Zwei Menschen aus Niedersachsen und einer aus Hessen starben im Zusammenhang mit dem EHEC-Erreger. Damit sind bundesweit 29 Menschen gestorben. Das RKI meldet unterdessen eine Abschwächung der Erkrankungswelle.
Unterdessen gibt es bei der Suche nach der Infektionsquelle weiterhin kaum Fortschritte. Der gefundene Gurkenrest mit dem für die Ausbruchswelle verantwortlichen Bakterienstamm aus einer Bio-Mülltonne aus Magdeburg liefert nach Ansicht von Experten keine neue Spur. Auch die ersten 40 Proben aus dem verdächtigten Sprossenerzeugerbetrieb im niedersächsischen Bienenbüttel verliefen negativ. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einer «recht guten Zusammenarbeit» zwischen Bund und Ländern im Umgang mit der Epidemie.
Nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten der Länder in Berlin sagte Merkel, die Lage sei kompliziert, da die Quelle der Erkrankungen noch nicht gefunden sei. Daran werde mit Hochdruck gearbeitet. «Das sind wir auch den erkrankten Menschen schuldig», betonte die Regierungschefin.
Mediziner: EHEC-Epidemie ist in einigen Wochen durchgestanden
Nach Angaben des niedersächsischen Gesundheitsministeriums starben eine 20-jährige Frau und ein 68-jähriger Mann aus dem Landkreis Harburg am Mittwoch nach einer Infektion mit dem aggressiven Darmkeim. Inzwischen verzeichnete Hessen ein erstes Todesopfer. In Frankfurt am Main starb ein Patient am gefährlichen Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS). Der 57-Jährige hatte nach Angaben der Stadt Ende Mai Hamburg besucht und sich dort vermutlich angesteckt.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist die Zahl der übermittelten EHEC-Fälle (Stand Donnerstagvormittag) seit Anfang Mai auf 2.086 gestiegen. An HUS sind inzwischen 722 Personen erkrankt. Diese Daten lassen laut RKI eine Abschwächung der Erkrankungswelle erkennen.
Den EHEC-Fund auf einer Gurke im Biomüll in Magdeburg hält der Chefarzt einer Leipziger Klinik für Infektiologie, Bernhard Ruf, nicht für eine neue Spur bei der Suche nach der Quelle des Darmkeims. «Sie können in vielen Biotonnen wahrscheinlich EHEC finden», sagte der Infektiologe in der ARD. Ruf zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass die EHEC-Epidemie in einigen Wochen durchgestanden ist. Solche Ausbrüche dauerten nicht ein halbes Jahr oder länger, sagte er.
Mehrere EHEC-Erkrankungen nach Familienfeier in Göttingen
Nach Angaben des niedersächsischen Gesundheitsministeriums vom Donnerstag erkrankten mehrere Gäste einer großen Familienfeier im Kreis Göttingen an EHEC. Das Fest mit 70 Teilnehmern aus ganz Deutschland hatte vor knapp zwei Wochen stattgefunden. Das Essen sei von einem Unternehmen aus dem Kreis Kassel geliefert worden, hieß es weiter. Fünf Gäste aus dem Landkreis Göttingen würden mittlerweile mit EHEC oder unter EHEC-Verdacht in Krankenhäusern behandelt. Im hessischen Landkreis Kassel sei bei weiteren Teilnehmern ebenfalls EHEC aufgetreten.
Laut Spiegel Online hat der unter EHEC-Verdacht stehende Bio-Gartenbaubetrieb im niedersächsischen Bienenbüttel möglicherweise auch nach seiner Sperrung Gemüse verkauft. Schuld daran ist den Angaben zufolge die Formulierung der behördlichen Sperrverfügung. Diese beziehe sich nur auf die von der Firma angebauten Sprossen.
Unterdessen wurde bekannt, dass bei keiner der ersten 40 gezogenen Proben aus dem Betrieb im Landkreis Uelzen der gefährliche Darmkeim gefunden wurde. Untersucht wurden Wasser aus dem Betrieb, Arbeitsgeräte und Samen zum Heranziehen von Sprossen. Das Verbraucherschutzministerium wolle die Ermittlungen in dem Betrieb fortführen, sagte Hahne. Bei dem Sprossenerzeuger und in seinem Umfeld seien von Bundes- und Landesbehörden mittlerweile rund 750 weitere Proben gezogen worden, die zu großen Teilen noch in Berlin analysiert würden.
Keine Schadensersatzklage Spaniens gegen Deutschland wegen EHEC
Nach der Warnung des Hamburger Senats vor dem Verzehr von spanischen Gurken strebt die spanische Regierung offenbar keine Schadensersatzklage gegen Deutschland an. «Ich habe nie davon gehört, dass in der spanischen Regierung eine Schadensersatzklage vorbereitet würde», sagte Spaniens Europaminister Diego Lopez Garrido in Berlin. Allerdings konnte er Klagen von privaten Unternehmen seines Landes nicht ausschließen. Die spanische Regierung hatte Anfang des Monats rechtliche Schritte gegen die Hamburger Behörden erwogen, die im Zusammenhang mit der EHEC-Epidemie vor Gemüse aus dem südeuropäischen Land gewarnt hatten.