Er war ein As als Erfinder, Wissenschaftler und Künstler: Nicolas-Jacques Conté. Ihm gelang das Meisterwerk, auf Befehl den Bleistift zu erfinden. Doch bald nach dem Tod seiner Frau starb auch er - traurig, am 6. Dezember 1805.
Das Leben des Nicolas-Jacques Conté klingt wie der Stoff für ganz großes Kino: Conté - gefeierter Maler, Ballonfahrtpionier, Begründer der modernen Ägyptologie, unterwegs auf den Kriegszügen mit Napoleon Bonaparte und und und ...
Ohne Bleistift geht nichts
Aber dann! Auf einmal - direkt auf dem Höhepunkt seines Erfolgs erlischt Contés Streben nach Wissen und Neuem. Was ist passiert? Der Reihe nach! Conté, eigentlich Maler aus der Normandie, entpuppt sich schnell als Tausendsassa. Er begeistert sich für Anatomie, Chemie und Physik. Solche Leute kann die Französische Revolution brauchen, und so macht Conté Karriere in der jungen Republik, für die er bleibend Großes leisten wird. Hier ist nur der Platz die allergrößte seiner Erfindungen zu würdigen: Der Bleistift, im Französischen auch Conté Crayon genannt.
Der Bleistift! So unspektakulär diese Erfindung auch scheinen mag: Ohne Bleistift ging damals nichts. Kugelschreiber, Filzstift, Schreibmaschine, Laptop - alles noch nicht erfunden. Notizen und die alltägliche Kommunikation werden mit Graphitstücken festgehalten. Feder und Tusche sind dafür einfach zu aufwendig und unpraktisch. Doch Graphit ist Mangelware und nur in England zu bekommen, und das heißt: so gut wie unerreichbar für die Republik, als England 1793 in den Krieg gegen Frankreich einsteigt. Ein großes Malheur, denn ohne Graphitstift kein Finanzwesen, keine Forschung - und auch keine Schlachtpläne!
Also, klarer Fall: Es muss dringend ein Ersatz für den Graphitstift her. Conté - der schon bei der Luftaufklärung durch Fesselballons Revolutionäres geleistet hat - bekommt den Auftrag, sich etwas einfallen zu lassen - direkt vom Kriegsministerium. Allerdings nicht ohne dass man ihn darauf aufmerksam macht, dass es mit der Gesundheit seiner Familie schlecht bestellt sein könnte, falls er erfolglos bliebe. So will zumindest es die Legende.
Ohne Frau ist alles sinnlos
Aber Nicolas-Jacques ist erfolgreich! Er stellt nicht nur in kurzer Zeit ein "Kochrezept" für einen neuen Stift her, das quasi ohne Graphit auskommt. Der neue Stift ist sogar noch viel zuverlässiger und praktischer!
Nicolas-Jacques ist der Held der Nation! Er wird mit Ehrenzeichen überhäuft, Napoleon schwärmt von ihm als einem großen "Universalgenie". Und der Mathematiker Gaspard Monge rühmt: "Conté hatte alle Wissenschaften in seinem Kopf und alle Künste in seiner Hand."
"Hatte" - denn mitten im Freudentaumel passiert es: Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs verliert Conté auf einmal jedes Interesse für Wissenschaften und Künste - als im Jahr 1804 seine geliebte Frau stirbt. Er selbst sagt resigniert: Nun hat es keinen Sinn mehr, denn jetzt er hat niemanden mehr, den er beeindrucken muss.
Ein Jahr später, am 6. Dezember 1805 stirbt eines der letzten Universalgenies an gebrochenem Herzen. Trauriger und schöner geht´s nicht mal im Kino!