Die Feldmauskönigin überlegte noch einmal kurz und sagte dann: „Nun gut. Wir vertrauen euch. Aber was können wir kleinen Mäuse denn schon tun?“ „Gibt es viele Mäuse, die eure Untertanen sind?“ „Aber natürlich. Es sind viele Tausende“, versetzte die Feldmauskönigin. „Dann schick nach deinen Untertanen! Sie sollen alle, so schnell sie nur können, hierher eilen und alle ein Stück Bindfaden mitbringen.“ Die Feldmauskönigin befahl, den Wunsch des Scheuchs auszuführen, und die Mäuse stoben davon, um allen zu sagen, dass sie mit einem Stück Bindfaden an das Flussufer bei dem Mohnfeld kommen sollten.
„Du musst jetzt einen Wagen bauen, auf den wir den Löwen legen können“, wandte sich der Scheuch an den Holzfäller. Und der Holzfäller machte sich an die Arbeit. Aus großen Ästen zimmerte er das Fahrzeug, und aus Holzscheiben von einem Baumstumpf die Räder. Da er nicht müde wurde, war der Wagen schon fast fertig, als alle Mäuse mit einem Bindfaden im Schnäuzchen am Flussufer erschienen.
Es waren wirklich Tausende: kleine, große, braune und graue Mäuse. Dorothy erwachte und öffnete die Augen. Wie erstaunt war sie, sich im Gras liegend zu finden, umringt von Tausenden Mäusen mit Bindfaden im Schnäuzchen. Der Scheuch sprang herbei und erklärte Dorothy alles. Dann verbeugte er sich und sagte: „Erlaube mir, dir die Majestät Feldmauskönigin vorzustellen.“ Dorothy nickte ernsthaft, und auch die kleine Feldmauskönigin begrüßte Dorothy.
Währenddessen begannen der Holzfäller und der Scheuch die vielen tausend Mäuse vor den Karren zu spannen. Dazu nahmen sie die Bindfäden, legten sie den Mäusen um die Schultern und knoteten die Enden an den Karren. Dieser Karren war groß und schwer, aber weil es so viele tausend Mäuse waren, konnten sie ihn schließlich doch von der Stelle bewegen und zu dem Löwen im Mohnfeld bringen.
Es war ein hartes Stück Arbeit, den Löwen auf den Wagen zu laden, denn er war wirklich schwer. Aber schließlich war es geschafft, und die Feldmauskönigin gab den Befehl, den Löwen aus dem Mohnfeld zu ziehen. Sie trieb sie zur Eile an, denn sie befürchtete, dass auch ihre Mäuse im Mohnfeld einschlafen könnten. Alle packten mit an. Die Mäuse zogen, der Scheuch und der Holzfäller schoben von hinten. Gemeinsam rollten sie den Löwen aus dem Mohnfeld mit seiner vergifteten Luft an die frische Brise am Ufer.
Dorothy bedankte sich herzlich bei der Feldmauskönigin und ihrem Volk. Sie hatte den Löwen lieb gewonnen und war froh über seine Rettung. Die Mäuse wurden vom Karren losgemacht und verschwanden schnell in alle Richtungen. Die Feldmauskönigin war die letzte, die ging. „Falls du uns je noch einmal brauchen solltest“, sagte sie zu Dorothy, „dann pfeife auf dieser kleinen silbernen Pfeife. Wir werden dich hören und dir so schnell als möglich zu Hilfe eilen. Und nun leb’ wohl.“ Sie drückte Dorothy eine kleine silberne Pfeife an einer feinen silbernen Kette in die Hand. „Auf Wiedersehen!“ riefen die Freunde der Feldmauskönigin nach.
Sie ließen sich neben dem schlafenden Löwen nieder, um auf sein Erwachen zu warten. Dorothy band die Kette um ihren Hals, und der Scheuch brachte ihr noch ein paar Früchte von einem nahen Baum, damit sie nicht verhungern musste.