Kaum war mein Onkel fort, erschien Martha an der Tür. "Ist er fort? Was ist mit seinem Essen?" "Liebe Martha, er wird nicht essen." , erklärte ich dumpf. "Hier wird niemand wieder essen, bis ein altes Pergament entziffert ist, das alles andere als leicht zu entziffern ist." Martha rang die Hände. "Dann müssen wir alle Hungers sterben?" Ich schwieg und Martha ging sichtlich beunruhigt und seufzend in ihre Küche zurück.
Was sollte ich nun tun? Sollte ich Grete besuchen und ihr alles erzählen? Was aber, wenn der Professor zurückkäme? Vielleicht würde er nach mir rufen. Was würde passieren, wenn ich dann nicht zu Hause wäre? Ich verwarf den Gedanken, Grete einen Besuch abzustatten und ging stattdessen an die Arbeit. Ein Mineraloge aus Besançon hatte uns vor kurzem eine Sammlung kieselartiger Geoden geschickt. Ich machte mich daran, sie zu katalogisieren und zu etikettieren. Während ich diese hohlen Steine, in denen kleine Kristalle glänzten in eine Vitrine legte, beschäftigte sich mein Geist unablässig mit dem Rätsel des alten Pergaments. Ich fühlte eine innere Unruhe und mein Kopf glühte, als hätte ich Fieber. Ich ahnte, dass etwas Schreckliches geschehen würde.
Schließlich waren die Geoden geordnet und ich setzte mich in einen großen Sessel, um auszuruhen. Wo mochte mein Onkel jetzt wohl sein? Was tat er? Würde er im Triumph oder mit einer Niederlage nach Hause kommen? Würde er das Geheimnis lüften können? Mechanisch griff ich nach dem Blatt Papier, auf das ich aneinander gereihten Buchstaben geschrieben hatte. Was sollte das nur bedeuten?
Ich versuchte, Buchstabengruppen zu bilden, aber es war sinnlos. Irgendwo entdeckte ich das englische Wort ice und auch die lateinischen Wörter ira, rota mutabile, nec und atra ließen sich finden. Daneben sah ich auch ein hebräisches Wort "tabiled" und sogar die französischen Wörter mère, aro und mer. Es war zum Verzweifeln.
Mein Gehirn lief heiß und meine Augen tränten. Ich konnte diesen Buchstaben einfach keinen Sinn entnehmen! Völlig erschöpft fächelte ich mir mit dem Blatt schließlich Luft zu und da sah ich es: Hervorgerufen durch die Bewegung des Blattes, auf das mein Blick zufällig fiel! Ich hatte das Geheimnis gelüftet. Ich sah plötzlich vollkommen leserliche lateinische Wörter, darunter die Wörter "craterem" und "terrestre".
Aufgeregt sprang ich auf und lief zur Beruhigung durch das Zimmer. Dann zwang ich mich, tief Luft zu holen. Schließlich ging ich zurück und setzte mich wieder in den großen Sessel. Ich nahm das Blatt Papier zur Hand. ‚Lies!', befahl ich mir. Und das tat ich! Ich las den ganzen Satz ohne innezuhalten. Aber wie verblüfft und entsetzt war ich, als ich fertig war. Was ich dort las, war schon geschehen. Wie hatte ein Mensch je so kühn sein können? Was würde mein Onkel denken, wenn er erfuhr - und schlimmer noch, was würde er tun? "Er darf es nicht erfahren! Nie!", rief ich laut. Er war ein entschlossener Geologe. Er würde reisen wollen, egal, wie aussichtsreich die Expedition war. Und er würde mich mitnehmen. Wir würden uns in Gefahr begeben und darin umkommen. "Nein, nein, nein!", rief ich wieder und sah nur noch einen Ausweg. Ich griff nach dem Papier und auch nach dem Pergament des Saknussemm und wollte beides ins Feuer werfen. Meine Hand zitterte, als ich beides auf die glühenden Kohlen werfen wollte. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und mein Onkel trat ein.