US-Spionagepilot Francis Gary Powers überlebte den Absturz seines Flugzeugs über der UdSSR - obwohl es ganz anders geplant war. Jahre später, am 1. August 1977 stürzte der Powers noch einmal ab.
Helden! Was sind eigentlich Helden? Gibt es die außerhalb der so genannten Heldensagen überhaupt? Von denen, die im Krieg den so genannten Heldentod gestorben sind, war weiß Gott nicht jeder ein strahlender Held, und längst nicht alle, die mit einem Verdienstorden ausgezeichnet wurden, haben sich besonders heldenhaft verhalten. Außerdem sind tatsächliche und zweifelhafte Helden nur schwer voneinander zu unterscheiden, und zu welcher Kategorie einer zählt, hängt ganz davon ab, wer ihn beurteilt.
Selbstzerstörungsmechanismus betätigen!
Grundsätzlich pflegt die Zahl der Helden in Kriegszeiten inflationär anzusteigen: das gilt auch für den Kalten Krieg. Ein gutes Beispiel dafür gibt der im Dienst der CIA stehende amerikanische Pilot Francis Gary Powers ab. Anfang Mai 1960 hob er mit einer Lockheed U-2 vom US-Luftwaffenstützpunkt Peshawar in Pakistan ab, um nach Bodø in Norwegen zu fliegen. Die U-2 war ein Spionageflugzeug, das auf eine Höhe von über 20.000 Metern steigen konnte und damit sowohl für Jagdflugzeuge als auch für die damalige bodengestützte Luftabwehr unerreichbar war. Die Maschine hatte hoch auflösende Kameras an Bord, und Francis Gary Powers´ Aufgabe war es, über der Sowjetunion Fotos von strategischen Einrichtungen, wichtigen Produktionsstätten und so weiter zu machen.
Die sowjetischen Radarstationen hatten Powers erfasst, kaum, dass er sich über dem Gebiet der UdSSR befand. Als er sich der Industriemetropole Swerdlowsk näherte, erschütterte eine Explosion sein Flugzeug. Vielleicht hatte die Maschine aufgrund eines Defekts an Höhe verloren, jedenfalls wurde sie von einer Boden-Luft-Rakete getroffen. In solchen Fällen war der Pilot angewiesen, den Selbstzerstörungsmechanismus zu betätigen, um nicht das Flugzeug samt seiner streng geheimen Ausrüstung in die Hände des Gegners fallen zu lassen. Der Pilot selbst sollte sich, wenn er den Abschuss überlebte und in feindliche Hände fiel, mit der vergifteten Injektionsnadel, die man ihm zu diesem Zweck mitgegeben hatte, umbringen.
Vom Kalten Krieg ins Buschfeuer
Die Frage, warum Powers weder das eine noch das andere tat, blieb ungeklärt; zu vermuten ist aber, dass man einfach nicht als Erstes an Selbstzerstörungsmechanismen und Giftspritzen denkt, wenn das Flugzeug, in dem man sitzt, von einem Geschoss getroffen wird. Powers wurde in einem Schauprozess, in dem es weniger um ihn selbst als um die amerikanische Außenpolitik ging, zu drei Jahren Gefängnis und sieben Jahren Zwangsarbeit verurteilt; nach zwei Jahren kam er im Austausch gegen einen russischen Spion frei.
Eine Heimkehr als Held war ihm nicht beschert. Im Gegenteil: Man warf ihm unpatriotisches Verhalten vor, die CIA unterzog ihn langen Verhören, und eine weitere Beschäftigung als Pilot des Geheimdienstes kam nicht in Frage. Er fand eine Stelle als Testpilot bei Lockheed, später flog er Hubschrauber.
Am 1. August 1977 war er bei der Bekämpfung eines Buschfeuers in Kalifornien eingesetzt - da ging seinem Helikopter das Benzin aus. Es heißt, er habe dort, wo er notlanden wollte, im letzten Moment spielende Kinder gesehen, und weil er sie retten wollte, habe er versucht, einen anderen Landeplatz zu finden. Dabei sei er abgestürzt.