Dornröschen, Schneewittchen, Arielle oder Peter Pan, Mickey Mouse und Mogli - sie sind die guten Seelen in Disneyland Paris. Am 12. April 1992 wurde der Vergnügungspark eröffnet.
Als Walt Disney Ende der vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts eigene Vergnügungsstätten zu planen begann, schwebten ihm Parks vor, die futuristisch und nostalgisch zugleich sind. Parks, die seine Filmwelten so inszenieren, dass die Besucher in sie eintreten und ein Teil von ihnen werden können; Teil einer perfekten Illusion. Walt Disney hat die amerikanischen Parks noch entstehen sehen. Als Disneyland Paris am 12. April 1992 nach vierjähriger Bauzeit seine Pforten öffnete, war er allerdings schon über 20 Jahre tot.
Geschlossene Welt
Doch Disneys Geist erweist sich als unverwüstlich, auch in Europa. Neben Fahrgeschäften und Erlebnisbahnen gibt es auch in Paris Shows und Paraden und Kinos und Diskotheken und Shoppingmeilen und Restaurants mit Rock`n Roll-Musik und Kellnern auf Rollschuhen beispielsweise. Man kann Dornröschens Märchenschloss besuchen oder Schaufelraddampfer fahren oder sich in einer Rakete in einen simulierten Weltraum schießen lassen. (Und auf alle, denen ein Tag nicht reicht, warten Hotels in allen Farben und Formen.)
Den Charme des Provisorischen und Unvollkommenen, des räumlich und zeitlich Begrenzten, des von lokalen Traditionen Geprägten, den so ein gutes altes Volksfest ausstrahlt, sucht man im Disneyland vergeblich. Das ist eine geschlossene Welt mit einer ganz eigenen Architektur, bombastisch, bunt und verspielt, detailverliebt und perfektionistisch, ein Gegenentwurf zur kühlen, funktionalen Formsprache der Moderne in der Welt da draußen. Beseelt wird das Ganze durch immer freundliche Angestellte, die gekleidet sind wie Dornröschen oder Schneewittchen oder Arielle oder Peter Pan, Mickey Mouse und Mogli. Sie sollen sich als Schauspieler betrachten, die ihre Sorgen und Identität hinter sich lassen, um ganz in ihrer Rolle aufzugehen. So hatte sich Walt Disney das gewünscht.
Gute Bezahlung nicht vorgesehen
Wer so einen Job haben will, sollte beim Vorstellungsgespräch viel lächeln. Freundliche Ausstrahlung ist wichtig und darf auch bei langen Arbeitszeiten für wenig Geld niemals nachlassen. Gute Bezahlung ist im Budget nicht vorgesehen. Die neuen Attraktionen, die regelmäßig für den Park herbeigeschafft werden müssen, sind teuer genug. Selten gelingt es in Disneyland, Gewinne zu erwirtschaften, trotz 16 Millionen Besuchern jährlich.
Manche kommen freiwillig, manche sind nur ihren Kindern zuliebe hier. Und denken vielleicht manchmal sehnsüchtig an die Mona Lisa im Louvre oder an den Eifelturm oder an Napoleon im Invalidendom. Das ist alles ganz in der Nähe und echt französisch und nicht rosa oder giftgrün und nicht als Schneewittchen oder Mickey-Mouse verkleidet; noch nicht. Hoffentlich bleibt es so. Der Trend zur Rundumbespaßung zieht ja immer weitere Kreise, auch außerhalb von Vergnügungsparks.