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Andrea erzählt 11: Der Stier von Uri

时间:2014-03-19来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Uri
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, herzlich willkommen zur 11. Sendung von «Andrea erzählt» vom 7. Juni 2013. Es freut mich sehr, sind Sie wieder dabei.
Träumen Sie auch schon von den Sommerferien? Von Sonne und Meer? Vielleicht fahren Sie ja bald in den Süden. Dann kommen Sie vermutlich durch den Kanton [1] Uri. Dort fängt der Gotthardtunnel an und viele tausend Menschen fahren jeden Tag hindurch. Trotzdem wissen die meisten nichts über den Kanton Uri. Darum möchte ich Ihnen heute eine Geschichte von dort erzählen. Sie heisst «der Stier[2] von Uri». Es ist eine Sage. Das ist eine Art Märchen, das aber auch ein wenig wahr ist. Ich wünsche Ihnen viel Spass!
 
Auf einer Alp [3] im Kanton Uri lebte einmal ein junger Schaf-Hirte [4]. Er hiess Urs. Die Alp gehörte dem Kloster [5] Engelberg. Sie war sehr grün und die Tiere dort gaben viel Milch für Butter und Käse. Manchmal schlachtete [6] Urs ein Schaf und brachte sein Fell ins Tal, wo er es gegen andere Dinge tauschte.
 
Eines Tages kamen zwölf fremde Männer mit dunkeln Haaren über die Alp. Sie hatten sehr schöne Schafe mit einem hellen Fell dabei. Urs hatte noch nie solche Tiere gesehen. Am besten gefiel ihm ein kleines Lamm [7]. Es war weiss wie Schnee. Er sagte zu den Männern: «Liebe Fremde, das kleine Tier ist so schön! Bitte, bitte gebt es mir!» Zuerst antworteten die Männer: «Nein, das können wir nicht tun. Wir brauchen die Tiere selber.» Doch dann sagte der älteste von ihnen: «Ich sehe, du liebst das Tier wirklich. Also gut. Ich schenke es dir. Aber dafür musst du für uns beten.»
 
Urs freute sich sehr und machte, was der Mann ihm gesagt hatte. Dann bekam er das Lamm und die Männer gingen weiter. Urs nahm das kleine Tier auf den Arm und sagte zu ihm: «Komm Kleines, wir gehen nach Hause. Du musst keine Angst haben. Ich werde immer auf dich aufpassen.» Das Schäfchen machte: «Bäh», und legte den Kopf auf seine Brust und schlief ein.
 
Urs war sehr glücklich und hatte das Lamm immer bei sich: wenn er ass, wenn er schlief und natürlich, wenn er seine anderen Schafe hütete. Er liebte das Tier so sehr, dass er sagte: «Kleines Lamm, ich werde dich taufen [8].» Heimlich ging er ins Tal in die Kirche. Dort nahm er in der Nacht von dem heiligen Wasser und brachte es auf die Alp und taufte damit sein geliebtes Lamm.
 
Plötzlich wurde der Himmel schwarz. Die Wolken sahen aus, wie Monster mit vielen Köpfen und vielen Armen. Ein lauter Donner [9] tönte und ein grosser Sturm kam. Urs rief: «Oh Gott, die Welt geht unter!» Da kam ein Blitz [10] aus dem Himmel und traf sein kleines Haus und machte es kaputt.
 
Urs rief: «Kleines Lamm, wo bist Du? Kleines Lamm? Mein liebstes Tier? Komm zu mir!» Doch das Lamm war weg. Dafür stand ein riesiges, schwarzes Monster vor Urs. Er hatte grosse Angst und wollte wegrennen. Doch das Monster brüllte [11] und riss Urs in tausend Stücke.
 
Nach diesem Tag ging nie mehr ein Mensch auf die Alp und auch kein Tier. Alle hatten Angst vor dem Monster dort. Sie nannten es «das Greiss». Die Wiesen wurden braun und es sah traurig und leer aus. Weil die Alp jetzt nicht mehr gebraucht wurde, verkaufte das Kloster Engelberg sie den Urnern für wenig Geld. Doch die hatten auch nichts davon, weil ja das Greiss dort lebte.
 
***
 
Eines Tages kam ein junger Mann ins Tal. Schon bald hörte er von der Alp und vom bösen Greiss. Da sagte er: «Wenn ihr mir eine Hand voll Gold gebt und mir mein Glas sieben Mal mit Wein füllt, sage ich euch, wie ihr das Greiss weg bringt.» Die Männer sagten: «Gut. Es kann nicht schlimmer werden, als es ist. Wir werden es probieren [12].»
 
Sie gaben dem jungen Mann das Gold und riefen den Frauen: «Bringt dem Mann den besten Wein, den wir haben und füllt ihm das Glas sieben Mal.» Als alles getan war und der junge Mann den ganzen Wein getrunken hatte, sagten die Männer: «So, junger Mann, jetzt haben wir dir gegeben, was du wolltest. Jetzt gibst du uns, was wir wollen.»
 
Der junge Mann stand auf den Tisch und rief: «Hört gut zu, ihr lieben Männer von Uri. Ihr müsst einen schneeweissen [13] jungen Stier finden. Dem Tier gebt ihr neun Jahre lang von der besten Milch zu trinken. Das erste Jahr braucht es die Milch von einer Kuh. Im zweiten Jahr braucht es die Milch von zwei Kühen und im dritten die Milch von drei Kühen. So macht ihr immer weiter, bis ihr ihm im neunten Jahr die Milch von neun Kühen gebt. Nun muss ihn die schönste Jungfrau auf die Alp mit dem Greiss bringen. Dann wird alles gut sein.»
20130607 D Uri
Die Männer von Uri machten es so, wie der junge Mann gesagt hatte. Als die neun Jahre vorbei waren, war der schneeweisse Stier das schönste und stärkste Tier, das die Menschen im Tal je gesehen hatten. Nun mussten die Männer von Uri noch eine Jungfrau finden, die ihn zu dem Greiss bringen konnte. Da sagte Agnes, die Tochter eines reichen Mannes: «Ich werde auf die Alp gehen und den schneeweissen Stier bringen. Hoffentlich hilft es uns allen.»
 
Da rieft ihre Mutter: «Kind, bitte geh nicht! Das ist viel zu gefährlich. Wir wissen nicht, ob du wieder zurückkommst» Doch der Vater sagte: «Frau, lass sie gehen. Jemand muss es tun und ich bin froh, dass ich so eine mutige [14] Tochter habe.» Da machte die Mutter Agnes ein schönes weisses Kleid und suchte weisse Blumen für ihr Haar. Dann machten die Frauen von Uri Agnes bereit und küssten sie zum Abschied.
 
Der schöne weisse Stier bekam einen Ring aus Gold in die Nase. Daran wurde eine weisse Schnur [15] angemacht. Nun nahm Agnes das schöne Tier und ging ganz allein mit ihm auf die Alp. Der Stier ging ganz ruhig mit ihr mit.
 
Als Agnes auf die Alp kam, wurde der Himmel schwarz. Die Wolken sahen aus, wie Monster mit vielen Köpfen und vielen Armen. Ein lauter Donner tönte und ein grosser Sturm kam. Da kam ein Blitz aus dem Himmel.
 
Im Tal sahen die Männer und Frauen von Uri den Sturm. Sie bekamen grosse Angst. Der reiche Mann rief: «Was habe ich getan? Ich habe meine arme Tochter allein mit dem Stier zum Greiss geschickt. Gott, bitte beschütze sie!»
 
***
 
Nach vielen Stunden wurde der Himmel wieder hell. Alles war ganz ruhig. Da gingen der reiche Mann und die Männer von Uri zusammen auf die Alp um zu sehen, was passiert war. Sie sahen das Monster auf der Wiese liegen. Es war tot. Daneben war der schneeweisse Stier. Er war ganz rot vom vielen Blut. Und auch er war tot. Neben ihm war ein Loch im Boden, aus dem kam sauberes, frisches Wasser.
 
Weil die Männer von Uri so froh waren, dass der Stier das Greiss getötet hatte, nannten sie den Bach [16], der aus dem Loch kam, «Stieren-Bach». Sie riefen: «Bravo, Stier! Wir sind so froh!» Doch dann sahen sie den reichen Mann. Er sass traurig auf einem Stein und sagte immer wieder: «Agnes. Meine kleine Agnes. Wo bist Du?» Da wurden die Männer von Uri still und fingen an, die Jungfrau zu suchen. Doch sie fanden sie nicht mehr.
 
Das Greiss war weg und die Alp war wieder grün. Aber Agnes und ihre Eltern hatten sehr, sehr viel dafür bezahlt. Alle Männer und Frauen von Uri waren traurig. Sie gingen in die Kirche und beteten für die Jungfrau und ihre Familie. Dann sagten sie: «Niemand darf 20130607 D Urivergessen, was Agnes für uns getan hat. Darum werden wir einen Stier auf unser Wappen [17] nehmen. So erinnern sich alle immer an Agnes und das Tier und daran, dass sie uns vom Greiss befreit haben.» Seither ist auf dem Wappen von Uri ein Stier mit einem goldenen Ring in der Nase.
 
***
 
 
Ich weiss nicht, warum Agnes nicht auf dem Wappen von Uri ist und warum der Stier darauf schwarz ist und nicht weiss. Vielleicht, weil die Geschichte nur eine Sage ist. Aber man sagt, dass jede Sage auch ein bisschen wahr ist... Wenn Sie darum das nächste Mal in Uri im Stau sind, denken Sie vielleicht an Agnes und den Stier - und an alle anderen auf der Welt, die uns mit ihrem Mut helfen. Ich muss leider sagen, dass ich selbst nicht zu den mutigen Menschen gehöre. Aber ich arbeite daran. Bis dann erzähle ich wenigstens Geschichten über sie.
Deshalb würde es mich sehr freuen, wenn Sie auch am 21. Juni wieder auf www.podclub.ch mit dabei sind, wenn es heisst «Andrea erzählt» Dann werde ich Ihnen die «Pilatus-Sage» erzählen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Auf Wiederhören!
 
 
 
 
1   Kanton (der): die Schweiz ist in 26 Kantone aufgeteilt
2   Stier (der): männliche Kuh
3   Alp (die): Wiese in den Bergen
4   Hirte (der): jemand, der auf Tiere aufpasst
5   Kloster (das): Ort, der zur Kirche gehört und in dem Nonnen oder Mönche leben
6   schlachten: ein Tier töten, um es zu essen
7   Lamm (das): Baby-Schaf
8   taufen: christliches Ritual, mit dem man in der Kirche aufgenommen wird 
9   Donner (der): lautes Geräusch, das bei einem Gewitter entsteht
10  Blitz (der): helles Licht, das bei einem Gewitter entsteht
11  brüllen: sehr laut rufen
12  probieren: versuchen
13  schneeweiss: weiss wie Schnee
14  mutig: furchtlos, ohne Angst
15  Schnur (die): dünnes Seil
16  Bach (der): sehr kleiner Fluss
17  Wappen (das): Flagge, Zeichen eines Dorfes, einer Stadt oder eines Landes
 
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