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Andrea erzählt 2: Das Sonnenschloss

时间:2014-03-12来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Sonnenschloss
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, herzlich willkommen zur 2. Sendung von «Andrea erzählt» vom 1. Februar 2013. Es freut mich sehr, sind Sie heute wieder dabei. Vielleicht geht es Ihnen ja wie mir. Ab und zu muss ich einfach alles liegen lassen, meine warme Jacke anziehen und an die frische Luft gehen. Dann kann ich für einen Moment alles vergessen: die Arbeit, die Wäsche und die unbezahlten Rechnungen. Darum probiere ich wenn möglich, ein paar Mal pro Woche für eine Stunde nach draussen zu gehen. Da ich sehr nahe vom Zürichsee wohne, gehe ich am liebsten dort hin. Mir gefallen die grossen Bäume und die Wiesen mitten in der Stadt. Leider liegt dort oft Abfall herum und das Gras ist zertrampelt. Das tut mir immer etwas weh und ich frage mich, wer so etwas tut. Es wäre doch schön, wenn es dafür eine spannende Erklärung gäbe, wie im Tessiner Märchen «Das Sonnenschloss», das ich Ihnen heute erzählen möchte.
 
Es war einmal ein Bauer, der wohnte mit seinen Söhnen in einem grossen Wald. Zu seinem Hof gehörte auch eine grosse Wiese mit wunderschönen Blumen. Sie war der ganze Stolz des Bauern und gab Futter für seine Tiere.
Eines Morgens schaute der Bauer aus dem Fenster und sah, dass jemand das wunderschöne Gras zertrampelt hatte. «Das darf doch nicht wahr sein!» rief er zornig. «Wehe [1] dem, der das getan hat!» Er befahl seinem ältesten Sohn: «Du bewachst heute Nacht die Wiese!». Der Sohn gehorchte [2] und setzte sich am Abend auf die kleine Bank vor dem Haus. Doch schon bald wurde er schrecklich müde und schlief ein und erwachte erst am nächsten Morgen wieder. Als er die Augen öffnete, sah er, dass jemand auch in dieser Nacht die Wiese verwüstet [3] hatte.
Der Vater wurde furchtbar wütend und rief den zweitältesten Sohn. Er befahl ihm: «Du bleibst heute Nacht vor dem Haus und bewachst die Wiese!». Der Sohn gehorchte und setzte sich am Abend unter den Baum neben dem Haus. Doch schon bald wurde auch er schrecklich müde und schlief ein und erwachte erst am nächsten Morgen wieder. Als er die Augen öffnete, sah er, dass jemand auch in dieser Nacht die Wiese verwüstet hatte.
Der Vater wurde furchtbar wütend. Da kam sein jüngster Sohn Vittorino und sagte: «Vater, lass es mich versuchen, bitte.» Doch der Bauer antwortete: «Nein, dafür bist du noch zu jung.» Aber Vittorino blieb hartnäckig [4] und weil der Vater ihn sehr liebte, gab er schliesslich nach. Am Abend setzt sich Vittorino unter einen Rosenbusch und wartete. Er blieb die ganze Nacht wach. Es geschah nichts. Erst als der Himmel sich am Morgen langsam rot färbte, sah er, wie drei weisse Tauben auf die Wiese flogen. Die Tauben setzten sich und schlüpften [5] aus ihren Federn. Plötzlich standen drei junge Mädchen im Gras und begannen zu tanzen. Eines von ihnen war so wunderschön, dass Vittorino sich sofort in sie verliebte.
Er stahl leise die Federn und versteckte sich damit unter dem Rosenbusch. Da bemerkten die Mädchen, dass ihre Kleider weg waren und jammerten: «Wo sind unsere Kleider? Wie sollen wir nun wieder nach Hause kommen?» Sie taten Vittorino leid. Er kam aus seinem Versteck hervor und sagte: «Ich gebe euch alles zurück. Aber dafür will ich zwei Dinge von euch.» - «Sprich», sagte das schöne Mädchen. «Was willst du?» - «Als Erstes müsst ihr mir sagen, wer ihr seid», antwortete Vittorino. Die Schöne sagte: «Ich bin die einzige Tochter eines grossen Königs und dies hier sind meine Dienerinnen. Wir kommen aus dem Sonnenschloss; das hat noch nie ein Mensch gesehen. Und was willst du noch?»
Mutig sagte Vittorino: «Schöne Prinzessin, ich will, dass du mich heiratest.» Die Königstochter betrachtete ihn lang. Dann sagte sie: «Also gut. Beim nächsten Vollmond werde ich zurückkommen und dich heiraten. Doch nun müssen wir gehen.» Die drei Mädchen schlüpften in ihre Federn und flogen über den Wald davon.
Als Vittorino heimkam, fragten der Vater und die Brüder, ob er etwas gesehen habe. Doch er wollte nichts verraten und log: «Nein, leider bin auch ich eingeschlafen.» Alle lachten und da nun niemand mehr die Wiese verwüstete, vergassen sie die Geschichte schon bald.
Als der nächste Vollmond kam, bat Vittorino seinen Vater, ein Fest vorzubereiten. Vittorinos Vater wunderte sich, doch weil er seinen jüngsten Sohn sehr liebte, erfüllte er ihm den Wunsch.
Am Tag des Festes kamen alle Verwandten auf den Hof. Es gab feine Speisen und besten Wein und plötzlich erschien eine prachtvolle [6] Kutsche [7]. Daraus stieg eine Prinzessin in einem Brautkleid. Sie wurde von zwei Dienerinnen begleitet. Erst jetzt erzählte Vittorino, was in jener Nacht passiert war. Nun heiratete er die Prinzessin.
 
***
 
Doch leider ist dies noch nicht das glückliche Ende der Geschichte. Denn als der nächste Morgen kam, sagte die Braut: «Liebster, ich habe mein Versprechen gehalten und ich habe dich geheiratet. Aber jetzt muss ich zurück ins Sonnenschloss. Dort hält mich ein hässliches Ungeheuer [8] gefangen, der Orco. Er kommt heute von einer Reise zurück und darf nichts von unserer Hochzeit erfahren. Sonst muss ich sterben.» Sie umarmte ihren Mann ein letztes Mal. Dann ging sie fort.
Vittorino war so unglücklich, dass er am liebsten gestorben wäre. Doch er beschloss, seine Braut zu befreien und machte sich auf den Weg. Schon bald hörte er zwei Riesen streiten. «Was ist los?» fragte er sie. Sie antworteten: «Unser Vater ist gestorben und nun wissen wir nicht, wer seine Stiefel, seinen Mantel und sein Schwert bekommt.» Vittorino lachte und sagte: «Dann schenkt die Dinge doch einfach mir. So müsst ihr nicht mehr streiten.»
Das gefiel den dummen Riesen und sie sagten: «Nun musst du noch wissen, dass diese Stiefel, der Mantel und das Schwert sehr besonders sind: Die Stiefel können mit jedem Schritt hundert Meilen weit gehen. Der Mantel macht dich unsichtbar und das Schwert tötet jeden Feind und es kann Tote wecken.»
Vittorino bedankte sich und zog die Stiefel und den Mantel an. So konnte er unsichtbar und mit Riesenschritten durch Länder und über Berge gehen. Eines Abends kam er zu einer Hütte in einem Wald. Davor sass eine alte Frau. «Guten Abend», sagte Vittorino. «Können Sie mir den Weg zum Sonnenschloss zeigen?»
Die Frau antwortete: «Morgen früh werde ich die Tiere des Waldes fragen.» Am nächsten Tag kamen Bären, Wölfe, Tiger, Löwen und alle möglichen Tiere zur Hütte im Wald. Die alte Frau fragte sie, ob sie wüssten, wie man zum Sonnenschloss kommt. Doch keines der Tiere wusste, wo es liegt.
Schlossgarten wikimedia commons
Schlossgarten wikimedia commons
Da sagte die alte Frau: «Ich habe eine Schwester, die hunderttausend Meilen von hier lebt. Sie ist die Königin der Flüsse, Seen und Meere. Vielleicht kann sie dir helfen.»
Vittorino dankte der Frau und wanderte hunderttausend Meilen bis zum Meer. Dort am Ufer sass die Schwester der alten Frau. «Guten Abend», sagte Vittorino. «Können Sie mir den Weg zum Sonnenschloss zeigen?» Die Frau antwortete: «Morgen früh werde ich die Tiere des Wassers fragen.» Am nächsten Tag kamen Wale, Delfine, Haie, Fische und alle möglichen Tiere ans Ufer. Die alte Frau fragte sie, ob sie wüssten, wie man zum Sonnenschloss kommt. Doch keines der Tiere wusste, wo es liegt.
Da sagte die alte Frau: «Ich habe eine Schwester, die hunderttausend Meilen von hier lebt. Sie ist die Königin der Luft. Vielleicht kann sie dir helfen.»
Vittorino dankte der Frau und wanderte hunderttausend Meilen bis zum höchsten Berg. Dort sass die andere Schwester der alten Frau. «Guten Abend», sagte Vittorino. «Können Sie mir den Weg zum Sonnenschloss zeigen?» Die Frau antwortete: «Morgen früh werde ich die Tiere der Luft fragen.» Am nächsten Tag versammelten sich Adler, Geier [9], Störche, Tauben und alle möglichen Vögel. Die alte Frau fragte sie, ob sie wüssten, wie man zum Sonnenschloss kommt. Doch keines der Tiere wusste, wo es liegt.
«Seid ihr wirklich alle da?» fragte die Frau. «Wo ist denn der Phönix?» Nun kam ein grosser Vogel herangeflogen. Es war der Phönix. Die Alte fragte streng: «Wo warst du so lang?» Der Vogel antwortete: «Sei nicht böse, liebe Herrin. Ich war im Sonnenschloss» Da sagte die Frau: «Zur Strafe musst du gleich nochmals dorthin fliegen und Vittorino mitnehmen.»
 
***
 
Auf dem Rücken des Phönix‘ flog Vittorino über die Wolken. Der Flug dauerte viele Stunden. Endlich kamen sie zum Sonnenschloss. Die Prinzessin freute sich unendlich, ihren Mann wieder zu sehen. Aber sie hatte auch grosse Angst und sagte: «Wenn der Orco dich findet, bringt er dich um [10]. Er hat schon meinen Vater und meine Brüder getötet.»
«Hab‘ keine Angst», sagte Vittorino. «Ich habe einen Plan.» Dann versteckte er sich hinter dem Tor. Als der Orco ins Schloss zurückkam, tötete er ihn mit dem Schwert der Riesen. Wie wir wissen, hat dieses Schwert auch die Kraft, Tote wieder lebendig zu machen. Vittorino berührte mit dem Schwert die Gräber des Königs und seiner Söhne und alle wurden wieder lebendig. Der König freute sich so, dass er Vittorino zum Ritter machte und sagte: «Du hast bewiesen, dass du klug und tapfer [11] bist. Ich übergebe dir mein Reich und meine Tochter.» Und so wurden Vittorino und die Prinzessin doch noch glücklich miteinander.
 
***
 
Mir gefällt die Vorstellung, dass die Wiesen am Zürichsee von verzauberten Prinzessinnen verwüstet werden. Aber dann gäbe es vielleicht auch einen Orco? Da sind mir gewöhnliche Menschen doch lieber.
So, und jetzt hoffe ich, dass auch Sie bei Ihren Spaziergängen ab und zu ins Träumen kommen. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie auch am 15. Februar wieder auf www.podclub.ch mit dabei sind, wenn es heisst «Andrea erzählt» Dann werde ich Ihnen endlich verraten, was ein Batzibitzili ist. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Auf Wiederhören!
 
 
1      wehe: damit droht man jemandem: «Wenn du das machst, dann wird dies passieren...»
2      gehorchen: folgen, gehorsam sein
3      verwüsten: kaputt machen
4      hartnäckig: stur, entschieden
5      schlüpfen: aus einem Kleid oder einem Ei herauskommen
6      prachtvoll: wunderschön, herrlich
7      die Kutsche: Fahrzeug, das von Pferden gezogen wird
8      das Ungeheuer: Monster
9      der Geier: grosser Vogel, der vor allem tote Tiere frisst
10    umbringen: töten
11    tapfer: mutig 
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