Das Dorf lag ungefähr drei Meilen weit im Inneren. Fast drei Stunden lang gingen wir entlang des Weges durch buckeliges, unebenes Gelände. Das Gefolge Too-wits verstärkte sich beständig. Dies geschah so systematisch, dass ich misstrauisch wurde und dem Kapitän sogleich meine Befürchtungen mitteilte.
Da es zu spät war, um einfach umzukehren, gingen wir weiter. Wir beobachteten jede Bewegung der Wilden und versuchten beieinander zu bleiben. Endlich erreichten wir eine Ansammlung von Wohnstätten auf der Insel. Sobald wir sie im Blick hatten, stieß der Häuptling einen Ruf aus. Außerdem wiederholte er mehrmals das Wort "Klock-Klock". Vermutlich handelte es sich um den Namen des Dorfes.
Es waren elende Behausungen. Sie waren liederlicher als die der niedrigsten Stämme der Wilden. Es waren hohle Baumstämme, die mit Fellen zugehängt waren. In denen wohnten die Wampoos oder Yampoos - die Großen des Stammes. Andere wohnten in mit Zweigen bedeckten Löchern, die senkrecht in die Erde gegraben waren.
Die meisten aber wohnten in kleinen flachen Höhlen, die man in den Rand eines Felsen gegraben hatte. Vor jedem Höhleneingang befand sich ein Felsstück, das vorgeschoben werden konnte. Doch war uns der Sinn der Verriegelung nicht klar, denn der Stein verschloss lediglich ein Drittel des Eingangs.
Dieses eigentümliche Dorf lag in einer tiefen Senke und war nur von Süden her zugänglich. Mitten durch die Ansiedlung floss ein Fluss mit demselben fremdartigen Wasser, das ich bereits zu beschreiben versucht habe. Hier hausten ebenso sonderbare Tiere, die aber alle zahm schienen.
Das Größte glich unserem Hausschwein - nur ein buschiger Schwanz und die antilopenähnlichen Beine unterschieden es davon. Verschiedene Geflügelarten bildeten wahrscheinlich die Hauptnahrungsquelle der Inselbewohner. Es schien kaum wilde Tiere zu geben; nur einmal überraschte uns eine große Schlange, der die Wilden aber keinerlei Beachtung schenkten. So waren wir nahezu sicher, dass sie nicht giftig sei.
Als wir mit Too-wit ins Dorf kamen, kam uns eine große Menschenmenge mit lautem Geschrei entgegen. "Anamoo-moo!" und "Lama-Lama!", tönte es. Erstaunt bemerkten wir, dass die Dorfbewohner vollkommen nackt unterwegs waren. Nur die Männer aus den Kähnen trugen jene Fellbekleidung. Auch waren die Dorfbewohner nicht bewaffnet. Es waren viele Frauen und Kinder darunter. Wobei die Frauen außergewöhnlich schön waren, anmutig und fein. Jedoch waren ihre Lippen ebenso dick und wulstig wie die der Männer. Nicht einmal beim Lachen konnte man die Zähne sehen.
Trotzdem waren zusätzlich noch zwölf in Fell gekleidete Männer mit schweren Keulen und Lanzen bewaffnet. Sie schienen großen Einfluss auf die übrigen Dorfbewohner auszuüben. Sie waren die Wampoo, die in den fellbedachten Behausungen wohnten.
Too-wits Palast lag inmitten des Dorfes. Seine Baumhöhle war höher als die anderen und man hatte oben einige Äste stehen lassen. Auch war sie besser ausgestattet als die seiner Untertanen. Sogar ein dichter Blätterteppich schmückte sein Heim.
Feierlich führte man uns in diese Hütte, gefolgt von so vielen Eingeborenen, wie nur hineingingen. Wir setzten uns nach der Aufforderung Too-wits auf den Blätterteppich. Und plötzlich befanden wir uns in einer kritischen Stellung, die zudem noch unbequem war. Wir saßen inmitten dieser Wilden und hätten im Falle eines Angriffs nicht einmal unsere Waffen gebrauchen können, geschweige denn aufstehen können. Ein gefährliches Getümmel war um uns herum entstanden, das Too-wit durch eindringliche Ermahnungen in Schach hielt.
Wieder hielt der Häuptling eine Ansprache, die wir schweigend anhörten. Dann versicherte Kapitän Guy dem Häuptling sein Wohlwollen und übergab ihm ein Geschenk von mehreren Ketten aus blauen Glasperlen und einem Messer. Über die Perlenkette rümpfte der Herrscher die Nase, das Messer jedoch gefiel ihm ausnehmend gut. Er ließ das Mittagsmahl auftragen.
Es bestand aus zuckenden Eingeweiden eines uns unbekannten Tieres und wurde über die Köpfe hinweg gereicht. Too-wit erkannte, dass wir nicht wussten, wie wir mit dieser Mahlzeit umgehen sollten. Er ging mit gutem Beispiel voran und schlang diese verlockende Nahrung ellenweise hinab, bis unsere Mägen empört rebellierten. Dies verwunderte den Häuptling ebenso sehr wie die Spiegel.
Wir lehnten die Mahlzeit ab und versuchten, ihm verständlich zu machen, dass wir aufgrund eines außerordentlichen Frühstücks im Moment keinen Bissen hinunter bringen könnten.
Nachdem das Essen beendet war, nahmen wir den Häuptling ins Kreuzverhör. Wir erhofften uns, von ihm die Hauptprodukte der Insel zu erfahren. Nach einer Weile hatte er uns verstanden und führte uns zu dem Teil der Küste, an dem die Schildkröten reichlich zu finden seien. Erfreut, endlich dem Gedränge zu entkommen, trieben wir zu sofortigem Aufbruch.
Gefolgt von der gesamten Dorfbevölkerung gelangten wir an das südöstliche Ende der Insel. Es war nicht weit von der Bucht entfernt, in der unser Schiff vor Anker lag. Ungefähr eine Stunde mussten wir ausharren, bis vier Kähne uns erreichten. Gemeinsam stiegen wir ein und wurden entlang des Riffs an eine Stelle gerudert, an der größere Mengen "biche de mer", Schildkröten, waren. Wir hätten zwanzig Schiffe mit diesen Schildkröten beladen können.
Dann brachte man uns zu unserem Schoner zurück. Beim Abschied versprachen uns Too-wit, im Laufe der nächsten vierundzwanzig Stunden so viele Enten und Galapagosschildkröten an Bord zu bringen, wie seine vier Kähne nur fassen konnten. Aus dem Verhalten der Wilden gab es keinen Anhaltspunkt, der uns Verdacht schöpfen lies. Na ja, vielleicht die Art und Weise, wie sie systematisch ihre Leute auf dem Weg vom Stand zum Dorf verstärkt hatten …