Dumm, wenn die anderen Urlaub haben und man arbeiten muss. Doch Jack Kilby nutzte im Sommer 1958 die Ferienzeit, um mal kurz den Mikrochip zu erfinden. Am 12. September zeigte er ihn den erholten Kollegen.
Der erste rein elektronische Universalrechner hatte den Namen ENIAC, und die Presse überschlug sich 1946 bei seiner Vorstellung förmlich: ein "gigantisches Gehirn" sei das Ganze. Die technischen Daten waren beeindruckend:
40 Komponenten, jede einzelne etwa telefonzellengroß, darin saßen insgesamt fast 18.000 Elektronenröhren und die wogen zusammen rund 27 Tonnen.
Computerhallen und Kabelsalat
Elektronenröhren sehen so ähnlich aus wie kleine Glühbirnen und waren das, was ENIAC überhaupt ausgemacht hat: Sie konnten eine Plus-Aufgabe innerhalb von 0,2 Millisekunden rechnen und eine Quadratwurzel immerhin innerhalb von 300 Millisekunden ziehen. Nachteil: Elektronenröhren warenempfindlich, mussten ständig gekühlt werden und brauchten viel Platz. Das Computerzeitalter hatte gerade erst begonnen - da schien es schon wieder vorbei zu sein. Was, wenn Ingenieure noch schnellere Rechner bauen wollten? Wäre dann Amerika von Computerhallen überzogen?
Zum Glück wurde bald der Transistor entwickelt, der in den 1950er Jahren die unförmigen Röhren ablöste. Doch auch der hatte seine Tücken: Denn die kleinen Bauteile mussten mit Kabeln untereinander verbunden werden.
Nicht mehr als eine einzige kleine Aufgabe konnte jedes erfüllen - nur gemeinsam waren sie stark.
Als der junge Ingenieur Jack Kilby 1958 nach dem Ende seines Studiums beim Computerhersteller Texas Instruments anfing zu arbeiten, hatten sich die Kollegen schon länger den Kopf darüber zerbrochen, wie sie dieses Problem in den Griff kriegen konnten, das sie "Tyrannei der Zahlen" getauft hatten.
Denn je schneller der Rechner, desto mehr Transistoren waren nötig, die kompliziert verdrahtet werden mussten. Über kurz oder lang würden Computer fast nur noch aus Kabeln bestehen. Dabei wollten doch alle, dass die Geräte kleiner und eleganter werden!
Kilby - Allein zu Haus
Die Lösung kam, als Jack Kilby im Sommer 1958 Pech hatte. Weil er ganz neu bei Texas Instruments war, hatte er keinen Anspruch auf den zweiwöchigen Sommerurlaub. Er saß also allein im Labor herum und hatte genug Muße, sich um das Kabel- Problem zu kümmern. Und innerhalb kürzester Zeit hatte er auch eine Idee. Er erfand den allerersten Mikrochip: also Transistor, Widerstand und Kondensator in einem Bauteil vereint, ohne Kabelsalat.
Am 12. September 1958, als seine Kollegen endlich wieder aus der Sommerfrische zurück gekehrt waren, präsentierte Jack Kilby seinen Prototyp. Doch erst rund zehn Jahre später, im Jahr 1966, wurde der Chip zum kommerziellen Erfolg, da baute Jack Kilby ihn in Taschenrechner ein - der Weg war bereitet für immer noch kleinere und leistungsfähigere Mikrochips, ohne die wir heute unsere Smartphones in einem Koffer herumschleppen müssten.