Schnell vergaßen wir unsere Qualen. Wir frühstückten und tranken das ausgezeichnete Wasser des Hans-Bachs. Wir waren erfrischt und beschlossen, nicht aufzugeben. Um acht Uhr morgens brachen wir wieder auf. Der Gang führte uns nach Südosten und verlief fast horizontal. Die Neigung betrug nur ungefähr zwei Fuß pro Klafter und mein Onkel sah fortwährend auf seinen Kompass. Hin und wieder ging es steiler bergab und der Bach floss schneller. Im Großen und Ganzen aber verlief der Gang an den beiden folgenden Tagen eher horizontal. Am 10. Juli mussten wir schätzungsweise 30 Meilen südöstlich von Reykjavik und zweieinhalb Meilen tief sein.
Dann standen wir plötzlich vor einem unheimlichen Schacht. "Seht nur, auf die Weise werden wir schnell vorankommen.", rief mein Onkel begeistert. "Die Felsenvorsprünge bilden ja eine richtige Leiter."
Wir begannen mit dem Abstieg und Hans seilte uns an, damit kein Unglück geschehen konnte. Schnell taten unsere Kniekehlen weh und wir machten jeder Viertelstunde eine Pause, um unsere Beine auszuruhen. Wir aßen und tranken wir von dem Wasser aus dem Hans-Bach, das uns auf dem Abstieg als Wasserfall begleitete.
Zwei Tage lang folgten wir den Windungen dieser Felsspalte und drangen noch ungefähr zwei Meilen in das Erdinnere vor. Am 13. Juli ließ das Gefälle nach, auch wenn der Weg immer noch nach Südosten führte. Da der Abstieg nicht mehr so beschwerlich war, fiel das Wandern leichter. Leider war der Weg sehr monoton, da eine abwechslungsreiche Landschaft natürlich fehlte. Am 15. Juli waren wir etwa fünfzig Meilen vom Sneffels entfernt und sieben Meilen unter der Erde. Es ging uns gut und wir hatten unsere Reiseapotheke bisher noch nicht gebraucht.
Professor Lidenbrock notierte jede Stunde Daten von Kompass, Chronometer, Manometer und Thermometer. Als er mir sagte, dass wir horizontal fünfzig Meilen von unserem Ausgangspunkt entfernt waren, zuckte ich zusammen. Das bedeutete, dass wir nicht mehr unter Island, sondern über Kap Portland hinaus waren. Nun floss also der Ozean über unseren Köpfen. Dieser Gedanke beunruhigte mich etwas, aber ich gewöhnte mich rasch daran. Der Weg führte uns in immer größere Tiefen hinab und wir waren schon die reinsten Höhlenbewohner geworden, die kaum noch an Schnee, Sterne, die Sonne, den Mond oder an Bäume dachten. Am 18. Juli kamen wir zu einer Art Grotte. Hier bekam Hans seine drei Reichstaler und wir beschlossen, am nächsten tag auszuruhen.