„Weit kann die gelbe Ziegelsteinstraße nicht mehr sein“, überlegte der Scheuch, als sie neben der schlafenden Dorothy saßen. „Wir sind ja doch ein großes Stück am Fluss entlang zurückgegangen.“ Bevor der Holzfäller antworten konnte, sprang eine große gelbe Wildkatze fauchend auf sie zu. Ihre Ohren lagen flach am Kopf an und ihr Maul war weit aufgerissen. Man konnte zwei Reihen schrecklicher Zähne sehen, und die Augen glühten wie Feuerbälle. Die Katze jagte hinter einer kleinen grauen Feldmaus her.
Der Holzfäller hatte zwar kein Herz, aber er wusste, dass er dieser kleinen Maus helfen musste. Ohne noch einmal darüber nachzudenken, holte er mit seiner Axt aus und schlug der Katze den Kopf ab. Sofort blieb die Maus stehen und drehte sich zu dem Holzfäller um. „Danke! Vielen Dank!“ rief sie mit piepsiger Stimme. „Du hast mir das Leben gerettet. Ich danke dir vielmals!“ Der Holzfäller lächelte verlegen. „Ach, das war doch nicht der Rede wert“, wehrte er den Dank der kleinen Maus ab. „Weißt du, ich habe kein Herz und muss deshalb besonders aufpassen, ob ich jemandem in Not helfen kann. Selbst wenn es nur so eine kleine Maus ist wie du.“
Die Maus schnaubte empört. „Was heißt hier nur so eine kleine Maus wie ich? Ich bin eine Königin. Jawohl! Ich bin die Königin der Feldmäuse.“ „Tatsächlich?“ stotterte der Holzfäller verwirrt und verbeugte sich. „Du hast Großes getan und mein Leben gerettet“, sagte die Königin der Feldmäuse. In diesem Moment kamen von überall her kleine Mäuse gelaufen, die sich schnell um die Königin scharten.
„Majestät, geht es euch gut?“ „Wie habt ihr der Katze entkommen können?“ „Wie schön, dass ihr am Leben seid, Majestät!“ So klang es durcheinander. „Dieser seltsame Holzfäller aus Blech rettete mein Leben, indem er die Katze tötete“, erklärte die Königin. „Deshalb müsst ihr ihm nun alle dienen und alle seine Wünsche erfüllen.“ „Das werden wir tun“, riefen die Mäuse im Chor, um dann plötzlich auseinander zu stieben. Toto war aufgewacht und hatte sich inmitten vieler kleiner Mäuse gefunden. Da er schon in Kansas gerne Mäuse gejagt hatte, war er in freudiges Gebell ausgebrochen.
Der Holzfäller nahm Toto auf den Arm und rief die Mäuse zurück. „Er tut euch nichts. Ich passe darauf auf. Er wird euch nicht beißen.“ Langsam und vorsichtig kamen die Mäuse wieder näher und starrten Toto ängstlich an, der sich in den Armen des Holzfällers wand und immer noch bellte. Eine große Maus richtete das Wort an den Holzfäller. „Gibt es irgendetwas, das wir für dich tun können, weil du unserer Königin das Leben gerettet hast?“ Der Holzfäller überlegte lange. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein, da fällt mir gar nichts ein“, bedauerte er.
„Doch, es gibt etwas“, mischte sich nun der Scheuch ein. „Ihr könnt uns helfen, unseren Freund, den Löwen, zu retten. Er liegt immer noch im Mohnfeld und schläft.“ „Ein Löwe!“ schrie die Feldmauskönigin. „Seid ihr verrückt? Er wird uns alle auffressen!“ „Das wird er nicht“, beruhigte der Scheuch die kleine Maus. „Er ist ein Feigling!“ „Ach, ist er das?“ fragte die Feldmauskönigin. „Ja. Das behauptet er sogar selber. Er würde nie einem unserer Freunde wehtun. Wenn ihr uns helft, ihn zu retten, versprechen wir, dass er euch nichts zu Leide tut.“