Experten zufolge wird ein neuer Höchststand bei der chinesischen Geburtenrate als Folge der gelockerten Familienplanungspolitik erwartet. Die hohe Geburtenrate dürfte demnach mehrere Jahre andauern.
Schätzungen zufolge wird die Zahl der jährlich geborenen Babys im Vergleich zum heutigen Stand um mehr als eine Million steigen, was die Gesamtzahl der jährlichen Geburten auf das Niveau des letzten Höchststandes heben dürfte.
Im letzten Jahr wurden in China etwas unter 17 Millionen Babys geboren, das waren 470.000 mehr als im Jahr 2013.
Gegenüber den Vorjahren sei dies eine dramatische Erhöhung, sagt Yuan Xin, Professor für Bevölkerungsforschung an der Nankai Universität in Tianjin.
Zwischen dem Jahr 1999, als mehr als 18 Millionen Babys geboren wurden, und 2006 war die Geburtenzahl stetig zurückgegangen. Seitdem blieb die Zahl der Geburten laut dem staatlichen Statistikamt stabil bei unter 16,4 Millionen.
Der große Anstieg der Geburtenzahlen im letzten Jahr sei auf mehrere Maßnahmen zur Lockerung der Familienplanungsbeschränkungen zurückzuführen, erklärte Yuan.
In 29 der 31 provinziellen Regionen Festlandchinas erlauben neue Richtlinien seit Ende 2013 Paaren, bei denen ein Partner Einzelkind ist, ein zweites Kind zu bekommen. Der Staatlichen Kommission für Gesundheit und Familienplanung zufolge haben sich bis Ende letzten Jahres zirka 1,07 Millionen Ehepaare bei zuständigen Behörden mit einem zweiten Kinderwunsch registriert.
Seit 2011 ist es Ehepaaren, bei denen beide Partner keine Geschwister haben, erlaubt, ein zweites Kind zu haben. Diese Maßnahme wurde in den späten 90er Jahren in den meisten Provinzen bereits in Kraft gesetzt.
Zuvor war fast allen Ehepaaren in den Städten nur ein Kind erlaubt, was der in den 1970er Jahren eingeleiteten Familienplanungspolitik entsprach.
Paare in ländlichen Gebieten durften ein zweites Kind haben, wenn das erste ein Mädchen war.
Zhai Zhenwu, Leiter der Chinesischen Gesellschaft für Bevölkerung, sagt, die zu erwartenden zusätzlichen Geburten im laufenden Jahr könnten die Zahl der Neugeborenen auf insgesamt 18 Millionen oder sogar mehr erhöhen. Weitere Lockerungen der Politik seien zu erwarten und könnten zu bleibenden Höchstwerten in den nächsten fünf bis acht Jahren führen.
Laut Bevölkerungsbehörden planen 6,6 Millionen Ehepaare, bei denen ein Partner Einzelkind ist, den Antrag auf ein zweites Kind.
Dies könnte zu jährlich 1,2 Millionen zusätzlichen Neugeborenen führen, mit der Annahme, dass all die Ehepaare, die den Antrag nun gestellt haben, in den nächsten fünf oder sechs Jahren ein zweites Kind bekämen.
Diese Bevölkerungssteigerung werde sich jedoch nicht stark auf die Gesellschaft auswirken, so Yuan.
Die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter sinkt derzeit rapide, was bedeutet, dass selbst mit mehr Lockerungen keine große Bevölkerungserhöhung auftreten wird, selbst wenn allen Paaren ein zweites Kind genehmigt würde.