Gespenst, Seele vom Toten, die auf die Welt zurückkommt
[11] Mitternacht (die): Zeit um zwölf Uhr in der Nacht
[12] vertreiben: wegjagen
[13] Schneelawine (die): grosse, gefährliche Menge von Schnee, die ins Tal rutscht
[14] Kappe (die): Mütze
[15] Karfreitag (der): Freitag vor Ostern, an diesem Tag wurde Jesus am Kreuz getöt
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