Die These über einen Zusammenbruch der chinesischen Wirtschaft sei schwer übertrieben. Das erklärte der britische China-Experte Martin Jacques. Die tiefere Ursache für eine Skespis des Westens gegenüber der Perspektive der chinesischen wirtschaftlichen Entwicklung liege darin, dass er unsicher über das politische System in China sei.
Zur Verlangsamung des Wachstums der Volksrepublik erklärte Martin Jacques:
„Lange Zeit war die chinesische Wirtschaft von einem Aufholungswachstum geprägt, wobei moderne Technologien und Erfahrungen genutzt wurden. Mittlerweile hat sich der Raum für das wirtschaftliche Wachstum dieses Typs aber verkleinert. An einem gewissen Punkt muss China seine eigene High-Tech-Wirtschaft schaffen und den oberen Teil der Wertkette anstreben."
Jacques wies ferner darauf hin, an der chinesischen Aktienbörse Mitte und Ende Januar 2016 hätten aufgetretene kurzzeitige Unsicherheiten britische Medien und einige Ökonomen sehr beunruhigt. Allerdings betonte er:
„Ich finde, dass die Tatsachen schwer übertrieben dargestellt wurden. Die Hauptursache für Unsicherheiten lag in politischen Faktoren. Die Ansicht, wonach Chinas Wirtschaft kein permanentes Wachstum aufweisen kann, ist darauf zurückzuführen, dass einige westliche Persönlichkeiten das politische System in China für nicht langanhaltend halten. Allerdings ist das chinesische politische System bereits seit Dutzenden von Jahren stabil. Seit Anfang der Reform und Öffnung bis jetzt ist ein Rekord des ökonomischen Wachstums aufgestellt worden. Der Westen sollte seine Vorurteile über Bord werfen und den Tatsachen ins Auge sehen."
China treibt derzeit die angebotsbezogene strukturelle Reform voran. Parallel zum Ausbau der Nachfrage sollen schwerpunktmäßig die Qualität und die Effizienz des Versorgungssystems erhöht werden. Jacques gab zu, dass es bei der Umwandlung vom materiellen hin zum wissensintensiven Wachstum bestimmt sowohl Chancen als auch Herausforderungen geben werde.
Zur Frage, wie die chinesische Regierung während der ökonomischen Wandlung ihre Rolle anpassen soll, sagte Jacques:
„Offenkundig müssen an einigen Stellen die administrativen Eingriffe geschwächt werden. Aber gleichzeitig sollte die Regierung in gewissen Aspekten ihren Einfluss verstärken, wie z.B. bei Bildung und medizinischer Betreuung. Darüber hinaus bin ich der Ansicht, dass die Regierung privaten Unternehmen noch größere Unterstützung gewähren sollte, damit sie leichter finanzielle Unterstützung bekommen. Die Banken sollten ihre Dienstleistungen nicht nur staatseigenen Betrieben anbieten."