Dem Gelehrten Johann Jakob Hemmer ist es zwar nicht gelungen, das Kurpfälzische als Standardsprache durchzusetzen, dafür können wir ihm dankbar sein für seine famosen Blitzableiter. Am 13 Juni 1733 wurde das Multitalent geboren.
Der Mensch ist ein Individuum, selbst wenn er genau so heißt wie sein zweitältester Bruder: Johann Jakob. Dass seine Eltern denselben Doppelnamen gleich zwei Kindern verliehen haben, muss dem jüngeren, am 13. Juni 1733 geborenen, Johann Jakob Hemmer wohl ein hohes Bewusstsein dafür eingepflanzt haben, die Dinge sehr genau zu nehmen, vor allem die Deutsche Sprache - aber nicht nur diese. Johann Jakob Hemmers persönlicher Leitspruch lautete: "Di fernunft siget." Vernunft wohlgemerkt mit f geschrieben. Denn das war ein Anliegen des Universalgelehrten: die deutsche Sprache radikal zu vereinfachen.
Pfälzisch als Standardsprache
1760 stellt Kurfürst Carl Theodor den gerade mal 26jährigen Hemmer am Mannheimer Hof an. Hemmer brilliert dort alsbald mit all seinen Talenten, wird Sprachwissenschaftler, Physiker und Meteorologe. Es muss ihn irritiert haben, dass sich bei Hofe lateinische und französische Wörter in den Mannheimer Dialekt mischen, dass Klerus und Wissenschaft das Lateinische dem Deutschen vorziehen und die Groß- und Kleinschreibung im Allgemeinen eher einer gewissen persönlichen Willkür gehorcht, denn klaren Regeln.
Johann Jakob Hemmer fordert nicht weniger, als dass jeder genau so schreiben darf, wie er die Worte ausspricht, also im Dialekt. Allerdings soll das in der Umgebung geläufige Kurpfälzische quasi der Leitdialekt werden, auf dem langen Weg zu einer deutschen Standardsprache. Konsequenterweise will er das harte T am Wortanfang in ein weiches D verwandeln - etwa so: Als er den Deller leergegessen hadde und mit den Fingern auf den Disch drommelde, drad die Magd in die Dür - bereid zum Danz. Die Kritik, die Hemmer mit diesen und ähnlichen Ideen erntet, ist enorm: seine Reform wird nie umgesetzt.
"Wetterleiter" gegen Blitzschlag
Dagegen hat er auf anderem Gebiet großen Erfolg. Kündigen sich Gewitter an, lässt er mit Kupferdrähten bestückte Papierdrachen steigen und erforscht somit elektrische Spannungen in der Luft, was ihm einige Jahre später ermöglicht, eine "Wetterleiter" zu entwickeln. 1776 hat er seinen Auftraggeber von der Wirksamkeit dieses Blitzableiters endgültig überzeugt und Carl Theodor lässt - obgleich ein Großteil seiner Untertanen noch daran glaubt, dass das Wetter in Gottes Hand liegt, - auf sämtlichen Schlössern, Marställen und Pulvertürmen seines Herrschaftsgebiets Blitzableiter errichten. Nachdem Carl Theodor als Kurfürst von Bayern seinen Sitz nach München verlegt hat, stattet Johann Jakob Hemmer auch die Münchner Residenz und das Schloss Nymphenburg mit Blitzableitern aus.