Wie versprochen versorgte uns der Häuptling mit neuen Vorräten. Die Enten übertrafen alles uns bekannte Geflügel durch ihr kräftiges, delikates Fleisch. Die Schildkröten waren die Besten, die wir je gesehen hatten. Zudem versorgten uns die Wilden mit reichlich Sellerie und Löffelkraut, das als Heilmittel für Skorbut galt und noch einen Kahn voll frischer und getrockneter Fische.
Unsere Dankbarkeit zeigten wir, indem wir den Wilden zum Tausch blaue Perlen, kupferne Schmuckgegenstände, Nägel, Messer und rote Stoffstücke anboten. So entstand an der Küste ein Markt, dessen Handel in einer vertrauten Ordnung stattfand, die wir bei den Schwarzen gar nicht erwartet hatten.
Mehrere Tage lebten wir in diesem Rhythmus. Kapitän Guy erkannte, wie schnell die Wilden eine Schiffsladung von Schildkröten zusammenhatten. Deshalb ging er mit Too-wit eine Handelsverbindung ein - er plante, einige Häuser auf der Insel zu errichten, in denen Artikel zum Versand fertiggemacht werden konnten. Als Entgelt sollten diese Häuser dann Too-wit und den Arbeitern gehören.
Der Häuptling schien bereit, auf diesen Vorschlag einzugehen. Die ganze Mannschaft sollte bei den Vorbereitungen helfen. Es dauerte bis Ende des Monats, bis alle Vorarbeiten zur Abreise beendet waren. Nun wollten wir uns noch förmlich vom Dorf verabschieden, vor allem, weil Too-wit hartnäckig darauf gedrängt hatte.
Niemand zweifelte an der Rechtschaffenheit der Wilden. Sie hatten sich stets rücksichtsvoll benommen und uns eifrig unterstützt. Nie hatten sie was gestohlen, ihre Frauen hatten sich sehr zuvorkommend gezeigt und wir hätten schon abartig misstrauisch sein müssen, um von diesem unschuldigen Volk eine Arglist zu ahnen.
Am 1. Februar machten wir uns auf den Weg, um das Dorf zu besuchen. Obwohl wir keinen Verdacht hatten, trafen wir Vorsichtsmaßnahmen. Sechs Mann blieben an Bord mit dem Befehl, keinem Wilden Zutritt zu gewähren. Die Kanonen wurden mit Kugeln geladen und die Mörser zum Gebrauch fertig gemacht, ebenfalls zogen wir die Verschanzungen auf. Der Schoner lag frei vor der Küste, sodass sich kein Boot ungesehen nähern konnte.
Zweiunddreißig Mann begaben sich an Land, bis an die Zähne bewaffnet. Am Strand wurden wir von ungefähr hundert der mit schwarzem Fell bekleideten Männer empfangen. Sie waren überhaupt nicht bewaffnet. Sie führten uns durch die kurvige Schlucht, beidseitig von hohen Felswänden geleitet. Meist war sie um die vierzig Fuß breit, an manchen Stellen verengte sie sich so, dass höchstens fünf Mann nebeneinander hindurchkamen. Kurz, es konnte keinen geeigneteren Weg für einen hinterlistigen Überfall geben. Schon aus Gewohnheit überprüften wir häufig unsere Waffen.
Dirk Peters, ein Mann namens Allan und ich gingen rechts von unseren Gefährten entlang des Weges. Einzig die sonderbare Schichtung der Felsmauer über uns fiel uns auf. Bequem hätte sich eine Person reinquetschen können. Wir verfolgten den Spalt mit unseren Blicken in einer Höhe von ungefähr sechzig Fuß. Zwei verkrüppelte Sträucher wuchsen heraus. Neugierig bewegte ich mich in diese Richtung. Ich wollte wissen, um was für einen Strauch es sich handelt und freute mich, dass ich Nüsse daran ernten konnte. Gerade wollte ich zurückgehen, da sah ich, dass Peters und Allan mir gefolgt waren. Ich hielt sie an, wieder zurückzugehen, weil es so eng war, und versprach ihnen, meine Nüsse mit ihnen zu teilen.
Plötzlich verspürte ich einen Stoß, dass ich meinte, die Erde zerberste und der Jüngste Tag wäre nahe. Dem Ersticken nahe erwachten meine betäubten Sinne wieder. Ich tappte im Finsteren umher, während von allen Seiten schwere Erde auf mich herabfiel und mich zu begraben drohte. Ich versuchte mit aller Kraft festen Fuß zu fassen, was mir auch gelang.
Einen Augenblick lang stand ich regungslos da und überlegte, was sich wohl ereignet habe. Da hörte ich in der Nähe einen tiefen Seufzer und die belegte Stimme meines Freundes Peters, der um Hilfe flehte. Nachdem ich mich zwei Schritte vorangekämpft hatte, gelangte ich zu ihm. Er steckte bis zur Mitte in der losen Erdmasse begraben und versuchte verzweifelt, sich von dem Druck zu befreien. So schnell als möglich entfernte ich die Erdmassen.
Vom ersten Schreck erholt, kamen wir zu dem Schluss, dass die Mauern des Spaltes, aus dem der Strauch wuchs, aus irgendeinem Grund erschüttert worden war. Vielleicht hatte die Erde gebebt und sie war durch ihr eigenes Gewicht eingestürzt und wir somit lebendig begraben! Furcht und bittere Verzweiflung machte sich in uns breit. Eine unmenschliche Qual, bei lebendigem Leib begraben zu sein. Die Finsternis, der furchtbare Druck auf die Lungen und die erstickende Erdausdünstung - all das ergibt ein grausames Entsetzen, das man nicht beschreiben kann!
Peters fasste sich als Erster und überlegte, dass irgendwo vielleicht noch eine Öffnung geblieben sein könnte, durch die wir unser Grab verlassen könnten. Begierig ob der Hoffnung nahm ich den Gedanken an und wendete noch einmal all meine Energie auf. Tatsächlich entdeckten wir einen langen Riss, dessen ganze Ausdehnung wir aber leider nicht überschauen konnten. Außerdem fiel uns erst jetzt auf, dass Allan verschwunden war.
In gefährlicher Mission suchten wir nach ihm. Leider fanden wir unseren Freund von Erdmassen begraben und mussten uns davon überzeugen, dass er nicht mehr am Leben war. Ängstlichen Herzens überließen wir den Leichnam seinem Schicksal und setzten unseren Weg fort. Von den Anstrengungen völlig erschöpft konnten wir kaum noch stehen. Deshalb schlug Peters vor, unseren Kameraden mit unseren Pistolen ein Zeichen zu geben. Doch eine ungewisse Vorahnung ließ uns von dem Vorhaben Abstand nehmen.
Ungefähr eine Stunde pausierten wir, dann kämpften wir uns weiter die Schlucht hinauf. Ein schreckliches, langgezogenes Geheul ließ uns anhalten. Endlich erreichten wir die Oberfläche des Bodens. Vorsichtig gruben wir uns zu einer schmalen Öffnung vor, durch die wir die Gegend überblicken konnten. Jetzt wurde uns klar, wie der fürchterliche Erdstoß entstanden sein musste.
Die ganze Schlucht war gefüllt mit einer wilden Masse von Erdklumpen und Felstrümmern. Man musste sie künstlich hineingestürzt haben. Mit vielen eingeschlagenen Pfählen und Bohrlöchern hatten die Wilden das besonders geschichtete Gestein so mit Rissen durchzogen, dass es in verschiedene Lagen gespalten wurde und jede geringste künstliche Anstrengung brachte das Gestein zum Einsturz. Zweifellos hatten die Wilden durch eine fortgesetzte Reihe von Pfählen, verbunden mit Seilen, das Einreißen des Bodens bewirkt und auf ein kleines Zeichen hin, genügte ein Mann, um den gesamten Hügel zum Einsturz zu bringen.
Unsere armen Kameraden hatten keine Chance. Nur wir allein waren dem Erdrutsch entgangen. So waren wir nun die einzigen lebenden Weißen auf dieser Insel.