Soweit diese Geschichte, die allseits gern erzählt wird und die vielleicht tatsächlich so passiert ist. Bloß eins kann auf keinen Fall wahr sein: Dass die spanische Isabella den Namen der Farbe verursacht hat. Historiker nämlich haben herausgefunden, dass man schon im Jahr 1600, also eine Geringfügigkeit früher als die Belagerung von Ostende, ein Kleid der englischen Königin als "isabellfarben" bezeichnet hat. Wieso die Farbe dann so heißt, darauf haben sich die Experten noch nicht geeinigt. Müssen wir jetzt traurig sein? Eigentlich nicht. Immerhin haben wir eine schöne Geschichte gehört. Und was genau die Wahrheit ist, daran sind schon größere Geister als wir gescheitert.
Eine Frau - ein Wort: Die spanische Königstochter Isabella gelobte, ihr Hemd nicht zu wechseln, bis ihr Gemahl Albrecht VII. Ostende erobert hätte. Am 20. September 1604 war es soweit. Nach über drei Jahren.
Es war einmal eine Königstochter, die hatte ein Hemd - und einen Mann. Und alle drei spielen in unserer Geschichte eine wichtige Rolle. Isabella war eine Spanierin. Die Spanier herrschten damals nicht bloß im schönen Spanien, sondern auch noch in einem Land weit weg, wo das Wetter trüb war und die Menschen widerspenstig: an der Nordsee, in den Niederlanden. Als Isabella ihren Cousin Albrecht geheiratet hatte, hatte sie von ihrem Papa die Südlichen Niederlande geschenkt bekommen. Das Dumme war: Es gab auch noch die Nördlichen Niederlande. Und die führten seit Jahren einen verbissenen Kampf gegen die spanische Herrschaft. Momentan waren die Spanier gerade dabei, die Aufsässigen zurückzudrängen. Eine Stadt an der Küste hatte den Spaniern allerdings bislang standgehalten, und das war Ostende. Ein Schönheitsfehler, der dringend korrigiert werden musste.
Leibhemd aus blütenweißem Linnen
Im Juli 1601 begann die Belagerung der Stadt Ostende durch Albrecht VII., Generalgouverneur der Spanischen Niederlande. Isabella war, wie sich's für eine Frau gehörte, zuhause geblieben. Und hier nun kommt das Hemd ins Spiel. Wie sich's für eine Frau gehörte, hatte Isabella auch ein Leibhemd. Das war aus blütenweißem Linnen, reichte vom Hals bis an die Knie und war dazu da, Schweiß und Schmutz aufzusaugen, damit die kostbaren Obergewänder feiner Damen länger sauber blieben. Und als nun der Gemahl auszog, Ostende zu belagern, tat Isabella einen Schwur. Sie schwor, dieses ihr Hemd nicht mehr auszuziehen, sondern am Leibe zu tragen, bis die Belagerung ein siegreiches Ende gefunden hätte. Zum Ansporn für den Gatten und als Zeichen ehelicher Treue.
Was Isabella nicht ahnen konnte: Die Sache zog sich hin. Ostende lag am Meer, das Land war sumpfig, die Verteidiger hatten einen doppelten Festungsring angelegt und breite Wassergräben. Schritt für Schritt mussten sich die Spanier gegen die Stadt vorarbeiten, eine Feldbefestigung nach der anderen auf die Stadt zuschieben, und dieses Vorarbeiten und Zuschieben dauerte letztlich über drei Jahre.
Am 20. September 1604 erst kapitulierten in Ostende die niederländischen Garnisonen.
Isabellfarbener Triumph
Und zu Hause Isabella, die treue Gattin, ging hin und zog sich das Hemd vom Leib. In den drei Jahren, die sie es angehabt hatte, hatte es einen interessanten bräunlichen Farbton angenommen. Den man allerdings nicht bloß bei Leibhemden im Dauergebrauch findet, sondern auch bei schicken Kleidungsstücken. Ein ganz besonderer Farbton: man nennt ihn - bis heute - "isabellfarben".
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