Guten Tag, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, heute ist Freitag, der 6. April, ich begrüsse Sie ganz herzlich zur Sendung "Typisch Helene". Heute ist wieder einmal ein ganz besonderer Freitag, nämlich der Freitag vor Ostern, Karfreitag. Noch bis vor etwa zehn Jahren, hätten wir uns an diesem Tag nur über sehr religiöse Themen unterhalten dürfen. Ich glaube, ich habe Ihnen schon einmal erzählt, wie sehr ich mich früher jeweils an Karfreitagen gelangweilt habe. Aber das ist zum Glück nicht mehr so. Und deshalb reden wir jetzt als erstes über den "Superpapi", über einen Wettbewerb, den eine Krankenkasse veranstaltet und lassen dabei auch Kinder zu Wort kommen [1], die sagen, warum ihr Vater ein Superpapi ist. Danach gehts um wilde Tiere in der Schweiz, und zum Schluss verrate ich Ihnen noch, wie viel Schokolade hierzulande so gegessen wird - vor allem, jetzt, natürlich, zu Ostern. Sind Sie bereit? Dann legen wir los.
Vielleicht ist es Ihnen auch schon aufgefallen: Im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen meistens - die Mütter: Auf der ganzen Welt feiert man den Muttertag, man diskutiert in Büchern, Blogs und Foren, in Zeitungsartikeln und Fernsehsendungen, was eine gute oder was eine schlechte Mutter ist. Es gibt Mutter-Kind-Turnen, das sogenannte Muki-Turnen, Beratungsstellen für Mütter, Kurse für Mütter und so weiter. Und ja, es ist gut, dass es das alles gibt. Denn gerade Mütter, vor allem berufstätige Mütter, haben es in unserer Gesellschaft nicht immer einfach. Für viele ist die Balance zwischen Kindern, Haushalt und Beruf schwierig und extrem anstrengend. Die Hauptlast in der Familienarbeit, das kann man mit gutem Gewissen sagen, liegt bei den Frauen. Trotzdem ist es so, dass in der Schweiz die Väter vernachlässigt [2] werden. Zwar spricht man immer öfter von der Rolle des Vaters, man weiss, wie wichtig der Vater für die Kinder ist, und man weiss auch, dass die Beziehung zwischen den Eltern besser ist, wenn der Mann kräftig bei der Hausarbeit mithilft. Nun gibt es natürlich Väter, die genau das tun. Und um die sichtbar zu machen, hat sich eine Schweizer Krankenkasse den Wettbewerb "Superpapi" ausgedacht. Dabei können Ehefrauen ihren Ehemann, Kinder ihren Vater, aber auch Verwandte oder Bekannte ihren Onkel, Cousin, Freund oder Kollegen vorschlagen, wenn sie ihn für einen besonders guten und engagierten Vater halten. Und unter allen Männern, die vorgeschlagen wurden, werden bis Mitte April die "Superpapis" ausgelost [3]. Ich finde, das ist eine witzige Idee, obwohl der Wettbewerb schlussendlich offen lässt, welche Eigenschaften ein Vater denn eigentlich braucht, um ein richtiger Superpapi zu sein. Aber, wir wären ja nicht Journalisten, wenn wir nicht ein paar Kinder gefragt hätten, warum ihr Papi ein Superpapi ist. So sagte zum Beispiel die 8jährige Mia: "Mein Papi ist ein Superpapi, weil er mich immer zum Lachen bringt, wenn ich schlechte Laune habe oder beleidigt bin. Dann erfindet er lustige Spitznamen [4], ich bin seine Prinzessin Rosenkohl. Und wenn wir Tennis spielen, bin ich Steffi Graf und er Raffael Nadal." Und der 6jährige Lino meinte: "Mein Papi ist ein Superpapi, weil er mit mir im Schnee herumtollt [5] und kämpft. Er boxt mich, so tusch-tusch in den Arm, weisst du? Aber natürlich nicht volle Pulle [6]. Er passt immer auf, dass er mir nicht weh macht." Ja, und der 10jährige Tim sagte keck: "Mein Papi ist ein Superpapi, weil er immer noch einiges findet, mit dem er uns was Feines zu Essen zaubern kann, selbst wenn Mama meint, es hat in der Küche nicht mehr genug Zutaten."
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Ja, und von den herzigen, süssen Kleinen und ihren Superpapis kommen wir nun zu den wilden Tieren in der Schweiz, liebe Zuhörer. Bevor es nun aber wirklich gefährlich wird, müssen wir erst mal definieren, was wilde Tiere und was Wildtiere sind. Das ist nämlich ein ziemlich grosser Unterschied. Fangen wir mit den Wildtieren an: Wildtiere sind grundsätzlich einmal das Gegenteil von Haustieren. Also, Füchse, Rehe, Hirsche, Gämsen und Steinböcke. Reh- und Hirschfleisch gehört übrigens auch zu den Delikatessen im Herbst, in der sogenannten Wildsaison. Ich weiss nicht, ob wir schon einmal über das Wild auf dem Teller gesprochen haben. Über Rehrücken oder zart gekochtes Hirschfleisch, zum Beispiel, das meistens mit Spätzli [7], Rosenkohl und Kastanien serviert wird. Ich hoffe, Sie empfinden mich nun nicht als makaber [8], aber ich muss gestehen, dass ich Wild liebe, es ist etwas vom Feinsten, das es gibt. Aber keine Sorge, ich liebe Wildtiere in der freien Wildbahn natürlich noch mehr, als auf dem Teller!
Kommen wir nun zum zweiten Begriff: Zu den wilden, oft sogar gefährlichen Tieren, die innerhalb der Schweizer Grenzen leben. Nun ist es leider so, dass es nicht viele wilde Tiere gibt. Man kann sie an einer Hand abzählen. So leben hierzulande einige Wölfe. Bären gibt es, glaub ich, schon wieder keine mehr. Das liegt an dem fast schon schizophrenen [9] Verhältnis, das wir Schweizer gegenüber Bären und Wölfen haben. Einerseits finden wir es grossartig, wenn diese beiden Tierarten nach langer Zeit endlich wieder einmal ins Land kommen. Aber, sie sollten sich nicht wie wilde Tiere benehmen. Das heisst: Sie sollten brav im Wald bleiben, sich ja nicht Menschen und Häusern nähern und schon gar keine Schafe, Hühner und Kälber reissen [10]. So gibt es immer wieder eine Riesenaufregung, wenn ein Wolf in der Nähe von Häusern gesichtet wird. Und als man vor etwa zwei Jahren entdeckte, dass sogar ein Bär wieder in den Schweizer Wäldern lebt, war die Aufregung noch grösser. Erst hatte man extrem Freude. Dann aber, benahm sich der Bär leider wie ein Bär: Denn er holte sich immer wieder mal einige Schafe zum Essen. Das ging natürlich gar nicht. Und weil er trotz aller Mahnungen einfach nicht gehorchen [11] wollte, beschloss man ihn zu jagen. Erst wollte man den Bären über die Grenze nach Italien zurück schicken. Das wäre das Beste gewesen. Aber da er wieder nicht gehorchte, sah man keine andere Lösung, als ihn zu töten. Und so geschah es dann auch. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie traurig ich war, als Bilder vom toten Bären in allen Zeitungen erschienen. Wenn die Schweiz also ihren Bären so behandelte, dann hatte sie auch keinen Bären verdient, fand ich. Und das finde ich immer noch. Bis jetzt ist denn auch kein einziger Bär mehr in der Schweiz auf Besuch gewesen. Schade. Aber richtig so!
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Und jetzt kommen wir zu unserem letzten Thema. Zu etwas unglaublich Feinem, zu etwas, wovon wahrscheinlich auch Sie kaum genug bekommen können: zur Schokolade. Oder besser gesagt: zum Schokoladenkonsum. Wie Ihnen sicher bewusst ist, liebe Zuhörer, leben Sie im Land der Schokolade und vor allem auch: im Land der Schokolade-Esser. Ja, die Schweiz ist in dieser Beziehung so etwas wie eine Weltmeisterin. Sie steht im Schokoladenkonsum an der Spitze aller Konsumländer. Und in Zahlen ausgedrückt, sieht das etwa so aus: Im Jahr 2010 sind in der Schweiz rund 93'975 Tonnen Waren aus Schokolade konsumiert worden. Bei einer Wohnbevölkerung von 7,8 Millionen macht das pro Person durchschnittlichen 12 Kilogramm. Ein Kilogramm pro Monat. Können Sie sich das vorstellen: Ein Kilogramm Schokolade pro Monat. Nicht schlecht, nicht wahr? Über Oster essen wir natürlich noch mehr: Dann essen wir in den wenigen Tagen gut ein halbes Kilogramm. Und wir geniessen sie unglaublich, die Eier, Hasen und Enten aus Schokolade und schlagen auch hemmungslos [12] zu - um - ach - danach dann umso lauter über die Kilos zu jammern, die man halt bekommt, wenn man zu viel vom Guten isst
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[1] zu Wort kommen lassen: Gelegenheit geben, etwas zu sagen
[2] vernachlässigen: nicht beachten
[3] auslosen: Los ziehen
[4] der Spitzname: ein Übername
[5] herumtollen: spielen
[6] volle Pulle: mit viel Kraft
[7] die Spätzli: eine Art Mehlgericht
[8] makaber: blutrünstig
[9] schizophren: gespalten
[10] reissen: fangen
[11] gehorchen: tun, was man sagt oder befiehlt
[12] hemmungslos: ohne Hemmungen, ohne sich Gedanken zu machen