So gingen die Freunde weiter. Die Landschaft war lieblich und voller Blumen. Die bunten Vögel zwitscherten fröhlich, und Dorothy fragte die Gefährten: „Sind die Blumen nicht wunderschön?“ „Wahrscheinlich“, antwortete der Scheuch. „Aber wenn ich klüger geworden bin, mag ich sie vielleicht noch lieber.“ „Hätte ich ein Herz, dann würde ich die Blumen wahrscheinlich lieben“, fügte der Holzfäller hinzu. „Ich habe Blumen schon immer gemocht“, sagte nun der Löwe. „Aber bei mir im Wald gab’s davon so wenige. Und keine waren so leuchtend wie diese Mohnblumen.“
Und tatsächlich – allmählich waren es immer mehr Mohnblüten und immer weniger andere Blumen geworden. Zu Tausenden wogten sie um die Freunde und verbreiteten ihren süßen, aber betäubenden Duft. Dorothy und die anderen merkten jedoch nichts von der Gefahr. Es wäre auch zu spät gewesen. Sie hätten nicht mehr aus diesem Meer von Mohnblüten herausgefunden.
Dorothy wurde immer müder. Ihre Augen waren schwer wie Blei. Sie wollte nur noch ausruhen und schlafen, schlafen ,schlafen... „Nein. Du kannst hier nicht schlafen“, schimpfte der Holzfäller. „Wenn du hier schläfst, wachst du nie wieder auf. Der Duft der Mohnblüten lässt einen immer weiter schlafen.“ Er packte Dorothy und zerrte sie weiter, aber Dorothy konnte nicht mehr laufen. Sie fiel in das Mohnfeld und blieb schlafend liegen. „Man kann nichts dagegen tun“, erklärte der Löwe. „Auch ich merke, dass ich immer müder werde. Es ist der Duft der Mohnblüten. Wir kommen hier nicht mehr heraus.“
„Lauf, so schnell du kannst!“ befahl der Scheuch dem Löwen. „Lauf schnell, damit du dich retten kannst! Der Holzfäller und ich, uns kann der Duft nichts anhaben. Wir werden Dorothy hier herausholen.“ „Und den Hund“, ergänzte der Holzfäller und zeigte auf den schlafenden Toto. Der Löwe gehorchte und rannte davon. Der Scheuch und der Holzfäller machten aus ihren Armen einen Sitz für Dorothy und legten ihr den schlafenden Toto in die Arme. Dann trugen sie das kleine Mädchen und seinen Hund vorsichtig durch das nicht enden wollende Mohnfeld.
Nach einiger Zeit fanden sie den Löwen. Er lag schlafend im Mohnfeld. Kurz bevor er die rettenden Uferwiesen erreicht hatte, war er zusammengebrochen. „Wir können nichts für ihn tun“, sagte der Holzfäller traurig. „Er ist viel zu schwer für uns. Wir müssen ihn hier in ewigem Schlaf zurücklassen. Vielleicht träumt er ja, dass er am Schluss doch noch mutig wurde.“ „Es ist so furchtbar traurig“, jammerte der Scheuch. „Er war zwar feige, aber doch ein guter Kamerad, oder?“ Der Holzfäller nickte und die beiden taumelten weiter. Sie trugen Dorothy zu einem geschützten Platz am Ufer des Flusses, weit genug entfernt von dem gefährlichen Mohnfeld. Vorsichtig legten sie sie und ihren Hund ins Gras und ließen sich nieder, um darauf zu warten, dass der frische Wind Dorothy wieder aufwecken würde.