Offiziellen Angaben zufolge haben sich die Expresszustelldienste in China in der ersten Hälfte des laufenden Jahres sprunghaft entwickelt. Insgesamt wurden 8,46 Milliarden Pakete verschickt, was einem Zuwachs von 43,4 Prozent entspricht. Die Geschäftseinnahmen stiegen um 33,2 Prozent auf 119,57 Milliarden Yuan RMB. Damit ist die Expresszustellungsbranche zu einem wichtigen Zugpferd für die chinesische Wirtschaft geworden.
Im Jahr 2014 wurden landesweit insgesamt 14 Milliarden Expresspakete verschickt. Mit einem Wachstum von 52 Prozent liegt die Volksrepublik in diesem Bereich weltweit in Führung. Am meisten wurden an einem Tag landesweit über 100 Millionen Pakete abgefertigt. Unter den rund 5,5 Millionen Angestellten arbeitet Song Guowei seit drei Jahren in der Expresszustellungsbranche. Auch er hat in der letzten Zeit einen deutlichen Anstieg der Nachfrage und eine Ausweitung des Kundenkreises bemerkt:
„Gegenwärtig schicke ich täglich rund 100 Pakete. Um den 11. November und den 12. Dezember wird sich das Volumen voraussichtlich verdoppeln. Die Konkurrenz ist sehr ausgeprägt, wobei eine höhere Anzahl an verschickten Paketen nicht zwangsweise auch höhere Einnahmen impliziert. Dem Trend zufolge tätigen neben jüngeren Kunden inzwischen auch viele Senioren ihren Einkauf über das Internet und nutzen dadurch Express-Dienstleistungen. So schicke ich etwa mehrmals wöchentlich einer alten Dame Expresspakete."
Aufgrund der ökonomischen Effekte und einer beachtlichen Eigendynamik erhält die Expresszustellungsbranche eine großzügige staatliche Zuwendung, was sowohl dem Konsumverhalten als auch der Beschäftigung zugute kommt. Shao Zhonglin, ehemaliger Vizegeneralsekretär der chinesischen Expresszustellungsvereinigung und Vorsitzender der Yongyi Logistikdenkfabrik, bestätigt, dass durch den Auftrieb der Branche nicht nur Kunden und Händler profitierten, sondern auch Existenzgründungen und Innovationen vorangetrieben würden. Ein Blick aus der Makroperspektive bezeuge zudem eine beschleunigte Integration der Entwicklung von Stadt und Land:
„Seit 2014 ist die Zahl der Expresszustelldienste landesweit um über 50.000 gestiegen. Diese konzentrieren sich hauptsächlich auf die ländlichen Regionen. Rund die Hälfte der landesweiten Dörfer verfügen über Express-Dienstleistungen. Bis 2020 könnte jede Gemeinde mit einer Service-Stelle ausgestattet und an das Netz des Expresshandels angebunden sein. Das wird zu maßgeblichen Veränderungen führen. So können die Bauern künftig Qualitätsprodukte zu günstigen Preisen aus allen Landesteilen bestellen. Gleichzeitig können die landwirtschaftlichen Produkte in allen Landesteilen abgesetzt und für Stadtbewohner verfügbar werden."
Die starke brancheninterne Konkurrenz stellt die Expresszustellverwalter jedoch zugleich vor große Herausforderungen. Yu Lianbing, Präsident der Expresszustellfirma UC, erläutert in einem Interview, angesichts der „Kampfsituation" sinke bisweilen die Rentabilität des Vertriebs, so dass viele Expresszustellfirmen ihre Strategien anpassen müssten: