Die UNESCO hat den chinesischen Kaiserkanal sowie die in China und in den Nachbarländern gelegenen Abschnitte der antiken Seidenstraße zum Weltkulturerbe erklärt. Mit der in Doha getroffenen Entscheidung der UNESCO belegt China nach Italien den zweiten Platz hinsichtlich der Stätten des Weltkulturerbes.
Damit rücken auch die Pflege und Erhaltung der wertvollen Kulturschätze und der Umgang damit in China weiter in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Dabei sorgen insbesondere Bestrebungen für große Besorgnis, derartige Erbestätten in China übermäßig kommerziell nutzen zu wollen. Dazu erläutert Su Zhiliang von der Pädagogischen Universität Shanghai:
„Inzwischen stehen wir oft vor der Situation, dass einige Lokalregierungen die Aufnahme eines Ortes oder einer Sehenswürdigkeit in das Weltkulturerbe als ein Ergebnis ihrer eigenen Leistungen betrachten. Kaum findet sich so eine Stätte auf der Welterbeliste, wird versucht, den Ort übermäßig zu entwickeln und zu verändern, um möglichst viel Geld zu machen: Dazu gehören die Erhöhung der Eintrittspreise ebenso, wie eine kommerzielle Entwicklung, die bis zur Zerstörung der Relikte führen kann."
Ein Ort des Weltkulturerbes kann offenkundig enorme wirtschaftliche Effizienz bringen. Allerdings können Überentwicklung und Über-Nutzung die Relikte beträchtlich gefährden. So trägt etwa der Massentourismus dazu bei, dass in den Mogao-Grotten in Dunhuang bei mehreren Wandmalereien die Farben abblättern und verblassen. Die von Menschen in den letzten Jahrzehnten verursachten Beschädigungen der Mogao-Grotten sind weitaus größer als die Schäden durch natürliche Erosion in letzten mehr als 1000 Jahren.
Dahinter steht auch die Tatsache, dass viele Leute in China die Aufnahme in die Welterbeliste als Startschuss für eine erfolgreiche kommerzielle Entwicklung und als Förderung des lokalen Fremdenverkehrs sehen. Dagegen meint der hierzulande bekannte Kulturkommentator Tan Fei darauf, dass es bei der Aufnahme in die Welterbeliste vor allem um den Schutz und die Erhaltung des Erbes gehe. Dieser Aspekt sei bedeutend wichtiger als eine kommerzielle Verwertung:
„Eine Aufnahme in das Weltkulturerbe zielt im Wesentlichen darauf ab, solche Kulturschätze zu schützen. In diesem Sinne müssen noch mehr gesellschaftliche Ressourcen für den Schutz des Weltkulturerbes eingesetzt werden. Allerdings betrachten viele Landesteile eine Welterbe-Stätte als sprudelnde Profit-Quelle. Besonders, wenn viel Geld ausgegeben wurde, um einen Ort auf die Welterbeliste zu bekommen, dann soll das Geld nach einer erfolgreichen Aufnahme in die Liste durch kommerzielle Nutzung der Stätte schnell wieder eingespielt werden. Dies ist natürlich nicht grundlegend falsch. Aber es muss das wichtigste Gleichgewicht gewahrt werden, nämlich erstens das Kulturerbe besser zu schützen und zu erhalten und es dann zweitens in behutsamem Maße zu entwickeln und zu nutzen. Diese Reihenfolge muss klar berücksichtigt werden."
Und Su Zhiliang von der Pädagogischen Universität Shanghai fügt hinzu, dass für den Schutz des Weltkulturerbes neben Recht und Gesetz auch die Kontrolle der Öffentlichkeit von großer Bedeutung ist: