Und diese Biene, die ich meine, die heißt ... seit dem 8. September 1976 ... im deutschen Fernsehen ... genau. Wobei: Willi und Flip nicht zu vergessen. Und natürlich die Vergangenheit der kleinen, frechen, schlauen und so weiter.
Muss man sich Sorgen machen, wenn mitten im vergnügten Geplauder einer Party irgendein Mann von knapp 50 Jahren plötzlich laut, beleidigt und schwer lispelnd ruft:
"Du bifft fffo gemaiin!?"
Och, sorgen muss man sich da nicht. Nicht um diesen Mann. Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich nur um einen alten Fan. Einen, der sehr jung und damit sehr prägend in den Genuss einer Zeichentrickfilm-Serie gekommen ist, in der dieser Satz mindestens einmal pro Folge fiel und zwar genau so: laut, beleidigt und schwer lispelnd.
Und diese Biene, die ich meine ...
Sorgen muss man sich eigentlich nur, falls man grad wenig Lust hat über kindliche Fernseh-Erlebnisse aus den 1970er Jahren zu quatschen. Denn das ist mal sicher: Wer den "Du bifft fffo gemaiin!"-Satz aus der Zeichentrickfilm-Serie Biene Maja kennt, der kennt noch einiges mehr, was damals im ZDF Nachmittagsprogramm für Kinder zu sehen war: Wickie und die starken Männer zum Beispiel, auch Heidi, oder Pippi Langstrumpf und vielleicht sogar die Muppets. Und da schwirren im Nu noch mehr Zitate durch die Luft.
Vermutlich wird der wackere Biene Maja Fan die Unterhaltung sogar ein paar Minuten am Stück in der typisch lispelnden, leicht weinerlich-tumben Art von Williweiterführen. Denn Willi, diese Drohne und Biene Majas bester Freund und Klassenkamerad, ist eindeutig der Star neben Maja, der neugierigen, frechen, eigensinnigen Titelheldin. Zusammen durchstehen sie alle Abenteuer in der Welt der Klatschmohnwiese, die der Welt der Kinder gar nicht so unähnlich ist.
Und wurscht wie ängstlich Willi ist, am Ende bleibt er mit all seinen Schwächen Majas toller Kumpel.
Allein mit dieser Konstellation aus Held und Antiheld hatten die Macher der japanisch-deutsch-österreichischen Zeichentrick-Produktion schon beste Voraussetzungen für den Erfolg geschaffen.
Denn als die erste Folge von Biene Maja am Donnerstagnachmittag des
8. September 1976 in der brandaktuellen Manga-Manier in deutsche Wohnzimmer hineinflimmerte, hatten die Geschichten auf einmal viel mehr Humor als ihre um 64 Jahre ältere Buchvorlage! ...
Allerdings funktionierte das Buch Die Biene Maja und ihre Abenteuer in seiner Zeit ebenfalls überaus prächtig. Den Autor Waldemar Bonsels, einen Münchner Bohemien, machte es berühmt und wohlhabend, denn Biene Maja wurde tatsächlich als Frontliteratur vertrieben und in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges gelesen, in einer Auflage von mehr als 90.000 Stück!
... war mal gar nicht so lustig
Von Bonsels Antisemitismus und seinen Sympathien für das NS Regime war in den Zeichentrickfilmen natürlich nichts mehr zu spüren. Und für die sehr jungen Zuschauer der siebziger Jahre war sowieso Flip der Erzähler aller Folgen. Genauso wie Willi ist Flip, der elegante, charmante Zylinder tragende Grashüpfer, eine völlig neu erfundene Figur. Ausgeknobelt von Josef Göhlen, dem beherzten Leiter des Kinderprogramms im ZDF, auf dessen Konto praktisch alle bekannten Fernsehserien der 70er-Jahre gehen.