Die Sehgewohnheiten und Kinovorlieben von Chinesen und Deutschen scheinen sich gar nicht so sehr voneinander zu unterscheiden, wenn man die Internetkommentare zur Actionkomödie „Bad Spies" zugrunde legt, die in China und international unter dem Namen „The Spy Who Dumped Me" läuft.
Der chinesische Internetnutzer Orangenbrei fand den Film sehr entspannend, cool und glücklich machend: „Die Hahaha-Frequenz im Film ist sehr hoch."
Der deutsche Nutzer Oli N war angenehm überrascht: „Natürlich ist das leichte Kost, aber die Mischung stimmt einfach."
Der Film ist tatsächlich leichte Kost, doch garniert mit ein paar originellen Einfällen und einer guten Prise schwarzen Humor obendrauf. Audrey, gespielt von Mila Kunis, feiert mit ihrer besten Freundin Morgan, gespielt von der Komikerin Kate McKinnon, in einer Bar ihren 30. Geburtstag. Sie ist noch sauer auf ihren Ex-Freund Drew, der Textnachricht kurz zuvor die Beziehung beendet hat. Audrey lässt sich überzeugen, die Sachen, die Drew noch bei ihr hat, zu verbrennen, schreibt ihm aber noch eine Warn-SMS.
Drew, der ein CIA-Mann ist, hat andere Sorgen, er wird in Litauen von feindlichen Agenten verfolgt und muss ein gutes Dutzend davon eliminieren. Das Umbringen von Verfolgern und Killern zieht sich wie ein roter Faden durch den Film und ist mitunter ausgesprochen witzig – das ist die Prise schwarzen Humors.
Drew und Morgan bekommen es bald mit CIA und MI6 und anderen Agentenschmieden zu tun und wissen wahrlich nicht mehr, wem sie trauen können. Alles sehr verwirrend für das komische Duo, dem nach anfänglichen Schwierigkeiten auch das Töten leicht von der Hand geht.
„Die erste Hälfte ist wirklich langweilig", sagt Mr. Bit auf der chinesischen Film-Seite Maoyan. Er beklagt, dass die Handlung zu wenig erklärt werde und es kaum lustige Szenen gebe.
Der deutsche Nutzer „BrodiesFilmkritiken" hält die Namensänderung auf „Bad Spies" für „cleveres Marketing", um an Mila Kunis' Filme „Bad Moms" zu erinnern, auch, wenn es keine Parallelen gebe. Er beklagt, dass hier nur „die altbekannte Mär vom braven Normalbürger" gezeigt werde, der sich in die bleihaltige Agentenwelt verirre. Die Balance stimme nicht: Auf der einen Seite werde infantil und nervend gekalauert, auf der anderen Seite gebe es „meterhohe Leichenberge und Brutalität", die stellenweise eines John Wicks würdig wäre.
Das Gewalttätige und Blutige beklagen auch chinesische Nutzer.
Ich finde hingegen, dass dieser Hybrid aus Agententhriller und Komödie sich gut schlägt, und die Brutalitäten sind ähnlich wie in Tarantino-Streifen eher humoristisch und ironisch zu verstehen.
Audrey und Morgan fliegen nach Wien, um dort einen Pokal zu übergeben, der laut dem inzwischen getöteten Drew wichtig sein soll. Natürlich kommt es nicht zur Übergabe und die beiden müssen vor Motorradfahrern fliehen, die nacheinander über den Jordan gehen, was wirklich sehenswert ist.
Die Reise geht weiter nach Prag und inzwischen sind die beiden Frauen so polizeibekannt, dass sie sich tarnen müssen. Im Zug lüften sie durch schnödes Schütteln das Geheimnis des Pokals: ein USB-Stick befindet sich darin. Was es damit auf sich hat und wie die Bekanntschaft Morgans zu Edward Snowden, den beiden hilft, wird nicht verraten.
Wie Audrey schließlich den Stick versteckt, wird von einigen chinesischen und deutschen Kommentatoren als vulgär bezeichnet. Es gibt noch einige Verwirrspiele um gute und verräterische Agenten und Kampf- und Folterszenen mit einer turnenden Auftragskillerin. Audrey und Morgan bestehen so manchen Härtetest und empfehlen sich vielleicht damit sogar für eine Agententätigkeit, was ja der deutsche Titel schon andeutet.
Die chinesische Userin Amethsy war besonders von Kate McKinnon alias Morgan angetan, aber von den Untertiteln im Kino angestrengt. In chinesischen Kinos laufen englischsprachige Film oft im Original mit Untertiteln.
Für den verrückten Hasen, auch ein chinesischer Filmfan, war der Streifen sehr erfrischend und entspannend. Und Yesisabella spricht sogar von der aktuell besten Komödie.