Mein Onkel geriet bei dieser Erkenntnis völlig aus der Fassung. Wir hatten uns nicht vorwärts bewegt und waren unserem Ziel nicht näher gekommen! Völlig umsonst hatten wir all die Strapazen auf dem Wasser ausgehalten. Mein Onkel war außer sich vor Wut, aber wenn ich geglaubt hatte, dass er nun sein wahnsinniges Vorhaben aufgegeben hätte, so hatte ich mich gründlich geirrt.
"Ich werde nicht aufgeben. Ich werde nicht weichen und wir werden sehen, wer der Sieger bleibt." Wie der wilde Ajax stand er auf seinem Felsen und schien die Götter herauszufordern. Ich plädierte mit guten Argumenten für eine Umkehr. Zehn Minuten redete ich und mein Onkel hörte mir aufmerksam zu. Als ich geendet hatte, kam seine Antwort: "Aufs Floß!"
Hans hatte das Floß notdürftig repariert und hisste das Segel. Ich konnte nicht glauben, was hier geschah! Wir waren denkbar schlecht gerüstet und ich hatte wenig Lust, wider in einen Sturm zu geraten. Aber was sollte ich tun? Allein zurückbleiben? Ich hatte keine Wahl. Ich wollte gerade meinen Fuß auf das Floß setzen, als mein Onkel mich zurückhielt. "Wir fahren erst morgen. Wenn ich all diese Rückschläge schon ertragen muss, dann will ich mir diese Küste auch noch einmal genau ansehen."
Hans blieb an Bord, während wir aufbrachen, um die Küste zu erkunden. Der Boden war mit Geröll bedeckt und ich sah riesige Schildkrötenpanzer, die einen Durchmesser von fast fünfzehn Fuß hatten. Auch hier musste einst das Meer gewesen sein, dessen unterirdische Existenz ich bis zu einem gewissen Grad erklären konnte. Wahrscheinlich kam es vom Ozean her, vielleicht durch eine Spalte, die jetzt verstopft war. Vielleicht hatte dieses Wasser ja gegen das unterirdische Feuer gekämpft und war dadurch teilweise verdunstet. Könnte das die Erklärung für die über unserem Kopf hängenden Wolken und die Bildung der Elektrizität sein?
Wir hatten ungefähr eine Meile zurückgelegt, als sich der Boden plötzlich veränderte. Vertiefungen und Erhebungen schienen auf eine unterirdische Bodenverschiebung hin zu weisen. Wir kamen nur langsam vorwärts und schließlich tat sich vor unseren Augen ein weites Feld auf, das mit Knochen übersät war. Wie ein riesiger Friedhof dehnte sich die Ebene aus.
In weiter Ferne sah man große Trümmerhaufen in den Himmel ragen und auf einer Fläche von vielleicht drei Quadratmeilen tat sich vor uns die ganze Geschichte des Tierlebens jener Zeit auf. Der Professor starrte diesen Platz mit funkelnden Augen und aufgerissenem Mund an. Eine unschätzbare Sammlung von Leptotherien, Mastodonten, Protopitheken und wie die urzeitlichen Ungeheuer alle hießen lag direkt vor seine Nase. Plötzlich bückte sich der Professor und hob etwas auf. "Sieh nur, Axel. Ein Menschenschädel!" Ich war sofort zur Stelle und starrte den Menschenkopf verblüfft an. "Ach, Quatrefages. Ach Milne-Edwards. Warum seid ihr nicht hier, wo ich bin, Otto Lidenbrock?"